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„Alles wirkliche Leben ist Begegnung“

uh; 30. Jan 2016, 23:33 Uhr
Bilder: Martin Hütt --- Jürgen Knabe (v.l.), Monika Höhn, Norman Paizano, Ulrich Stücker und Michael Höhn bei Neujahresempfang.
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„Alles wirkliche Leben ist Begegnung“

uh; 30. Jan 2016, 23:33 Uhr
Wiehl - Freunde und Förderer sowie Vertreter von Institutionen waren der Einladung der Ometepe Projektgründer Monika und Michael Höhn in das Victor´s Hotel in Gummersbach gefolgt - Rund 100 Gäste wurden über die bisherige Arbeit informiert und die künftigen Ziele vorgestellt.

Groß war die Freude bei Michael Höhn, Mitbegründer des Ometepe-Projektes, als er am Freitagabend fast doppelt so viele Gäste bei Neujahresempfang begrüßen durfte, darunter zahlreiche Ehrengäste, wie in der Vergangenheit.

[Norman Paizano erzählte von seiner Heimat.]

Superintendent Jürgen Knabe betonte in seiner Festrede, die elementare Bedeutung von Bildung, die im Ometepe-Projekt durch die Vorschule und die Schule, einschließlich der Schulspeisung, durch die Finanzierung von Lehrkräften und durch die Studienförderung von begabten Studenten passiert. „Bildung bedeutet auch, einen Menschen in die Lage zu versetzen, sein Verhältnis zum Nächsten und zu dieser Welt zu reflektieren. Mangelnde Bildung führt zu Entsolidarisierung und zu diffusen Ängsten“, so Knabe. Alles Unbekannte führe zu Ängsten und zur Isolierung. Das gelte für die Situation in Europa genauso wie für die Situation in Lateinamerika. In der „escuela de la esperanza“, der „Schule der Hoffnung“, erhalten die Schüler Elementarbildung und dadurch gute Startbedingungen für ihr Leben.


Bürgermeister Ulrich Stücker sieht das Ometepe-Projekt als Symbol für Mitmenschlichkeit. „Integration beginnt bei den Menschen vor Ort“, betonte Stücker mit Blick auf die vielen Flüchtlinge. Die Eheleute Höhn leben Mitmenschlichkeit, dafür bedankte er sich ausdrücklich. „Alles wirkliche Leben ist Begegnung“, auf diesen Satz von Martin Buber verwies Monika Höhn zu Beginn ihrer Rede. Auf Initiative der Eheleute Höhn war das Ometepe-Projekt 1993 mit einem Startkapital von 15.000 Deutscher Mark entstanden. Dass aus den bescheidenen Anfängen ein kleines mittelständisches Unternehmen werden würde, hatte damals niemand geahnt. Inzwischen werden 21 nicaraguanische Mitarbeiter beschäftigt, vorwiegend Frauen.

Acht Personen arbeiten ehrenamtlich im Fachausschuss des Evangelischen Kirchenkreises „An der Agger“. In den vergangenen 23 Jahren haben Ärzte, Zahnärzte und Lehrer ebenso wie Schüler, Touristen und sogar ein Filmteam die Insel besucht. Inzwischen gebe es eine Freiwilligenstelle, wodurch junge Menschen ein Freiwilliges soziales Jahr auf der Insel leisten können. Im Augenblick ist Krankenschwester Kristina-Lena Engelbert aus Wiehl auf der Insel, um am Alltag der Bevölkerung teilzunehmen. Sie war an diesem Abend über Skype zugeschaltet, zur Freude ihrer Eltern, die zu den Förderern des Projektes zählen und am Neujahresempfang anwesend waren.



Norman Paizano, Medizinstudent aus Dresden mit nicaraguanischen Wurzeln, referierte sehr anschaulich über das Land und seinen Aufenthalt auf Ometepe im Sommer 2015. Er schilderte, wie unter einfachsten Bedingungen Patienten medizinisch versorgt werden. Strom gibt es, manchmal, oder eben auch nicht. Eine spezielle Operationslampe ist nicht vorhanden. Medizinische Eingriffe und Zahnbehandlungen würden bei dem Licht einer Taschenlampe erfolgen. Die Behandlung von Durchfallerkrankungen sei nur sinnvoll, wenn auch Latrinen gebaut werden können. Familienplanung ohne Schulbildung sei hingegen sinnlos. Hebammenprogramme ohne Verkehrsmöglichkeit beziehungsweise Straßenplanung wären ein Tropfen auf den heißen Stein.
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