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Interview: Den Wechsel einfach wagen

Red; 18. Nov 2015, 16:20 Uhr
Bild: privat --- Melina Schmidt und Johanna Pollerhof (rechts) sind von der Realschule auf das Gymnasium Lindlar gewechselt.
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Interview: Den Wechsel einfach wagen

Red; 18. Nov 2015, 16:20 Uhr
Lindlar - Melina Schmidt und Johanna Pollerhof sind von der Realschule auf das Gymnasium Lindlar gewechselt - Sie sind heute in der 11. Jahrgangsstufe und möchten allen Realschülern Mut machen, diesen Schritt ebenfalls zu wagen.
Viele Schüler, die derzeit auf die Realschule gehen, wollen nach dem Realschulabschluss noch das Abitur absolvieren. Dazu müssen sie auf das Gymnasium wechseln, doch die meisten Jugendlichen fürchten diesen Schritt. Melina Schmidt und Johanna Pollerhof wagten den Wechsel und wollen nun auch andere Schüler dazu ermutigen, diese Herausforderung anzunehmen. Oberberg-Aktuell interviewte die jungen Frauen zu dem Thema. Dabei stellte sich unter anderem heraus: Das Gymnasium Lindlar empfiehlt sich für Realschüler.


Oberberg-Aktuell: Wie verlief der Wechsel für Euch?

Melina: Wir sind nach Abschluss der 10. Klasse auf der Realschule in die 10. Klasse des Gymnasiums gewechselt. Inhaltlich gab es keine Lücken, aber auch keine Wiederholungen. Nur in Englisch musste ich meinen Vokabelschatz noch etwas aufstocken.

Janina: Wir sind von allen Leuten sehr nett aufgenommen worden und haben alle schnell kennengelernt. Es hilft, dass es in der 10. Klasse keinen Klassenunterricht mehr gibt und man dadurch in jedem Fach mit immer neuen Leuten in Kontakt kommt.

OA: Hattet Ihr Angst vor der neuen Schule?

Melina: Ja, wir wussten ja auch nicht, was auf uns zukommt und ob wir das schaffen. Ich glaube, wir haben uns zu verrückt und damit zu viel Stress gemacht. Wo unsere Mitschüler ganz gelassen waren, hatten wir immer Angst vor schlechten Noten.


OA: Hat sich das bewahrheitet?

Janina: Nein, unser Zensurenschnitt ist nur minimal schlechter geworden. Wir liegen beide zurzeit bei 2,1 beziehungsweise 2,4.

Melina: Wir sind in der 10. Stufe gut mitgekommen. Jetzt, in der 11., zieht es inhaltlich an. Aber das geht ja allen so, dass sie was tun müssen. Vielleicht haben wir hier sogar einen Vorteil. Denn wir sind auf das Gymnasium mit dem festen Vorsatz gewechselt, das Abi zu schaffen und gute Noten zu schreiben. Dafür haben wir schon in der Realschule gearbeitet. Wir sind gewohnt, etwas zu tun. Mit der Einstellung „alles voll easy hier“ kommt man nicht weit. Man muss es schon wollen.

Janina: Man darf sich auch keine Illusionen machen, dass es woanders besser ist. Der Lernstoff und die Lehrpläne sind doch überall gleich. Und wir haben den Vorteil, in einer Freistunde mal schnell nach Hause zu können und nicht erst Bus fahren zu müssen.

OA: Wie hat der Übergang mit den Sprachen geklappt?

Janina: In Englisch reibungslos. Ich habe allerdings nicht gewagt, Französisch zu nehmen, obwohl ich das in der Realschule als Hauptfach hatte. Ich hatte das Gefühl, zu weit zurück zu sein. Und Melina hatte in der Realschule Biologie als Hauptfach und gar kein Französisch. So haben wir neu mit Italienisch angefangen – wie die anderen Schüler auch. Und das ist problemlos. Wir haben auch einen total netten Lehrer.

OA: Was ist der größte Unterschied zwischen Realschule und Gymnasium für Euch?

Melina: Das selbstständige Lernen wird am Gymnasium vorausgesetzt. Das kannten wir nicht in dieser Form. Ein Beispiel ist der Praktikumsbericht: Auf der Realschule ist im Heft praktisch alles vorgegeben, auf dem Gymnasium musste man sich die Informationen selbst zusammenstellen.

Janina: Mir hat der lange Unterricht zu schaffen gemacht. Das kannten wir nicht. Wir hatten in der 10. Klasse auf dem Gymnasium einen langen Nachmittag und haben dann freiwillig noch einen Vertiefungskurs gewählt, so dass wir dann noch einen zweiten Tag lange Unterricht hatten.

OA: Was ist dieser Vertiefungskurs?

Janina: Den können alle Schüler wählen, um Schwächen auszubügeln und sich jeweils für ein Halbjahr zwischen Mathe, Englisch und Deutsch entscheiden. Danach kann man dann wechseln. Wir haben Mathe gewählt, weil wir total Angst davor hatten. Das war aber völlig unnötig. Nach einem Halbjahr habe ich dann auch aufgehört.

OA: Was könnt ihr heutigen Realschülern raten, die sich jetzt für ein Gymnasium entscheiden sollen?

Melina: Ich kann nur allen den Mut machen, das Gymnasium hier vor Ort zu wählen. Man muss das Abi aber auch selbst wollen, ohne dass die Eltern Druck machen müssen. Man braucht ein gewisses Maß an Fleiß und Ehrgeiz und man muss sich auch mal selbst in den Hintern treten, wenn man eigentlich keine Lust hat. Allerdings ist es nicht so, dass man nur noch lernt. Ich habe sogar gedacht, dass man noch mehr lernen muss und gar keine Freizeit mehr hat. Und das ist nicht so!

Janina: Wir sind auch nicht so die Überflieger, die alles aus dem Handgelenk schütteln. Außerdem muss man auch nicht denken, dass auf dem Gymnasium nur die Eliteschüler sitzen, hier gibt es wie überall auch den Durchschnitt. Außerdem hat jeder Fächer, die einem leichter oder schwerer fallen. Und was ich hier super finde: Ich habe wirklich das Gefühl, dass uns das Gymnasium in Lindlar gut auf das Abi vorbereitet.
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