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XXL-Karnevalsparty übertrifft alle Erwartungen

mg; 15. Nov 2015, 18:38 Uhr
Bilder: Michael Gauger --- Schunkeln, Feiern und Spaßhaben - all das war für fast 4.000 Jecken bei „Arena Alaaf“ in der Schwalbe Arena angesagt
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XXL-Karnevalsparty übertrifft alle Erwartungen

mg; 15. Nov 2015, 18:38 Uhr
Gummersbach - Mehr als sechs Stunden Karneval pur in der Schwalbe Arena - Kölner Top-Kräfte bieten 4.000 Jecken beste Unterhaltung - Gedenkminute für Terroropfer in Frankreich
Von Michael Gauger

„Natürlich haben wir uns heute Morgen zusammengesetzt und uns die Frage gestellt, ob man diese Veranstaltung heute stattfinden lassen kann“, begrüßten die „Arena Alaaf“-Veranstalter Cornelia und Jürgen Berg, sowie Michael Chlechowitz, ihre etwa 4.000 Gäste am Samstagabend in der Schwalbe Arena. Doch gerade weil man diesen verrückten und verblendeten Terroristen keinen Nährboden für ihre grausamen Taten geben dürfe und auch Kanzlerin Angela Merkel am Nachmittag passende Worte gefunden hatte, sollten die Menschen ihr Brauchtum, und damit auch diesen Abend, feiern. Den Opfern und Angehörigen gedachte man, wie bei Großveranstaltungen oder  beim Fußball üblich, klatschend mit einer Gedenkminute.


[Michael Chlechowitz, Cornelia und Jürgen Berg (von links nach rechts) erklärten zu Anfang ihre Überlegungen aufgrund der Anschläge in Frankreich.]

Nun sollte also sollte der Karneval in Gummersbach Einzug halten. Immerhin 48 Prozent der Kartenbesteller kamen aus der Kreisstadt, wie Berg mit einem leichtem Grinsen berichtete. Mit dreimal „Arena – ALAAF !“ war schnell der passende Schlachtruf gefunden. „Hier haben sie den Körper zur Stimme“, scherzte Basti Wirtz, den man ansonsten im Frühprogramm bei Radio Berg hört, als Berg ihn als Moderator für den Abend vorstellt. Überpünktlich marschierten die lokalen Karnevalsvereine, wie der RKV aus Ründeroth, die Närrischen Oberberger aus Engelskirchen, der KV Bielstein und die KG Denklingen mit einem Brauchtumszug auf die Bühne. In zwei Etappen stellte Wirtz diese kurz vor und die mitaufmarschierte „Burggarde Denklingen“ machte den Eisbrecher und weihte die große Bühne mit ihren Sessiontänzen ein. 


Mit der Gruppe „Querbeat“ marschierte der erste Musikact ein. Sofort hatten die 15 buntgekleideten Musiker ihr Publikum vereinnahmt und durften mit ihren Hits wie „Hück oder nie“, „Nie mehr Fastelovend“ oder „Stonn up und Danz“ einen riesigen Chor vor der Bühne ihr Eigen nennen. Überhaupt hielt es einige der quirligen Musiker nicht lange oben und sie begaben sich mitten unters närrische Volk, das bereits jetzt ausgelassen feierte. Guido Cantz, neben seinen Auftritten als Redner im Karneval bekannt aus Funk du Fernsehen, entfuhr zu Beginn seines Auftritts ein lautes „Wow!“, als er staunend in die Halle blickte.



[Hoch hinaus ging es für die Mariechen der Tanzkorps.]

In vielen Stunden Arbeit hatte sich die Schwalbe Arena in eine Eventhalle (OA berichtete) für mehrere Tausend kostümierte und feierfreudige Menschen verwandelt. Dank zwei großer Videoleinwände wurde kein Moment verpasst. Cantz ging bei seinem Auftritt, wie gewohnt auf die Besucher zu, neckte hier und da ein wenig und erntete zahlreiche Lacher. Privates mischte er in seiner Rede gekonnt witzig mit dem Alltagsgeschehen, und wenn es nur das Stau-Chaos in und um Köln war. Im Innenraum der Arena hatte es sich derweil die feierfreudige und bunt kostümierte Meute richtig gemütlich gemacht. Hier und da wurden die Stühle kurzerhand gestapelt, um ordentlich Platz zum Tanzen und Schunkeln zu schaffen.  



[Tänzerisch brilliant: die Fauth Dance Company.]

Die zusätzliche Bestuhlung im Innenraum diente bei den meisten sowieso nur als Ablage für die Getränke und Speisen, die selbst mitgebracht werden durften. Wessen Vorräte bei der Großveranstaltung zur Neige gegangen waren, der konnte zu moderaten Preisen an diversen Stellen für Nachschub sorgen. Bevor „De Räuber“ unter großem Applaus freudig empfangen wurden, nutzte Berg die Gelegenheit seinen Kindern zu danken. „Sie haben tatkräftig organisiert und mitangepackt, so wurde alles wirklich auf die allerletzte Minute fertig“, berichtete der stolze Vater freudig. Als die ersten Takte der Band erklangen und das „Trömmelche“ ging, war der Saal wieder außer Rand und Band. Beim langsamen Titel „Dat es Heimat“ wurden Feuerzeuge geschwenkt und zauberten eine besondere Stimmung. Ohne Zugabe kamen auch sie nicht von der Bühne. „Ach wie gut das niemand weiß...“ war der Refrain von Fritz Schopps, bekannt als „Et Rumpelstilzje“. Auch er hatte wieder etliches, humorvolles und politisches, aus der Welt und dem Märchenland zu berichten. Der 70jährige Schopps ist ein Urgestein der Büttenredner-Szene und rappte zum Schluß, mit Baseballkappe und Brille, als „Standing-Ovation-Man“, nochmals richtig ab.  



[Geizte nicht mit Konfetti: Trompeter Bruce Kapusta.]

Musikalisch starteten die „Paveier“ durch und ließen die Reihen tanzen. Auch sie hatten mit „Heimat es...“ ein heimatverbundes Lied im großen Gepäck, bei dem erneut die ohnehin textfeste Halle mitsang und etliche Feuerzeuge und vereinzelte Wunderkerzen angingen. Mehrfacher Konfettiregen bei Bruce Kapusta, dem „Clown mit der Trompete“. Immer wieder ließ der Musiker Papierschnipsel und Konfetti auf sich und die ersten Reihen regnen, passend dazu spielte und sang er bekannte kölsche Karnevalshits. Natürlich durfte sein „Dä Clown für Üch“ an diesem Abend nicht fehlen. Moderator Wirtz war vermutlich sehr um die anwesenden Jecken besorgt, denn er erkundigte sich zwischendurch immer mal wieder ob noch alle fit seien. Immerhin hatte man zu diesem Zeitpunkt noch zweieinhalb Stunden Programm vor sich. Die Sorge war aber unbegründet, die Oberberger waren fit und etliche Vorbestellungen für das Event im nächsten Jahr waren bereits ausgefüllt und abgegeben worden. Auch hier werden wieder Topkräfte des kölschen Karnevals mit von der Partie sein, wie man schon verriet.  


[Viel Action bei Brings, hier Bassist Stephan.]

Mit den „Rabaue“ ging es musikalisch weiter und vor der Bühne steppte wahrhaftig der Bär. Immer mehr fanden den Weg nach vorne. Beim „Insellied“ und „Ich hab gute Laune“ gab es kein Halten mehr. Drängelgitter vor der Brettern, die an diesem Abend in der Kreisstadt die kölsche Karnevalswelt bedeuteten, dienten dem Schutz der Gäste und verhinderten zwar den direkten Kontakt zu den Künstlern, aber die hohe Bühne gewährte den Zuschauern sowieso beste Sicht auf die Künstler. Überhaupt war fast alles an diesem Abend im Format XXL. Halle, Bühne, Licht, Ton und die ausgiebigen Auftritte der Kräfte überzeugten und sorgten für eine perfekte Atmosphäre im neuen Karnevalsmekka Gummersbach. Lediglich ein klitzekleines Tonproblem zeigte sich beim Auftritt der „Fauth Dance Company“, den die jungen Damen aber profihaft mit Unterstützung des „Orchesters Helmut Blödgen“, das den ganzen Abend für die musikalische Untermalung sorgte, entschärften. Nachdem der Tonträger wieder „vorgespult“ war, ging der Auftritt weiter und die Showtanzgruppe bot etwas fürs Auge und fürs Ohr. In diesem Jahr waren die Kostüme „bayrisch“ gestaltet und recht zünftig gings zu.  

[Die Künstler blickten auf ein Meer buntkostümierter Jecken.]

Mit den Jungs von „Kuhl un de Gäng“ bog man langsam in die Zielgerade von „Arena Alaaf“ ein. Moderne Pop und Soulmusik mischten die Herren gekonnt mit kölschen Texten. Genau das Richtige um nochmals alles aus dem Saal herauszuholen, denn die Musik ging nicht nur ins Ohr, sondern auch in die Beine. Kein Wunder, das mehrere Zugaben gefordert wurden. Das große Finale mit „Brings“ kündigte sich an, als die Bühnentechniker die entsprechenden Utensilien auf die Bühne schoben und Basti Wirtz zum Endspurt aufrief. „Poppe, Kaate, Danze“ im neuen Stil, gepaart mit einigen Takten AC/DC, das war es, was die Halle letztendlich doch zum Überkochen brachte. Hatte es bei den Künstlern des Abend so langsam gebrodelt, so gab es nun bei den Jungs im karierten Outfit absolut kein Halten mehr. Auch Frontmann Peter Brings zeigte sich erstaunt, was man aus einer „Sporthalle“ und vielen Kostümierten machen kann. Zuletzt hatte die Band ein Solokonzert, mit etwas kleinerem Aufwand beim Aufbau, an diesem Ort gespielt.

Wie mehrere Künstler an diesem Abend verlor auch Peter Brings einige Worte zu den Gräueltaten in Frankreich, vertrat aber auch die Meinung, dass man durch Feiern ein Zeichen setzen müsse um das eigene Brauchtum zu ehren, wenn auch mit einer Träne im Auge. Mit ihrem gut einstündigen Auftritt, bei dem sie eine bunte Palette ihrer bekanntesten Hits ablieferten und dem Song „Kölsche Jung“ als deutliches Statement, neigte sich der Abend nach über sechs Stunden dem Ende. Die Veranstalter zeigten sich mit dem ruhigen und guten Verlauf der Veranstaltung sehr zufrieden, die gelungene Mischung aus Rednern, Tanzgruppen und Bands ging auf. Doch selbst als am Schluss die Hallenbeleuchtung anging, wollten einige noch nicht heimgehen. Mit dem unmittelbar nach dem Event beginnenden Abbau sollte jedoch die nächste Mammutaufgabe und eine Nachtschicht für die Crew anstehen. Arena-Alaaf 2016 wird am 12. November stattfinden und präsentiert noch mehr Stars des kölschen Karnevals. Unter anderem haben die „Höhner“, „Kasalla“, „Cat Ballou“ und „Bernd Stelter“ bereits zugesagt, kann Arena-Sprecher Marc-Andre Schröter berichten.
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