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Die Handschrift des Baumeisters

bv; 13. Nov 2015, 12:36 Uhr
Bilder: Bernd Vorländer --- Bürgermeister unter sich - Ulrich Stücker, früherer Erster Beigeordneter, erhielt von Frank Helmenstein den Ehrenring der Stadt Gummersbach für seine Verdienste.
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Die Handschrift des Baumeisters

bv; 13. Nov 2015, 12:36 Uhr
Gummersbach - Gummersbachs früherer Erster Beigeordneter Ulrich Stücker erhielt für seine Verdienste in der Stadt den Ehrenring verliehen.
Im Rathaus der Kreisstadt galten sie auch schon mal als Zwillinge. Zu augenfällig war, dass in ihren Ansichten kein Blatt Papier zwischen den Bürgermeister und seinen ersten Beigeordneten passte. Hinzu kam, dass es bei beiden auch "menschelte". So entwickelte sich nach dem Amtsantritt des Gummersbacher Bürgermeisters Frank Helmenstein im Jahr 2004 eine geradezu symbiotische Verbindung mit Ulrich Stücker, der als junger Baurat bei der Stadt Gummersbach den Niedergang der Firma Steinmüller hautnah miterlebt hatte. Gemeinsam stand man vor einer in ihren Grundfesten erschütterten Stadt, deren Depression bereits einige Jahre andauerte. Glücklicherweise hatten sich die Stadtväter Anfang des Jahrtausends das Gelände des ehemaligen Vorzeige-Unternehmens gesichert. Und nun lag es am Ideenreichtum, an Entschlossenheit, an Überzeugungskraft und dem unbedingten Willen, sich nicht mit dem status quo abzufinden, um ein neues Kapitel aufzuschlagen.



Helmenstein und der gebürtige Wuppertaler Stücker legten los - das Ergebnis ist auf dem Areal des ehemaligen Kesselbau-Riesen heute zu begutachten. "Ulrich Stücker ist der Baumeister des neuen Gummersbach", sagt Helmenstein diese Woche. Da hat er zahlreiche Wegbegleiter Stückers eingeladen, denn der Diplom-Ingenieur sollte den Ehrenring der Stadt erhalten. Stücker habe die Umrisse der Revitalisierung des Geländes bereits früh im Kopf gehabt und das Händchen besessen, mit Geschick und Fingerspitzengefühl dies in die Köpfe der Gummersbacher Politik zu pflanzen. Ab 2004 sorgten die beiden "Zwillinge" dann gemeinsam dafür, dass das Projekt nur noch eine Richtung kannte - nach vorne. 45 Millionen Euro sind seitdem nach Gummersbach geflossen, Stücker und Helmenstein besaßen quasi ein Dauer-Abo bei den Verantwortlichen in Düsseldorf, die über die Freigabe von Fördermitteln zu entscheiden hatten.


Stücker durfte sich die Jahre nach 2004 städtebaulich in der Kreisstadt "austoben", hinterließ aber auch an anderen Stellen in der Stadt seine Handschrift. Doch im Oktober diesen Jahres wurden die Zwillinge getrennt, Stücker ist seither Bürgermeister in Wiehl. Es war für den Gummersbach Rathauschef Helmenstein deshalb auch so etwas wie der Abschluss einer Epoche, als er im Ratssaal seinem Neu-Kollegen den Ehrenring überreichte. Das Ende einer Dienstfahrt in der Kreisstadt und der Beginn einer gewissen Konkurrenzsituation, schließlich bemühen sich Wiehl und Gummersbach beide um die Ansiedlung von Unternehmen und Neubürgern. Doch das werde man partnerschaftlich regeln, denn der Horizont der beiden Rathauschefs ende nicht an der jeweiligen Stadtgrenze, bekannte Stücker. Dass er, der eigentlich Schmuck am Mann nicht leiden kann, den Ring als Ehre tragen will, durften die Gummersbacher durchaus als ehrlich gemeintes Kompliment auffassen.
  
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