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Deutsche aus Russland – Flüchtlinge aus Deutschland

Red; 1. Oct 2015, 12:51 Uhr
Bild: OBK --- Dr. Christian Dickschen stellt bei der Eröffnung Bezüge zur aktuellen Flüchtlingslage her.
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Deutsche aus Russland – Flüchtlinge aus Deutschland

Red; 1. Oct 2015, 12:51 Uhr
Oberberg – Gestern wurde die Wanderausstellung „Geschichte der Deutschen in Russland“ im Kreishaus eröffnet, die zeitgleich ein historisches und ein aktuelles Thema beleuchtet.
Als Schirmherr der Interkulturellen Woche 2015 hat Dr. Christian Dickschen, Integrationsbeauftragter des Oberbergischen Kreises, am gestrigen Mittwochabend die Ausstellung „Deutsche in Russland - gestern und heute“ im Kreishaus offiziell eröffnet. „Vielleicht mag ein Besucher der Ausstellung nachempfinden, was es für die Millionen Flüchtlinge aus Syrien bedeutet, die Heimat zu verlieren und in einem fremden Land anzukommen“, machte Dickschen die Aktualität der Ausstellung deutlich.

Die Ausstellung ist eine Wanderausstellung des Vereins Landsmannschaft der Deutschen aus Russland. Sie zeigt die Geschichte der Deutschen in und aus Russland als einen Verlauf in drei Phasen: Katharina II., selbst eingeheiratete deutschstämmige „Migrantin“, lädt Mitte des 18. Jahrhunderts in ihren Manifesten Ausländer dazu ein, sich in Russland anzusiedeln. „Die Politik erklärte damals Russland zum Einwanderungsland", so Dickschen. 100 Jahre später lebten bereits 500.000 Deutsche in Russland. Die Ausstellung zeigt, dass sie wegen der wirtschaftlichen Not und wegen vieler Repressionen in der alten Heimat kamen, gleichzeitig brauchte das großflächige Russland Wachstum von Bevölkerung und Wirtschaft.



Die zweite Phase zeigt Vertreibung und erneute Auswanderung, nachdem im Jahr 1870 Privilegien für die Zugezogenen abgeschafft wurden. „Der erste Weltkrieg markiert den Beginn des eigentlichen Leidensweges“, erklärte Dickschen. Nach schweren Repressionen gipfelten die Grausamkeiten 1941 in der Massendeportation von 1,1 Millionen Deutschen nach Sibirien. Es dauert bis zum Ende des 20. Jahrhunderts, bis rund zwei Millionen Menschen das Land in Richtung der „alten Heimat“ wieder verlassen. Die dritte Phase ist die Wiedereingliederung in Deutschland. „Trotz ihrer deutschen Wurzeln kommen die Deutschen aus Russland nach Generationen fast wie Fremde zurück Das hat sprachliche, kulturelle und vielleicht auch seelische Gründe“, sagte Dickschen.

Die Ausstellung nimmt sich vieler Vorurteile an und widerlegt, was heute die Integration der Deutschen aus Russland angeblich erschwert. Dickschen hofft, dass die Ausstellung im Foyer des Kreishauses viele Besucher und darunter auch Schüler anspricht, und so zu einer verbesserten Akzeptanz der russlanddeutschen Spätaussiedler beiträgt. Die Ausstellung „Deutsche aus Russland - gestern und heute" ist zu sehen bis zum 21. Oktober im Foyer des Kreishauses, Moltkestraße 42 in Gummersbach, zu den allgemeinen Servicezeiten der Kreisverwaltung. Weitere Informationen auf www.obk.de.
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