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„Nicht für Flüchtlinge, sondern mit ihnen“

fj; 29. Sep 2015, 10:54 Uhr
Bild: Fenja Jansen --- Ein Teil des hier.leben-Teams bei der Eröffnung der Ausstellung am vergangenen Sonntag.
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„Nicht für Flüchtlinge, sondern mit ihnen“

fj; 29. Sep 2015, 10:54 Uhr
Bergneustadt – Noch bis zum 3. Oktober zeigt die Flüchtlingsinitiative hier.leben die kostenlose Ausstellung „Asyl ist Menschenrecht“ mit zahlreichen Informationen zu Fluchtursachen und Fluchtwegen – Einladung zum offenen Treff an jedem Donnerstag.
Wer dieser Tage das Martin-Luther-Haus in Bergneustadt-Wiedenest betritt, landet prompt in einer Ersterfassung. Daten werden abgefragt, bevor es weiter zum Interview geht. Wo kommt man her? Warum ist man auf der Flucht? Schließlich landet man in einem Zimmer, das nach den deutschen Standards zur Unterbringung von Flüchtlingen eingerichtet wurde. Ein Bett, ein Schrank, viel mehr nicht.

Mitarbeiter der Flüchtlingsinitiative hier.leben machen es derzeit möglich, dass man sich als Oberberger mitten im Oberbergischen Kreis fühlt, wie ein Flüchtling nach seiner Einreise in Deutschland. „Wir wollen, dass die Menschen erleben, wie es den Flüchtlingen geht, die derzeit bei uns Schutz suchen“, erklärt Daniel Wolff vom hier.leben-Team. Dazu trägt auch die Ausstellung „Asyl ist Menschenrecht“ von ProAsyl bei, die die Initiative noch bis zum 3. Oktober im Martin-Luther-Haus zeigt.

Die Ausstellung schildert die Lage in Kriegs- und Krisengebieten sowie in deren Nachbarregionen. Sie informiert über Fluchtursachen und Fluchtwege. Sie berichtet über die Situation an den EU-Außengrenzen sowie im Inneren Europas und Deutschlands und hilft so zu verstehen, warum Menschen fliehen und welchen Gefahren sie dabei ausgesetzt sind.



Dabei wartet die Plakat- und Multimedia-Ausstellung auch mit überraschenden Informationen auf: Immer noch bleiben die meisten Flüchtlinge in ihrer Region, als Binnenvertriebener im eigenen Land oder in den Nachbarstaaten. Nur ein kleiner Teil kommt nach Europa, das nichtsdestotrotz in die Aufrüstung an den Außengrenzen investiert: Für die Sicherung der EU-Außengrenzen gab die Europäische Union mit 1,820 Milliarden Euro (2003 bis 2013) knapp dreimal so viel aus wie für die Verbesserung von Asylverfahren und Aufnahmebedingungen für Flüchtlinge.

Das eigene Erleben, die geschilderten Schicksale und die Fakten über Fluchtursachen, Fluchtwege, Asylverfahren und Asylrecht ergeben ein Gesamtbild über ein Thema, bei dem es ansonsten schwer ist, den Überblick zu behalten. Und sie tragen auch dazu bei, selbst Position zu beziehen – jenseits von diffusen Ängsten, Vorurteilen und Polemik. Die Ausstellung kann ab heute bis zum 3. Oktober von montags bis freitags zwischen 16 und 20 Uhr ohne vorherige Anmeldungen besucht werden. Auch Schulklassen sind willkommen, hier wird jedoch um vorherige Anmeldung unter Tel.: 0171/24 27 025 gebeten.

Die Flüchtlingsinitiative hier.leben entstand auf Initiative von sechs Mitgliedern der Kirchengemeinde Wiedenest. Heute besteht sie aus rund 15 Personen. Im Mittelpunkt der Arbeit steht die Begegnung. So findet jeden Donnerstag von 17 bis 19 Uhr ein offener Treff im Martin-Luther-Haus statt, bei dem sich Schutzsuchende und Alteingesessene in lockerer Atmosphäre begegnen können. Hierzu lädt die Initiative alle Bewohner von Bergneustadt herzlich ein. „Unser Ziel ist es, kein Treff für Flüchtlinge zu machen, sondern mit ihnen. Aus diesen Begegnungen entwickeln sich dann oft ganz von alleine Freundschaften“, so Wolff.
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