Archiv

Jung, wild und die große Unbekannte

uk; 31. Aug 2015, 14:04 Uhr
Bilder: Michael Kleinjung --- Das Team des TuS Derschlag I.
ARCHIV

Jung, wild und die große Unbekannte

uk; 31. Aug 2015, 14:04 Uhr
Gummersbach - Die Handballsaison 2015/16 steht in den Startlöchern und Oberberg-Aktuell beleuchtet Neuverpflichtungen, Abgänge und Chancen der oberbergischen Vertreter in den einzelnen Ligen - Heute Oberligist TuS Derschlag I.
Eine Prognose über die Leistungsstärke des TuS Derschlag I dürfte nur in der Rubrik Kaffeesatzleserei zu finden sein. Es fängt beim Namen an, denn eigentlich ist die Oberligamannschaft eine Mischung aus Akteuren des TuS Derschlag und des VfL Gummersbach, soll aber nicht als Zweitvertretung der Handballsprt Gummersbach/Derschlag auflaufen. Also tritt der TuS in der Oberliga an, aber erst wenn man am Samstag in Köln-Wahn die Spielzeit 2015/16 eröffnet, wird man erste Antworten auf einige Fragen bekommen. Das neue Team setzt sich quasi nach dem Baukastenprinzip zusammen: Aus Spielern der ehemaligen Oberligamannschaft des TuS Derschlag sowie Ex-Akteuren der Drittligamannschaft des VfL Gummersbach II und einigen Nachwuchskräften aus der A-Jugend. "Man könnte uns fast als Handballspielende Krabbelgruppe bezeichnen", findet Philipp Wilhelm, der am Regiepult des jungen Teams steht. Wilhelm ist freilich selbst ein Jungspund in der Trainerszene.


In der abgelaufenen Saison noch als Abwehrchef des Ligakonkurrenten TV Strombach aktiv, übernahm er jetzt seine erste hochkarätige Trainerstelle - mit immerhin erst 26 Jahren. Allerdings: Übertriebenes Fracksausen kennt Wilhelm nicht: "Ich betrachte das Ganze als tolle Möglichkeit und höchst interessante Herausforderung für mich", sagt er und ergänzt: "Spannender als mit einem komplett neu formierten Kader arbeiten zu können, gehts doch gar nicht. Ich freue mich jedenfalls riesig über diesen coolen Job." Bei aller jugendlichen Euphorie verkennt Wilhelm freilich nicht, dass auf ihn und die Seinen ein hartes Stück Arbeit wartet. Das hat die Vorbereitung jedenfalls schon angedeutet:

Stärken und Schwächen

"Die Jungs sind jung, heiß, bissig und schnell auf den Beinen. Wir haben eine starke Deckung", sagt der Ex-Strombacher, der "nur im äußersten Notfall" noch mal selbst zur Kugel greifen würde, sich aber eigentlich ausschließlich als Trainer sieht. Als weiteres Faustpfand sieht er die beiden Routiniers im Kader. Maik Pallach ist mit seinen 34 Lenzen der verlängerte Arm Wilhelms auf dem Parkett und hat seine Leaderfunktionn als Abwehrchef und ruhender Pol  längst verinnerlicht. Unterstützt wird er  insbesondere von Marc Erlinghagen, der zwar erst 24 ist, aber auch schon über viel Erfahrung verfügt. Flinke Beine in der Abwehr sollen auch die Basis für ein effektives Gegenstoßspiel sein. "Das müssen  wir als echte Stärke in unser Spiel einbringen", orakelt Wilhelm.


[Mit zahlreichen neuen Akteuren geht der TuS Derschlag in das "Abenteuer Oberliga".]

Umgekehrt sieht der Handball-Trainer in der "Wildheit meiner Jungs" gleichzeitig auch eine Schwäche: "Im Angriff agieren wir oft noch viel zu ungeduldig und schließen viel zu früh ab. Da fehlt es uns einfach noch an Routine." Schwierig auch, dass die Oberligamannschaft an den drei Trainingstagen in der Woche in unterschiedlichen Zusammensetzungen trainiert, mal nehmen A-Jugendliche teil, mal Akteure aus der Drittligamannschaft der Handballspielgemeinschaft. Kontinuität und Automatismen sind da nur schwer zu entwickeln.
Nicht umsonst hat Wilhelm denn auch ein unverbindliches Saisonziel ausgegeben - nämlich gar keins. "Wir wollen einfach Handball spielen und dabei unsere jungen Leute weiterbringen. Klar ist natürlich, dass es sich bei unserem Team nicht um den TuS Derschlag aus der Vergangenheit handelt. Viel wird letztlich von unserem Saisonstart abhängen." 

Fazit

Der neue TuS ist ein bunt zusammengewürfelter Haufen, der sich verständlicherweise erst finden muss. Nachvollziehbar, dass man im Gegensatz zum Ligarivalen Strombach erst gar nicht die zum kommenden Spieljahr gegründete Nordrheinliga im Visier hat, weil es einfach zu viele Unbekannte gibt. Aufklärung gab es auch durch die Vorbereitung kaum. Man kassierte beispielsweise im BSP-Cup-Halbfinale zwar eine satte Zehn-Tore-Pleite gegen den Klassenkameraden aus  Strombach, "doch da sind wir mit einem absoluten Rumpfkader angetreten", erklärt Wilhelm, der auch für die 13:15-Pleite im Spiel um Platz drei gegen Verbandsligist TV Bergneustadt plausible Argumente zu haben glaubt: "Da haben wir tags zuvor gegen einen belgischen und einen holländische Erstligisten getestet. Gegen Bergneustadt waren wir dann richtig platt." Gegen die Belgier gab es übrigens eine gute Vorstellung, die mit einem Sieg belohnt wurde und Hoffnung in Richtung Meisterschaftsrunde gibt. Alles in allem bleibt der TuS Derschlag eine Wundertüte, die etliche Überraschungen bereithalten könnte.

Test und Tore

TuS - TV Bergneustadt (Gruppe BSP-Cup) 19:13
TuS - Marienheide/Müllenbach (BSP-Cup) 22:14
TuS - TV Oberbantenberg (26:12)
TuS - TV Strombach (Halbfinale BSP-Cup)  22:32
TuS - TV Bergneustadt (um Platz drei BSP-Cup) 13:15 
Sieg gegen belgischen Erstligisten
Niederlage gegen holländischen Erstligisten

Spielerkader

Tor:
Dominik Schmidt

Feld:
Marc Erlinghagen
Marco Rubel
Timo Domian
Davidson Idahosa
Mathias Pötsch
Christoph Haselbach
Maik Pallach
Marvin Straub
Pascal Seinsche
Tobias Mlynczak

Trainer
Philipp Wilhelm

Betreuer:
Ulli Mann

Physiotherapeut
Norman Beyer  
  
WERBUNG