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Der grüne Daumen im Hospiz

Red; 23. Aug 2015, 17:57 Uhr
Bilder: privat.
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Der grüne Daumen im Hospiz

Red; 23. Aug 2015, 17:57 Uhr
Wiehl – Marcello Carrara kümmert sich seit neun Jahren ehrenamtlich um die Pflanzen im Johannes-Hospiz – Mit dem nächsten Ausbildungslehrgang für Hospizhelfer wird sich dies ändern.
Beim Umsorgen der Pflanzen im Johannes-Hospiz Oberberg in Wiehl folgt Marcello Carrara einem Grundsatz: „Was würde ich jetzt brauchen, wenn ich diese Pflanze wäre?" Und so erhalten die tropischen Pflanzen im Atrium jeweils zwei Mal zehn Liter aus der Gießkanne, den Orchideen auf der Fensterbank füllt er die benötigte Feuchtigkeit in einen Übertopf und der Grünpflanze im Bad gießt er das Wasser in die trichterförmigen Blätter.
 

[Marcello Carrara übernimmt sein Ehrenamt mit Leidenschaft.]

Seit neun Jahren ist der 68-Jährige aus Gummeroth beim Malteser-Hospizdienst aktiv und dabei ehrenamtlich für die Pflanzenpflege im Hospiz der Johanniter zuständig. „Als ich vor zehn Jahre nach Deutschland kam, suchte ich eine sinnvolle Aufgabe", sagt der gebürtige Italiener. Während seines Arbeitslebens hat er als Techniker gearbeitet. „Doch dann bin ich ausgestiegen", erzählt er.


 
In der Toskana versorgte er daraufhin mit seiner Frau eine Schafherde und einen Olivenhain. „Ich habe ein Gespür für Tiere und Pflanzen", sagt Marcello Carrara. Der ehrenamtliche Blumendienst im Hospiz bereite ihm daher große Freude. Einmal in der Woche begibt er sich im Haus mit der Gießkanne in der Hand auf den Weg durch sämtliche Räume. Er füllt Wasser in Töpfe, dreht Pflanzen ins Licht, entsorgt vertrocknete Blätter und stützt Blütentriebe ab.
 
„Eigentlich hat meine Frau den grüneren Daumen, daher berät sie mich manchmal bei meinem Ehrenamt", meint er schmunzelnd. Der ehrenamtliche Malteser hilft an vielen Stellen, wenn im Hospiz mal Unterstützung gefragt ist. Dann geht er mit einem Hospizbewohner einkaufen, besucht mit einem anderen eine Gartenausstellung oder bringt der Küche die benötigten Kartoffeln mit. „Man sollte im Leben anderen etwas geben", das ist sein Leitsatz.
 


„Hier im Hospiz begegnet man dem Sterben und lernt dabei, für jeden Tag des eigenen Lebens dankbar zu sein", sagt Marcello Carrara. Er hat schon früh darüber nachgedacht, sich bei den Maltesern zum Hospizhelfer ausbilden zu lassen. „Doch dafür hatten meine Sprachkenntnisse zuvor nicht ausgereicht", erklärt er. „Die letzte Lebensphase eines Menschen ist wichtig, daher wollte ich nicht, dass ich aufgrund eines sprachlichen Missverständnisses etwas falsch mache." Doch nun ist sein Deutsch sehr gut und er plant im kommenden Jahr am nächsten Ausbildungslehrgang der Malteser teilzunehmen.
  
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