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„Münte“ noch voll im Saft

db; 14. Aug 2015, 01:35 Uhr
Bilder: Daniel Beer --- Helge Sulfrian (v.l., Geschäftsführer SPD Oberberg), Karl- Heinz Schramm (Vorsitzender SPD Morsbach), Bundestagsabgeordnete Michaela Engelmeier, Franz Müntefering, Jörg Bukowski, Friedhelm Julius Beucher und Caritas-Chef Peter Rothausen.
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„Münte“ noch voll im Saft

db; 14. Aug 2015, 01:35 Uhr
Morsbach – Die Chancen des demografischen Wandels wollte die Morsbacher SPD diskutieren und hatte dafür mit Ex-Parteichef Franz Müntefering ein Musterbeispiel eingeladen.
Franz Müntefering. Der ehemalige SPD-Chef und Vizekanzler zählt mit seinen 75 Jahren ganz sicher nicht mehr zu den jungen Hüpfern, aber zum alten Eisen gehört er deshalb noch lange nicht. Wohl eher zu den alten Hasen. Auf Einladung des SPD-Ortsvereins war er gestern Abend zu einer Diskussionsrunde zum Thema „Die Chancen des demografischen Wandels“ in die Kulturstätte gekommen. Er kennt sich aus, denn seit einiger Zeit ist Müntefering Beiratsvorsitzender des Berliner Demografie Forums. Seine Rede hielt er mit Feuereifer wie zu besten Wahlkampfzeiten. Bei der Redezeit hielt er sich mit gut 30 Minuten aber zurück, schließlich wollte er noch mit den anderen politischen Gästen und den anwesenden Bürgern diskutieren.




[Jörg Bukowski (links) und Roland Adelmann.]
  

Der „demografische Wandel“ – also eine immer älter werdende Gesellschaft - ist ein Schreckgespenst, das nicht nur durch zahlreiche Artikel auf Oberberg-Aktuell geistert, sondern überall und gerne als eines der ganzen großen Probleme der kommenden Jahrzehnte benannt wird. Und das stimmt grundsätzlich auch, wie Müntefering erklärte. „Wir können aber Einfluss nehmen“, sagte er. „Das Thema hat ganz eng mit Kommunal- und Kreispolitik zu tun.“ Was dem Oberbergischen Kreis bevorsteht, darüber war Müntefering genau informiert. Bis 2030 wird beispielsweise die nächste Elterngeneration (25 bis 44 Jahre) um 20 Prozent kleiner werden. In den 20 Jahren danach nochmals um fast den gleiche Wert. „Der Oberbergische Kreis ist nicht so stark betroffen wie andere Regionen, aber auch hier warten große Herausforderungen“, sagte Müntefering. Das seien vor allem die medizinische Versorgung, Mobilität und natürlich der Stopp der Abwanderung junger Menschen aus dem ländlichen Raum.


[Müntefering war 1998 schon einmal in Morsbach zum 50-jährigen Bestehen des SPD-Ortsvereins.]

Im Anschluss ging es in die Diskussion. Dort bemängelte Caritas-Geschäftsführer Peter Rothausen etwa, dass Deutschland weltweit Schlusslicht bei Geburten ist. „Die Menschen haben Angst, bei Erziehung etwas falsch zu machen“, sagte Rothausen über eine der Ursachen. Gleichzeitig würden in Deutschland 2,5 Millionen Kinder an der Armutsgrenze leben, was der Caritas-Chef beschämend findet. Bundestagsabgeordnete Michaela Engelmeier forderte eine bessere finanzielle Ausstattung der Kommunen. Morsbachs Bürgermeister Jörg Bukowski, der aber von der SPD Morsbach ausdrücklich als Landratskandidat eingeladen und vorgestellt wurde, erläuterte einen Vorteil des demografischen Wandels: Die Schulklassen würden kleiner und das bedeute eine bessere Bildung für den einzelnen Schüler. Landtagsabgeordneter Dr. Roland Adelmann versprach, man habe die Probleme auf Landesebene erkannt. Das gilt auch für die junge Generation, so Adelmann: „Die Jugend hat viel mehr Ahnung von der Zukunft, als Erwachsene oft glauben.“
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