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Bürger informierten sich über Notunterkunft

uk; 13. Aug 2015, 22:02 Uhr
Bilder: Michael Kleinjung --- Viele Bürger nutzten die Gelegenheit, um sich aus erster Hand im Ratssaal über die Notunterkunft und die Situation der Flüchtlinge zu informieren.
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Bürger informierten sich über Notunterkunft

uk; 13. Aug 2015, 22:02 Uhr
Gummersbach - Gummersbachs Bürgermeister Frank Helmenstein hatte in den Ratssaal geladen - Leben mit den Zufluchtsuchenden läuft völlig problemlos.
Von Uli Klein

Das Thema ist seit ein paar Tagen in aller Munde. Kein Wunder, dass der Ratssaal der Stadt Gummersbach  am Donnerstagabend bis auf den letzten Platz gefüllt war. Über 250 Bürger waren gekommen, um sich über die städtische Notunterkunft in Strombach und deren Bewohner aufklären und informieren zu lassen. Bürgermeister Frank Helmenstein erläuterte, dass das Land NRW nach dem so genannten Königssteiner Schlüssel, einer Verordnung  aus den 1950er Jahren, grundsätzlich verpflichtet sei, exakt 21,24 Prozent aller Zufluchtsuchenden, die nach Deutschland kommen, aufzunehmen.

Im Klartext: Jeder fünfte Asylbewerber kommt nach Nordrhein-Westfalen. Die Bezirksregierungen legen dann fest, welche Kommune wieviel Flüchtlinge zugewiesen bekommt. Von den 396 Kommunen in NRW sind derzeit 90  Städte und Gemeinden aufgefordert, asylsuchende Menschen aufzunehmen - darunter eben auch Gummersbach.
150 Menschen sind seit einigen Tagen in der ehemaligen Hauptschule Gummersbach-Strombach untergebracht. In den kommenden vier bis sechs Wochen wird dann geprüft, wer von diesen Menschen als Asylbewerber anerkannt wird (zum Beispiel aus politischen Gründen) oder welche Anträge abgelehnt werden. "Das liegt aber nicht  in unserem Ermessen", betonte der Rathauschef. Republikweit rechnet man 2015 mit rund 450.000 Flüchtlingen.


Helmenstein betonte, dass man in Gummersbach gerne helfe, irgendwann aber an Grenzen stoße: "Wir helfen gerne, aber wir müssen natürlich auch dazu in der Lage sein. Schon alleine um den sozialen Frieden zu gewährleisten." Im Übrigen dürften sich die Strombacher Flüchtlinge frei im Stadtgebiet bewegen, müssten sich aber in der Unterkunft an- und abmelden und abends spätestens um 22 Uhr wieder in der Unterkunft sein.



Lobende Worte fand der erste Bürger der Stadt nicht nur für den rund um die Uhr tätigen Sicherheitsdienst und die städtischen Betreuer, sondern auch für die Bevölkerung durch deren Spenden bis gestern 15 Kleinbusladungen mit Kleidung, Schuhen oder Spielzeug den Weg in die ehemalige Hauptschule fanden. Gleichzeitig beruhigte er die Gummersbacher Bürger: "Sie können sicher sein, dass wir ihre Interessen in alle Richtungen vertreten." Allerdings ist derzeit noch unklar, wie es weitergeht in der Flüchtlingsfrage, wenn die 150 aktuellen Asylsuchenden Strombach in einigen Wochen wieder verlassen. Möglicherweise werden dann neue Asylbewerber nach Strombach kommen.

Bisher, so Helmenstein, habe  es noch keine nennenswerten Zwischenfälle im Zusammenhang mit den Zufluchtsuchenden gegeben. Das konnten auch Norbert Grüterich und Rainer Gosebruch, Leitende Beamte der Kreispolizeibehörde, bestätigen. "Wir hatten lediglich einen "Ministreit" in der Notunterkunft zu schlichten", sagte Grüterich. Dr. Bruno Arenz erläuterte den Besuchern, wie das Kreisgesundheitsamt mit der Situation umgeht: "Bis jetzt haben wir bei den Untersuchungen keinen einzigen Hinweis auf eine Erkrankung gefunden, die das Umfeld der Unterkunft gefährden würde", sagte der Mediziner und ergänzte, "dass man sich von der Vorstellung lösen sollte,  dass Menschen aus fremden Ländern infektionsfähiger sind als wir selbst." Eine Feststellung, die mit lang anhaltendem, lautem Beifall quittiert wurde.

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