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Dorf wehrt sich gegen Raser und Falschfahrer

nh; 14. Aug 2015, 10:20 Uhr
Bilder: Nils Hühn --- Direkt der erste Autofahrer beim gestrigen Ortstermin fuhr auf der falschen Seite an der Verkehrsinsel vorbei.
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Dorf wehrt sich gegen Raser und Falschfahrer

nh; 14. Aug 2015, 10:20 Uhr
Nümbrecht - Die Einwohner des 150-Seelen-Dorfs Langenbach sind sauer - Immer wieder rasen Autofahrer auf der falschen Seite an einer Verkehrsinsel vorbei - Seit über 20 Jahren ist die eigentliche Verkehrsberuhigung ein Ärgernis (AKTUALISIERT).
Von Nils Hühn

Donnerstagnachmittag hatten die Langenbacher Bürger die Presse und Bürgermeister Hilko Redenius eingeladen, um sich die Verkehrssituation im Ort anzusehen. Langenbach liegt im Süden Nümbrechts und wird von vielen ortskundigen als Schleichweg zwischen Nümbrecht und Waldbröl genutzt. Dementsprechend hoch ist das Verkehrsaufkommen in der Rush-Hour. Frank Hansen wohnt mit Frau und Kindern unmittelbar an der Verkehrsinsel, die mitten in der Straße Langenbach liegt und 1994 im Zuge des Kanalbaus als Verkehrsberuhigung errichtet wurde.


Eine Beruhigung stellte sich nicht ein, sondern das Gegenteil ist der Fall. „Jedes zweite Auto fährt auf der falschen Seite an der Insel vorbei. Zu schnell sind sie aus beiden Richtungen“, so Hansen, der die Einfahrt vor seinem Haus vergrößerte, um nicht rückwärts vom Grundstück fahren zu müssen. „Wenn ich an der Straße geparkt habe, wurde mein Auto zerkratzt oder die Spiegel abgetreten“, berichtete er bei der Ortsbesichtigung. Direkt das erste Auto fuhr wie zum Beweis mit hoher Geschwindigkeit auf der falschen Seite an der Insel vorbei. Während des Termins düste sogar ein Schulbus links vorbei. Die Abneigung gegen die Insel ist also verständlich. Bereits kurz nach Errichtung der Verkehrsinsel wollten die Einwohner Langenbachs eine zusätzliche Verkehrsberuhigung, die zu einer Temporeduzierung führen sollte. Doch der Gemeinderat entschied sich 1995 dagegen.

20 Jahre später soll sich dies ändern. Die Bürger schrieben Mitte Juni den Bürgermeister an und dieser versprach Hilfe. Seit heute Morgen wird die Geschwindigkeit im Ort durch die Gemeinde gemessen. Insgesamt zwölf Tage lang werden Verkehrsaufkommen und Tempo der Fahrer ermittelt. „Wenn wir was beim Straßenverkehrsamt erreichen wollen, brauchen wir Daten“, erklärte Redenius. Nach der ersten Messphase sollen kleine „Knubbel“ auf einer Seite der Verkehrsinsel aufgebracht werden. Dies war die Idee der Langenbacher, die sich dadurch eine geringere Durchfahrtsgeschwindigkeit erhoffen und natürlich auch, dass alle vorschriftsmäßig rechts an der Verkehrsinsel vorbeifahren.


[Die Hälfte der aus Nümbrecht kommenden Autofahrer fahren links an der Verkehrsinsel vorbei. Dabei stört es sie nicht, dass an der dortigen Kreuzung die Vorfahrtsregel "rechts vor links" gilt und in unmittelbarer Nähe eine Bushaltestelle für Schulkinder liegt.]

In einer zweiten Messphase soll überprüft werden, ob sich eine Verhaltensänderung eingestellt hat. „Wir lassen auch prüfen, ob man aus dem ganzen Ort eine Tempo-30-Zone machen kann“, erklärte Redenius. „Mit dem jetzigen Vorgehen sind wir sehr zufrieden. Natürlich hoffen wir, dass es auch dauerhafte Maßnahmen werden“, blicken Hansen und seine Nachbarn gespannt auf die nächste Bauausschusssitzung, in der Ende September über die Verkehrssituation in Langenbach gesprochen werden soll.


[Bilder: Frank Hansen --- Innerhalb von wenigen Minuten machte Frank Hansen diese Aufnahmen. Egal ob normales Auto, Lastwagen, Schulbus oder Transporter - alle passierten die Verkehrsinsel auf der linken und damit falschen Seite.]
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