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Zehn Jahre Tagesmütternetz in Oberberg

fk; 15. Jul 2015, 10:10 Uhr
Bilder: Friederike Klein --- Jessica Helms (32) inmitten „ihrer“ Kinder – „Bindung ist das A und O der frühkindlichen Entwicklung“.
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Zehn Jahre Tagesmütternetz in Oberberg

fk; 15. Jul 2015, 10:10 Uhr
Oberberg - Auf zwei Säulen steht die Tagespflege und Betreuung von Kindern unter drei Jahren in Oberberg: Kindertageseinrichtungen mit U3-Betreuung und Tagespflegepersonen.
Von Friederike Klein



„Qualifizierte Tagespflegeperson“ lautet die genaue Bezeichnung für Tagesmütter und –väter, wie zum Beispiel Jessica Helms aus Geilenkausen, die eine engagierte Tagesmutter ist. Quirlig geht es hier im bunten und kindgerechten Spielzimmer der Familie Helms zu. Yorick ist ein gutes Jahr alt und schnell wie der Wind. Überall entdeckt er Neues. Mit allem, was er findet, eilt er herbei, untersucht und zeigt es strahlend. Benjamin ist fast drei Jahre alt und findet den Trecker mit den Anhängern einfach toll. So geht es aber auch der zweijährigen Viktoria. Jeder möchte damit spielen und schon kullern die Tränen. Aber Jessica Helms klärt in aller Ruhe den kleinen Streit, schlägt eine Lösung vor und die beiden Kinder spielen glücklich zusammen weiter.

Der Ausbau und der Bedarf von U3-Plätzen sind seit Jahren in aller Munde. Der Bedarf steige weiter, erzählen Fachberaterin Christine Martin-Sannert vom Tagesmütternetz Oberberg und Kreisdirektor Jochen Hagt vom Oberbergischen Kreis (OBK). Mit rund 1.100 U3-Plätzen – immerhin ein Anteil von 35 Prozent – ist der OBK gut aufgestellt im Gegensatz zu anderen Gebietskörperschaften, so Hagt. Zum einen gäbe es die Kindertageseinrichtungen und „darüber hinaus gibt es das Tagesmütternetz Oberberg, seit zehn Jahren auf Augenhöhe mit der Betreuung in den Kitas“, erklärt Hagt.



[Benjamin (2) zeigt Kreisdirektor Jochen Hagt das Spielzeug.]
  
Circa 250 bis 300 Kinder befinden sich in der Betreuung der rund 130 Tagespflegepersonen, die die gültige Pflegeerlaubnis haben. Daran sind bestimmte Voraussetzungen geknüpft, wie zum Beispiel ein Grundqualifizierungskurs nach dem Curriculum des Deutschen Jugendinstitutes, Fort- und Weiterbildungen. Angestrebt ist, „dass im Kreis alle Tagespflegepersonen auch die Aufbauqualifikation erwerben“, betont Hagt. „Ich bin froh, dass wir eine Ausbildungsstätte haben, das Katholische Familienhaus Wipperfürth.“ Flächendeckend ist das Netz der Tagespflegepersonen. Seit der Vereinsgründung ist das Tagesmütternetz in der Trägerschaft des OBK. Nicht dazu gehören die Städte Radevormwald, Wipperfürth und Gummersbach, da es hier eigene Jugendämter gibt. Die sind dort für die Tagesbetreuung zuständig. Mit der Stadt Wiehl besteht ein Kooperationsvertrag.


„Viele Eltern gehen wieder früher arbeiten, insbesondere Eltern mit Kindern zwischen einem bis zwei Jahren“, erzählt Martin-Sannert aus ihren Erfahrungen. Hinzu kommt, dass Kinder ab dem vollendeten ersten Lebensjahr nach dem Kinderbildungsgesetz KiBiz einen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz haben. Je nach den Berufen der Eltern ist da ein sehr individuelles Betreuungsangebot gefragt, dem das Angebot des Tagesmütternetzes sehr entgegenkommt. Bei Helms zum Beispiel kommen die ersten Kinder zwischen 7 und 7.30 Uhr morgens. „Ebenso ist die Abholung individuell. Das geht schon mal bis 20 Uhr“, erzählt Helms. Das sei zum Beispiel einer der Vorteile des familienähnlichen Angebots, erklärt Martin-Sannert. Alles wird genau abgestimmt und es entwickelt sich eine Erziehungspartnerschaft. Denn ohne Vertrauen sei vieles nicht möglich, betont Helms.

Da meldet sich Lutz, gerade ein Monat alt und das fünfte Kind in der Familie Jessica und Tim-Oliver Helms. Jetzt ist es auch Zeit für den Besuch zu gehen. Denn für Jessica Helms steht die Vorbereitung des Mittagessens für alle an, während die Kinder noch malen und spielen. Auch wenn vieles individuell geregelt ist, Flexibilität und Improvisation an der Tagesordnung sind: es gibt einen ganz normalen geregelten Ablauf des Tages.

Weitere Informationen sind unter www.tagesmuetternetz.de zu finden.
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