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Der Dino will nach oben

bv; 14. Jul 2015, 14:55 Uhr
Bilder: Alexander Arnold --- Mit diesem Team will der VfL Gummersbach in der kommenden Saison für Furore sorgen und in der Tabelle einen Sprung nach oben machen.
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Der Dino will nach oben

bv; 14. Jul 2015, 14:55 Uhr
Gummersbach – Der VfL Gummersbach blickt mit Zuversicht auf die kommende Saison - 'RPP - Ambulantes Therapie- und Reha-Zentrum', AggerEnergie und die Sparkasse Gummersbach-Bergneustadt präsentieren die Berichterstattung über den VfL Gummersbach.
Von Bernd Vorländer

Wie sich die Perspektiven und die Ansprüche ändern können! Vor gut vier Jahren stand der VfL Gummersbach vor der Insolvenz und konnte nur mit einem finanziellen Kraftakt die Zugehörigkeit zur Bundesliga sicher. Gerade einmal zwei Jahre ist es her, dass der VfL Gummersbach sportlich das Aus vor Augen hatte und nur mit viel Glück dem Abstieg entging. Damals musste Altmeister TV Großwallstadt in die 2. Liga und ist heute wegen fehlender Finanzmittel in Liga 3 angekommen. Mancher in der oberbergischen Kreisstadt realisiert erst heute, welchen Tanz auf der Rasierklinge der VfL hinter sich hat, denn das TVG-Schicksal hätte auch Gummersbach blühen können.


[Der neue VfL-Kreisläufer Evgeni Pevnov brennt nach eigenen Worten darauf, sein Können den VfL-Fans zu zeigen.]

Und heute? Ist zumindest in der Kreisstadt alles ganz anders. Die Blau-Weißen um Trainer Emir Kurtagic haben in der vergangenen Saison überrascht und mit einem 10. Platz eine erste Duftmarke gesetzt. Das aber soll längst nicht das letzte Wort gewesen sein. „Wir wollen möglichst schnell in der Tabelle weiter klettern und Plätze erreichen, die uns ins internationale Geschäft bringen“, sagt VfL-Manager Frank Flatten auf der heutigen Saison-Pressekonferenz. Vor zwei Jahren wäre er für eine solche Äußerung ausgelacht worden, jetzt beginnen viele, ihm das auch zu glauben. Der Dino der Handball-Bundesliga, der seit 50 Jahren dabei ist und deshalb auch das Eröffnungsspiel der Jubiläumssaison gegen Rekordmeister THW Kiel am 23. August in der Dortmunder Westfalenhalle austragen darf, robbt sich wieder in die Beletage des deutschen Handballs.


Die positive Entwicklung hat Gründe. Natürlich die SCHWALBE arena, die als Spielstätte ein Quantensprung war. Natürlich das Publikum, das dabei ist, die Halle zu einer Festung werden zu lassen. Selbstverständlich auch ein Trainer, der trotz mancher „Expertenmeinung“ auf den Tribünen seinen Weg gegangen ist und in der vergangenen Saison zeigen konnte, was mit einer jungen, begeisterungsfähigen Mannschaft möglich ist. Und schließlich ein Management, das aus der Not eine Tugend gemacht hat. Mit Mini-Budget ausgestattet waren es vor allem junge Spieler, die in die Kreisstadt gelotst wurden. Sie sind das Kapital, auf das man heute baut, wenn man von der Wiederholung glorreicher Zeiten träumt. Dieses Team will Kurtagic weiterentwickeln, ihm den Schliff geben, damit die Akteure vom Talent zum anerkannten Bundesligaspieler reifen.

Stolpersteine gibt es noch genügend auf diesem Weg. Junge Spieler kämpfen mitunter mit Leistungslöchern, schwierige Phasen fallen denen leichter, die über Erfahrung verfügen. Verletzungen, von denen der VfL in der vergangenen Spielzeit weitgehend verschont blieb, können Entwicklungen stoppen. Doch der VfL hat einiges richtig gemacht, Verträge mit jungen Leistungsträgern wie Raul Santos oder Simon Ernst verlängert. Doch Flatten weiß auch: Nichts ist für die Ewigkeit. Er baut zwar keinen Druck auf, doch das „Modell VfL“, das auf jugendlichen Tatendrang setzt, funktioniert nur dann, wenn weitere Komponenten mitwachsen.


[Bester Laune vor einer interessanten Saison: VfL-Kapitän Christoph Schindler und Manager Frank Flatten.]

Es braucht den sportlichen Erfolg und die Verbreiterung der finanziellen Basis. „Das Gehaltsgefüge beim VfL muss steigen.“ Wohlgemerkt, das sagt der Manager, der eigentlich den Daumen auf den Finanzen hat. Flatten weiß aber auch, dass man den Erfolg nur dann vergolden kann, wenn man verbesserte Leistungen auch adäquat honoriert. Notwendig sind also neue Investoren und Partner, die die Grundlage für den nächsten sportlichen Schritt legen sollen.



Für die Mannschaft geht es jetzt nach einem Teambuilding-Wochenende auf Mallorca in die harten Vorbereitungswochen mit zahlreichen Testspielen. Ein Vorteil für den VfL ist es, dass mit Evgeni Pevnov nur ein neuer Spieler gekommen ist und keine große Integrationsarbeit geleistet werden muss. Linkshänder Florian Baumgärtner wird an den TuS Ferndorf ausgeliehen und soll in der 2. Liga Spielpraxis bekommen. Am 23. August geht es dann um 15 Uhr gegen Kiel. Ein Hammer-Auftakt, aber auch ein Handballfest, denn bereits um 13 Uhr spielt die Weltmeistermannschaft von 2007 gegen eine Internationale Auswahl. 6.500 Karten sind bereits verkauft, 13 Fanbusse schon gechartert. Stand heute hat man für die SCHWALBE arena bereits 100 Dauerkarten mehr veräußern können, als vor der vergangenen Saison. Flatten ist also zufrieden. Jetzt muss es nur noch sportlich passen. Ein einstelliger Rang im Endklassement soll es werden – je kleiner die Zahl wird, umso besser. Und spätestens 2016/17 will der Dino aus der Kreisstadt „Löwen“ und „Zebras“ so richtig ärgern.
  
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