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Große Dramen und 2.500 Jahre Theatergeschichte

js; 1. Jul 2015, 12:05 Uhr
Bilder: Jessica Schöler --- 'Menschenfeind' Alceste streitet um Célimènes Aufmerksamkeit.
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Große Dramen und 2.500 Jahre Theatergeschichte

js; 1. Jul 2015, 12:05 Uhr
Gummersbach – Die Schauspielklasse Erwachsene der Kulturwerkstatt 32 brachte gestern Szenen des Welttheaters auf die Bühne – Fünf Darsteller reisten durch zwei Jahrhunderte Schauspielgeschichte - Weitere Vorstellung am heutigen Abend.

„Sie werden kein Schauspiel sehen. Ihre Schaulust wird nicht befriedigt werden. Sie werden kein Spiel sehen. Hier wird nicht gespielt werden“, schallte es den Zuschauern in der Studiobühne der Halle 32 gestern entgegen. Die Schauspielklasse Erwachsene der Kulturwerkstatt 32 gab den Auftakt von Peter Handkes „Publikumsbeschimpfung“ zum Besten, um anschließend doch zu präsentieren, womit die Besucher gerechnet hatten. Ausschnitte aus fünf Stücken Welttheater und einer Reise durch fast 2.500 Jahre Theatergeschichte wurden von den fünf Darstellern auf die Bühne gebracht.


[Mutter und Tochter werden in Heiner Müllers „Kleinbürgerhochzeit“ vom Familienoberhaupt ermordet.]

Mit Handkes „Theater-verweigerungstext“ von 1966 habe man zeigen wollen, dass es einfach unmöglich sei, nicht Theater zu spielen, wenn Menschen auf der Bühne stehen, erklärte Regisseur Gregor Leschig. Der Kursleiter gab zwischen den einzelnen Darbietungen Hintergrundinformationen  zu den einzelnen Werken und Autoren. Gleichzeitig gab Leschig Einblick in die Ambitionen des Schauspielkurses. „Jeder Text verlangt nach einer anderen Umsetzung. Es war uns deshalb wichtig uns mit verschiedenen Texten auseinanderzusetzen.“



Unter dem Titel „Großes Drama“ hatte man deshalb Schauspiele aus verschiedenen Epochen ausgewählt und vorbereitet. Nach der „Publikums-beschimpfung“ zeigte man die „Kleinbürgerhochzeit“ aus Heiner Müllers „Die Schlacht“. Darin ruft ein fanatischer Nazi seine Frau und seine Tochter zum Selbstmord auf, weil er nach dem Einmarsch der Roten Armee keine Perspektive für das weitere Leben sieht. Das herrische Familienoberhaupt greift schließlich selbst zur Waffe. Eindringlich und mit starker Mimik stellten die Schauspieler die Figuren aus dem 1974 uraufgeführten Werk dar. Molières „Menschenfeind“ von 1666 brachte man in modernisierter Form in die Halle 32. Eine Sonnenbrille, ein Hawaiihemd, Plastikstühle und Discoklänge fanden ihren Platz.


[Molières "Menschen-feind" in modernem Gewand.]

Hauptaugenmerk legte man auf die einzelnen Charaktere. Eine der beiden ausgewählten Szenen wurde gleich doppelt und mit unterschiedlicher Besetzung vorgeführt. „Jeder Schauspieler bringt seine eigene Färbung mit. Die eigene Persönlichkeit kann man schließlich nicht mit der Kleidung an der Garderobe abgeben“, so Regisseur Leschig. Wie unterschiedlich eine Szene, je nach Besetzung, wirken kann, zeigte sich auch am Beispiel von William Shakespeares „Macbeth“. Lady Macbeth erschien mal laut, aufgebracht und bestimmend, mal leise, zögernd und nachdenklich.

Der Antike wurde mit Aischylos „Orestie“ Rechnung getragen. Ein Monolog aus der griechischen Tragödie von 458 vor Christus bildete die abschließende Darbietung. Der Schlussapplaus fiel aufgrund der spärlich besetzten Stuhlreihen etwas dünn aus. Die wenigen Zuschauer, die sich trotz Hochsommertemperatur ins Theater gewagt hatten, spendeten aber kräftig Beifall. Sie belohnten die beachtliche Leistung der Laiendarsteller, die in den vergangenen Monaten mit Schauspieltechniken vertraut gemacht wurden und gestern einen gelungenen Überblick über zwei Jahrtausende Theatergeschichte gegeben haben.



Es spielten: Burkhard Schreiber, Peter Schubert, Antje Urbanczyk, Hartmut Westenbeger und Darya Zehl. Der Schauspielkurs steht heute Abend erneut auf der Studiobühne der Halle 32. Die Vorstellung beginnt um 20 Uhr. Der Eintritt kostet 8 € und ermäßigt 5 €.   Die Schauspielklasse für Erwachsende ist ein fortlaufendes Angebot. Am 30. August können Interessierte unverbindlich an einer Probe teilnehmen. Die Probe beginnt um 19 Uhr im Raum Bruno Goller der Halle 32. Weitere Informationen finden Sie hier.   



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