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Polizei und Krankenhaus: Nur mit Helm aufs Rad!

fj; 26. Jun 2015, 14:11 Uhr
Bild: Fenja Jansen --- (v. li.) Landrat Hagen Jobi, die Polizisten Joachim Höller sowie Jürgen Poschner, Dr. Walter Schäfer und Max sind sich einig: Aufs Rad nur mit Helm.
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Polizei und Krankenhaus: Nur mit Helm aufs Rad!

fj; 26. Jun 2015, 14:11 Uhr
Oberberg – Die Zahl der verletzten Fahrradfahrer steigt in den Sommermonaten – Schwere Kopfverletzungen könnten durch das Tragen eines Helms vermieden werden – Gemeinsamer Appell des Landrats, der Polizei und der Kreiskrankenhäuser.
Nach der Schule bei einer Fahrradtour durch Wiehl passierte es: Ein Lastwagenfahrer fuhr dem elfjährigen Max, der auf seinem Fahrrad unterwegs war, sehr dicht auf. Der Junge bekam Angst, rutschte vom Pedal und stürzte auf die Straße. In der Notaufnahme stellte man fest, dass der Arm gebrochen war. Trotzdem hat der Junge Glück gehabt, denn der Bruch wird wieder heilen. Der Helm, den Max trug, ist durch die Wucht des Aufpralls gerissen. Da mag man sich nicht vorstellen, was dem Elfjährigen passiert wäre, hätte er keinen Kopfschutz getragen.

Wie auch bei Max können schwere Kopfverletzungen, wie beispielsweise ein Schädelhirntrauma, vermieden werden, wenn Radfahrer einen Helm tragen. „Im schlimmsten Fall kann ein Schädelhirntrauma zu Behinderungen wie Sprachstörungen oder Lähmungen führen. Es ist sogar möglich, dass der Patient ins Wachkoma fällt“, erklärte Dr. Walter Schäfer, Chefarzt der Orthopädie und Unfallchirurgie am Kreiskrankenhaus Gummersbach. Bereits 400 verletzte Radfahrer haben in diesem Jahr bereits bei den Notfallambulanzen der Kreiskrankenhäuser Gummersbach und Waldbröl Hilfe gesucht. Nun, wo die Sommerferien beginnen und das Wetter endlich schöner wird, wird diese Zahl schnell steigen.

„Besonders in den Sommermonaten stellen Krankenhaus und Polizei steigende Unfallzahlen bei Radfahrern fest“, erklärte Landrat Hagen Jobi, warum Polizei und Krankenhaus heute dazu aufriefen, nur noch mit Helm aufs Rad zu steigen. „Für den Fahrradhelm spricht ein einziger, aber entscheidender Grund: Er kann vor den meisten lebensbedrohlichen Kopfverletzungen schützen“, so der Landrat. Eine Analyse, die die Unfallforschung der Versicherer (UDV) mit dem Institut für Rechtsmedizin München und dem Uniklinikum Münster erstellt hat, zeigt: 95 Prozent aller getöteten Radfahrer trugen keinen Kopfschutz.


114 Verkehrsunfälle mit Radfahrern hat die oberbergische Polizei laut Joachim Höller, Leiter der Direktion Verkehr, im vergangenen Jahr erfasst. Die Dunkelziffer liegt jedoch höher, da vor allem Alleinunfälle mit dem Fahrrad, beispielsweise ein Sturz, nicht der Polizei gemeldet werden. Das belegen auch die Zahlen von Dr. Schäfer: Rund 700 verletzte Radfahrer wurden 2014 in den Krankenhäusern Gummersbach und Waldbröl behandelt. Verglichen mit Städten wie Köln und Münster, in denen man mehr Fahrrad fährt als im hügeligen Oberberg, sind diese Zahlen sicher gering. Trotzdem: Auch die vergleichbar geringe Anzahl an Kopfverletzungen nach einem Fahrradunfall hätten durch das Tragen eines Kopfschutzes vermieden werden können. „Wenn es nach mir ginge, wäre das Helmtragen gesetzlich vorgeschrieben“, so Schäfer.

Vor allem Kinder unter zehn Jahren tragen die schützende Kopfbedeckung, weiß Jürgen Poschner, Verkehrssicherheitsberater der Polizei, den viele oberbergische Schüler durch die Verkehrserziehung kennen dürften. Die Helm-Muffel sind vor allem die Erwachsenen. „Dabei ist es enorm wichtig, dass die Eltern ihrer Vorbildfunktion gerecht werden und ebenfalls einen Helm tragen. Sonst legt auch der Nachwuchs den Kopfschutz in die Ecke, sobald er selber entscheiden kann.“ Und dann kommt er beim nächsten Sturz höchstwahrscheinlich nicht mehr „nur“ mit einem gebrochenen Arm davon.
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