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Gehirndoping: Kein Massenphänomen, aber ein Alarmsignal

fj; 24. Jun 2015, 14:02 Uhr
Archivbild --- Stress am Arbeitsplatz kann krank machen. Medikamente zur Leistungssteigerung sind jedoch keine Lösung.
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Gehirndoping: Kein Massenphänomen, aber ein Alarmsignal

fj; 24. Jun 2015, 14:02 Uhr
Marienheide – Heute wurde der DAK-Gesundheitsreport 2015 vorgestellt – Psychische Erkrankungen weiter auf dem Vormarsch, Stress am Arbeitsplatz als häufige Ursache – „Doping im Job“ in Sonderanalyse untersucht.
Noch sorgen Muskel-Skelett-Erkrankungen, zu denen Rückenschmerzen als das berühmte Volksleiden Nummer Eins gehören, für die meisten Ausfalltage bei den Arbeitnehmern im Bergischen Land. Doch die psychischen Erkrankungen sind weiter auf dem Vormarsch. Im vergangenen Jahr waren sie der zweithäufigste Grund für die Vergabe eines gelben Scheins, 2008 rangierten sie noch auf Platz vier. In Nordrhein-Westfalen sind die Fehltage durch psychische Erkrankungen seit dem Jahr 2000 sogar um 120 Prozent gestiegen. Dies zeigt der DAK-Gesundheitsreport 2015, den Oberbergs DAK-Gesundheit-Chef Wolfgang Brelöhr heute im Zentrum für Seelische Gesundheit in Marienheide vorstellte.

„Wir haben es hier vor allem mit Depressionen zu tun, die durch Stress am Arbeitsplatz ausgelöst wurden“, erklärte Dr. Karsten Wolf, Klinikleiter im Zentrum für Seelische Gesundheit. „Stress endet erst in einer Depression, wenn er über Jahre anhält. Darum ist das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht und es werden noch einige Fälle auf uns zukommen.“ Grund für diese Entwicklung ist auch die Struktur der heutigen Arbeitswelt, die den Arbeitnehmern oft zu viel abverlangt. Da verwundert es nicht, dass das sogenannte „Doping am Arbeitsplatz“ auch im Oberbergischen auf dem Vormarsch ist.

[Bild: privat --- Wolfgang Brelöhr, Chef der DAK-Gesundheit im Oberbergischen Kreis, stellte den DAK-Gesundheitsreport 2015 vor.]  

Unter dem Begriff „Hirndoping“ versteht man die Einnahme von verschreibungspflichtigen Medikamenten ohne medizinische Notwendigkeit mit der Absicht, die eigene Leistung zu steigern oder die Stimmung zu verbessern bzw. sich zu beruhigen. Das Hirndoping untersuchte die DAK in ihrem Gesundheitsreport in einer Sonderanalyse in Form einer bundesweiten, repräsentativen Umfrage von 5.000 männliche. und weiblichen DAK-Mitgliedern. Das Ergebnis: In Nordrhein-Westfalen nutzen 223.000 Beschäftigte mindestens zweimal im Monat Medikamente, um am Arbeitsplatz leistungsfähiger zu sein oder Stress abzubauen. Brelöhr rechnete die Zahlen auf das Oberbergische herunter: Über 3.000 Oberberger haben in den vergangenen 12 Monaten zweimal im Monat und häufiger Hirndoping betrieben.



„Auch wenn Doping im Job noch kein Massenphänomen ist, sind diese Ergebnisse ein Alarmsignal“, so Brelöhr. Dr. Wolf und Sascha Klein, Geschäftsführer des Klinikums Oberberg, wiesen auch auf die Gefahren dieses Medikamentenmissbrauchs hin: „Ritalin beispielsweise, dass die Konzentration steigern soll und normalerweise zur Therapie des Aufmerksamkeitsdefizitsyndroms verwendet wird, schädigt die Organe und kann auf Dauer tatsächlich depressiv machen“, so Wolf. Auch das Suchtpotential sei nicht zu unterschätzen. Dabei haben die Medikamente bei gesunden Menschen gar keinen nachweislichen Effekt, erklärte Wolf. Doch dies alles würde ignoriert, nur um am Arbeitsplatz vermeintlich besser zu funktionieren.


[Bild: privat --- Klinikleiter Dr. Karsten Wolf warnte vor den gesundheitlichen Risiken des Gehirndopings.]

Die gute Nachricht: Das Bergische Land ist im Schnitt gesünder als der Bund und das Land NRW. Insgesamt ist der Krankenstand im Bergischen Land 2014 gesunken. Laut DAK-Gesundheitsreport waren damit an jedem Tag des Jahres von 1.000 Arbeitnehmer 34 krankgeschrieben. Weniger Arbeitsausfälle gab es in NRW nur in Köln und der Region Düsseldorf. Den größten Rückgang mit fast 29 Prozent auf 13 Prozent im Jahr 2014 gab es bei Atemwegserkrankungen wie Erkältungen und Bronchitis (Platz 3). In rund 22 Prozent aller Fälle von Arbeitsunfähigkeit im Bergischen Land wurden Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems diagnostiziert (Platz 1). In rund 17 Prozent der Fälle psychische Erkrankungen – Platz 2.

Die Themen Stressbewältigung und Entspannungstechniken nehmen darum in den Präventionsangeboten der DAK einen besonderen Stellenwert ein. Im Rahmen der individuellen Prävention für Versicherte bietet die Krankenkasse beispielsweise Kurse zur Stressbewältigung, zum Erlernen von Entspannungstechniken oder zu Bewegung und Sport. Im Rahmen des Betrieblichen Gesundheitsmanagements für Arbeitgeber hat die DAK beispielsweise die Unternehmens-Beratung bei der Arbeits- und Organisationsentwicklung oder Seminare zur Burnout-Prävention im Angebot. „Das Interesse an den Präventionsangeboten steigt“, konnte DAK-Bezirksleiter Lothar Franzkowiak berichten: „Es ist also zu hoffen, dass die Arbeitgeber ein Einsehen haben und ein Umdenken stattgefunden hat, hin zu mehr Gesundheitsbewusstsein.“

Weitere Informationen zu den Angeboten gibt es unter www.dak.de.
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