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Wiehler Kirchturm aus dem 12. Jahrhundert?

nh; 23. Jun 2015, 15:35 Uhr
Bilder: Nils Hühn --- Das Kirchenschiff ist bereits komplett saniert. In den kommenden Monaten wird auch der über 770 Jahre alte Turm komplett überarbeitet. Dann bilden die beiden Bauwerke optisch wieder eine Einheit.
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Wiehler Kirchturm aus dem 12. Jahrhundert?

nh; 23. Jun 2015, 15:35 Uhr
Wiehl - Im Rahmen der Turmsanierung sind Steine aufgetaucht, die darauf schließen lassen, dass der Turm älter ist als gedacht - Wiehler Bevölkerung kann mit Baustein-Aktion die Sanierung finanzieren - Kirchschiff endgültig fertiggestellt.
Von Nils Hühn

Voller Stolz präsentierten Küsterin Ute Schell, Baukirchmeister Karl-Christian Lück und Finanzkirchmeister Hans Sommer das fertige Kirchenschiff der evangelischen Kirche. „Mit dem Einbau der restaurierten Türen ist dieser Bauabschnitt abgeschlossen“, freute sich Sommer, wobei die über vier Meter hohen Eingangstüren aus dem 19. Jahrhundert eher Portale sind. Mit Gesamtkosten von 580.000 € wurden die eingeplanten Kosten eingehalten. Jetzt erstrahlt die Fassade wieder in der ursprünglichen Bruchstein-Optik. Die Reaktionen seien durchweg positiv. „Sogar die leisen Kritiker sind verstummt“, so Lück.


[Küsterin Ute Schell, Finanzkirchmeister Hans Sommer, Kirchbaumeister Karl-Christian Lück und Baustein-Aktions-Leiter Wilhelm Quast  (v.l.) vor den frisch restaurierten und wieder eingesetzten Kirchentüren.]

Die Arbeiten am Kirchturm sind schon weit fortgeschritten. Nach einigem hin und her, wie man nun mit dem Turm umgehen solle, hat man sich darauf geeinigt, den Turm sofort zu sanieren und ihm damit die gleiche Optik wie dem Kirchschiff zu verpassen. Hätte man die Sanierung im Rahmen des Integrierten Handlungskonzeptes durchgeführt, hätte man erst 2018 oder 2019 starten können. Da der erwartete Zuschuss lediglich 18.000 € ausmachte, entschied sich das Presbyterium zum Umdenken. „Die Einsparungen beim Gerüstumbau und Einrichtung der neuen Baustelle waren erheblich“, kommt die Kirchengemeinde so wahrscheinlich günstiger davon.


[Der Vorher-Nachher-Vergleich ist verblüffend. Die obere Aufnahme stammt aus dem Dezember 2013, als das Kirchenschiff noch gelb und die Holztüren bemalt waren. Seit gut einer Woche befindet sich das Kirchenschiff optisch wieder in dem Zustand, wie es 1841 errichtet wurde.]

Für die Sanierung des Turms rechnet Sommer mit Kosten von rund 550.000 €. Davon sind circa 295.000 € schon durch Eigenkapital und einen Zuschuss aus dem synodalen Finanzausgleich (140.000 €) gesichert. Im Rahmen der Untersuchung des Gemäuers entdeckte Diplom-Restaurator Christoph Schaab am Turmeingang Steine aus Stenzelberger Anthrazit. Daher vermutet er sogar, dass der Turm bereits im 12. Jahrhundert gebaut wurde. Genauere Ergebnisse sollen folgen. Erstmals urkundlich erwähnt wurde der Wiehler Kirchturm im Jahre 1240.


[Derzeit wird am Kirchturm der weiße Putz entfernt.]

Um das alte Gemäuer vernünftig zu sanieren, werden noch rund 250.000 € benötigt. Diese sollen durch Spenden gedeckt werden. Schon bei der Kirchenschiff-Sanierung kamen überwiegend durch Großspender 180.000 € zusammen. Nun soll die breite Basis für das nötige Geld sorgen. „Dabei setzten wir auf die rund 6.000 Gemeindemitglieder, aber auch die 25.000 Einwohner“, erklärte Sommer. Jeder Spender kann seinen Namen auf einem der 1.236 Bausteine verewigen. Dabei ist die gespendete Summe egal. „Wir wollten, dass wirklich jeder einen Baustein kaufen kann. Egal, wie viel Geld er besitzt“, so der Finanzkirchmeister. Gemeinde-Mitglied Wilhelm Quast hat die Leitung der Aktion übernommen und bereits die ersten 180 Spender mobilisiert.

Anfang des kommenden Jahres sollen auch die Kirchenglocken wieder läuten, die seit Pfingstmontag 7 Uhr verstummt sind. „Die Schwingungen wären zu extrem“, erklärte Lück die Maßnahme. Seitdem die Glocken nicht mehr läuten, würden die Wiehler das Geläut vermissen. So berichtete ein Grundschüler der nur einen Steinwurf entfernten Schule, dass seine Lehrerin keine Pause mehr machen würde, weil die Kirchenglocken nicht mehr läuten würden.
 
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