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Rückenwind für Kaufland

fj; 11. Jun 2015, 11:50 Uhr
Bild: Fenja Jansen --- An diesem Tisch ist man sich einig: Kaufland wäre ein Gewinn für Bergenustadt.
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Rückenwind für Kaufland

fj; 11. Jun 2015, 11:50 Uhr
Bergneustadt – Auf dem heutigen Wochenmarkt wollten sich Kaufland-Vertreter den kritischen Fragen der Bürger zur Ansiedlung einer Filiale in der Othestraße stellen – Stattdessen gab es viel Zuspruch und unverlangte Unterschriften.
Nach knapp einer halben Stunde hatten die Vertreter von Kaufland an ihrem Stand auf dem Bergneustädter Wochenmarkt schon zahlreiche Unterschriften für die Eröffnung eines Kaufland-Marktes in der Othestraße gesammelt – und das obwohl sie eigentlich gekommen waren, um mit den Bürgern zu sprechen, nicht um deren Unterschriften zu sammeln. „Kaufland plant eine Ansiedlung am ehemaligen Rewe-Standort, was derzeit kontrovers diskutiert wird. Wir sind heute eigentlich hier, um den Bürgern Rede und Antwort zu stehen und waren ganz überrascht, als uns die ersten Marktbesucher fragten, wo sie unterschreiben können“, erklärte Jonas Lensing, Projektleiter bei Kaufland, während sich eine weitere Bergneustädterin in eine der improvisierten Listen einträgt.

Gegenwind kommt beispielsweise von den Neustädter Christdemokraten. Die Argumente: Bergneustadt fehle schlichtweg der Bedarf an einem weiteren großen Supermarkt, außerdem seien Umsatzeinbußen und sogar Schließungen beim Einzelhandel zu befürchten, wodurch Arbeitsplätze verloren gingen. Dass Kaufland die Einkaufsmöglichkeiten in Hackenberg und Wiedenest gefährde, befürchtet auch die UWG Stadtratsfraktion. Die Schaffung von 80 bis 100 Arbeitsplätzen und mindestens zwei Ausbildungsplätzen pro Jahr führt dagegen Kaufland ins Feld. Die Einnahmen durch die Gewerbesteuer für die Stadt und die Revitalisierung des Rewe-Areals sind ebenfalls Argumente für eine Ansiedlung.


Kaufland plant einen Markt mit einer Verkaufsfläche von insgesamt 3.000 Quadratmetern. Für den Bereich „Non Food“, wozu beispielsweise Kleidung zählt, sind 180 Quadratmeter angesetzt. „Eine so große Konkurrenz sind wir in diesem Bereich also nicht. Außerdem braucht ein profitabler Kaufland-Markt ebenso wie jedes andere Geschäft ein attraktives Einkaufsumfeld, warum wir uns ebenfalls für ein vielfältiges Angebot in Bergneustadt einsetzten wollen. Wir planen beispielsweise die Gründung einer Interessensgemeinschaft und würden auch gerne der Werbegemeinschaft beitreten“, so Lensing. Dass sich die Politik, trotz der Schaffung von Arbeitsplätzen und den winkenden Steuereinnahmen, teils so heftig gegen die Ansiedlung eines Marktes wehrt, ist auch für den Projektleiter ein Novum. „Aber heute bekomme ich das Gefühl, dass die Politiker die Bürger gar nicht nach ihrer Meinung gefragt haben. Hier bekommen wir absoluten Rückenwind“, so Lensing, der sich kritische Fragen zwar wünschte, bislang aber noch keine gestellt bekam.

Frank Hildebrandt, seit Geburt in Bergneustadt wohnhaft, ist heute extra zum Markt gekommen, um seine Befürwortung für die Ansiedlung des Supermarktes deutlich zu machen. „Ich bin maßlos böse darüber, dass uns die Politik nun auch noch vorschreiben will, wo wir einkaufen sollen. Wir fahren eh zum Kaufland in Dieringhausen. Wenn wir einen gleichen Markt in der Othestraße hätten, würden wir unser Geld in Bergneustadt lassen, anstatt es nach Gummersbach zu bringen“, so Hildebrandt. Dass die Politiker einerseits über leere Kassen klagen, sich aber andererseits gegen so einen großen Investor zur Wehr setzen, ist für ihn schlichtweg paradox. „Wenn der 20. Frisör oder die 15. Imbissbude aufmacht, sagt keiner was. Aber wenn ein so großer Unternehmer in unsere Stadt investieren will, wird sich aufgeregt. Da wird doch mit zweierlei Maß gemessen und das ist eine Schande“, fasst der Markbesucher seine deutliche Meinung zusammen.

Auch am 18. und 25. Juni, am 20. und 27. August sowie am 3. September wird Kaufland von jeweils 9:30 bis 13 Uhr auf dem Wochenmarkt vertreten sein. Eine weitere Möglichkeit, sich über die geplante Ansiedlung zu informieren, bietet auch die Kaufland-Facebook-Seite mit der eigens eingerichteten „Bergneustadt-Gruppe“.
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