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Viele Facetten des Terrorismus betrachtet

Red; 27. May 2015, 03:15 Uhr
Bilder: Daniel Beer --- SPIEGEL-Nahost-Reporter Christoph Reuter (v.l.), Co-Moderator und Islam-Experte Arno Tappe sowie Dr. René Klaff.
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Viele Facetten des Terrorismus betrachtet

Red; 27. May 2015, 03:15 Uhr
Gummersbach – Hochkarätig besetzte Tagung in der Theodor-Heuss-Akademie beschäftigte sich mit dem Thema „Der Westen und die Gefahr des islamistischen Terrors“.
Manchmal ist es als letztes Glied einer Kette von Fehlentwicklungen nur eine Art von „emotionaler Leere“, die aus orientierungslosen muslimischen Jugendlichen gefährliche islamistische Terroristen macht. Dies ist der Befund der islamischen Religionslehrerin Lamya Kaddor aus Dinslaken, die kürzlich am Ende einer Islamismus-Tagung in der Theodor-Heuss-Akademie in Niederseßmar aus ihrem Buch „Zum Töten bereit. Warum deutsche Jugendliche in den Dschihad ziehen“ las. Überhaupt sind jugendsoziologische Erkenntnisse - so eins der vielen Ergebnisse der gemeinsamen Tagung von Naumann-Stiftung und Deutsch-Atlantischer Gesellschaft - wesentlich hilfreicher für die Einschätzung und Prävention des islamistischen Terrorismus in Deutschland als die Sackgasse aufgewärmter theologischer Analysen.



Die unter dem Titel „Der Westen und die Gefahr des islamistischen Terrors“ - im Rahmen des II. Transatlantischen Forums beider Kooperationspartner – in Gummersbach durchgeführte Tagung unternahm eine Gratwanderung zwischen außen- und sicherheitspolitischen Analysen auf der einen und innen- und gesellschaftspolitischen Einschätzungen und Maßnahmen auf der anderen  Seite.

Deshalb waren mit den Nahost-Experten Prof. Henner Fürtig (GIGA-Institut für Nahost-Studien in Hamburg), Dr. René Klaff (Bild, Regionalbüroleiter Nordafrika und Mittlerer Osten in Kairo), Christoph Reuter (SPIEGEL-Nahost-Reporter in Beirut) sowie Thomas Mösch (Nigeria-Experte der Deutschen Welle) Kenner der infrage kommenden regionalen Verhältnisse zu Gast. Der sicherheitspolitische Journalist Rolf Clement behandelte im Zusammenhang mit 60 Jahren Bundeswehr die Anstrengungen der Armee und der NATO im Kampf gegen die islamistische Bedrohung, aber auch die Gefahrenlage im Nahen Osten insgesamt.


[Religionslehrerin und Buchautorin Lamya Kaddor.]

Schließlich war es Dr. Marvan Abou-Taam vom Landeskriminalamt Rheinland-Pfalz vorbehalten, die Präventions- und Observationsmöglichkeiten islamistischer Aktivitäten in Deutschland zu problematisieren. Und der Politologe Prof. Theisen versuchte, die durch Krieg, Intervention von außen, ethnisch-religiöse Dauerkonflikte und gescheiterte „Arabellion“ geprägte Hoffnungslosigkeit im Nahen Osten über die Entwicklung eines neuen Paradigmas (vom Kampf der Kulturen zum Kampf um die Zivilisation) zu überwinden. Akademie- und Tagungsleiter



Klaus Füßmann zitierte zur Einführung den ZEIT-Journalisten Josef Joffe, um die besonderen Herausforderungen durch den islamistischen Terror für die zivilisierte Welt analytisch zu umreißen. Die Hauptschuld für die gefährlich-chaotische Lage, so Joffe, „liegt bei einer Welt, die sich Bismarck und Kissinger nicht einmal im Albtraum vorstellen konnten. Es ist eine Welt der gescheiterten und scheiternden Staaten, die sich von Beirut bis Basra zieht, von Libyen bis Zentralafrika. Wo die Religionskriege des 15. und 16. Jahrhunderts sich mit den Waffen des 21. Jahrhunderts paaren.“


[SPIEGEL-Nahost-Reporter Christoph Reuter.]

Es blieb Prof. Theisen von der Katholischen Hochschule NRW – im Kontext seiner Lehrerfahrungen im Nahen Osten - vorbehalten, den Horizont zu weiten für ein neues Paradigma für die orientalische Welt, nämlich den Übergang vom Kampf der Kulturen zum Kampf um die Zivilisation, wie er es formulierte.


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