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'Sie werden bestimmt nix herschenken'

uk; 14. May 2015, 12:43 Uhr
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'Sie werden bestimmt nix herschenken'

uk; 14. May 2015, 12:43 Uhr
Gummersbach - Interview mit Alfred Gislason, dem Coach des THW Kiel, vor dem Gastspiel in Gummersbach - 'RPP - Ambulantes Therapie- und Reha-Zentrum', AggerEnergie und die Sparkasse Gummersbach-Bergneustadt präsentieren die Berichterstattung über den VfL Gummersbach.
Von Uli Klein

Ein Gegner von echtem Format wartet am Freitagabend (20:15 Uhr) auf den VfL Gummersbach. Zu Gast in der SCHWALBE arena ist der THW Kiel, die wohl beste Handballmannschaft der Welt. „Die Pause war schon sehr lang, auch wenn wir natürlich viel trainiert und Testspiele absolviert haben“, erklärt VfL-Coach Emir Kurtagic. Am Freitag werden seine Jungs aber mit einem Schlag wieder von der sportlichen Liga-Realität eingeholt. „Das ist ein echtes Bonusspiel für uns, auf das wir uns freuen und wo wir gleichermaßen relativ wenig zu verlieren haben“, berichtet Kurtagic, der seine Jungs gegen den THW mit Sicherheit nicht motivieren muss. Spiele gegen Kiel sind etwas Besonderes, für jeden Spieler in der Bundesliga und in Europa.

Den Meistertitel schreibt der Gummersbacher Trainer dem THW bereits zu, was aber nicht heißen soll, dass man sich kampflos geschlagen geben werde: „Kiel hat sich nach dem schwachen Saisonstart schnell gefangen und scheint zurzeit nahezu unschlagbar. Dennoch wollen wir uns Chance nutzen, aber unabhängig vom Spielausgang wird sich Kiel die Meisterschaft nicht mehr nehmen lassen.“ Wichtig sei es, von Beginn an hellwach zu sein und nicht eine frühzeitige Vorentscheidung hinnehmen zu müssen. Magnus Persson wird nach vierwöchiger Verletzungspause wieder im Kader stehen, wobei er noch nicht in Topform sein kann.   


Vor der Partie gegen den Rekordmeister  sprach Oberberg aktuell mit THW-Trainer Alfred Gislason, der  zwischen 2006 und  2008 den VfL  trainiert hatte.
 
OA: Was muss passieren, damit der THW das Spielfeld nicht als Sieger verlässt?
Gislason: Oh, da gibt es einige Möglichkeiten. Wenn wir nicht hundertprozentig konzentriert sind, wird es unheimlich schwer für uns. Zudem hat der VfL eine starke Saison abgeliefert und kann jetzt völlig unbelastet aufspielen. Und dann sind da noch die Erfahrungen aus den vergangenen Partien. Die haben wir am Ende zwar jeweils gewonnen, hatten aber in all diesen Begegnungen zumindest bis zur Pause größte Probleme mit dem VfL und konnten uns erst spät absetzen. Gummersbach ist auf jeden Fall eine ganz gefährliche Mannschaft.
 
OA: Was macht den VfL aus Ihrer Sicht denn so gefährlich?
Gislason: Das ist ein ganz junges Team mit sehr viel Potential
 
OA: Genauer? 
Gislason: Trainer Emir Kurtagic hat es hinbekommen, aus vielen talentierten Jungs  ein Team mit ganz viel Perspektive zu formen. Dabei ist er selbst ja noch ein richtig junger Kerl, der seinen Weg nach oben machen wird. Die Mannschaft selbst stellt eine stabile Abwehr und verfügt mit Carsten Lichtlein über einen überragenden Torwart. Im Angriff sind sie ebenfalls gut aufgestellt.  Dabei ragt ein Raul Santos allerdings noch ein Stück weit heraus. Er hat eine Superentwicklung gemacht und  ist einer der talentiertesten Linksaußen der Welt.

OA: Ein Spieler für den THW?
Gislason: Herausragende Spieler sind natürlich immer interessant. Allerdings sind wir auf Linksaußen doppelt besetzt und Santos hat einen Vertrag beim VfL. Was aber nicht heißen soll, dass Raul nicht irgendwann mal ein Thema in Kiel sein wird. Zumal der Junge auch marketing-technisch einiges Potenzial hat.

OA: Sie loben den aktuellen VfL gerade über den grünen Klee....
Gislason: Völlig zu Recht. Dass ein so junges Team wie der VfL im Laufe einer Saison seine Schwankungen  hat, ist völlig normal. Dafür lernen sie eben noch. Was sie an einem guten Tag aber drauf haben, hat man erst vor der Länderspielpause beim Gummersbacher Sieg in Lemgo gesehen. Trotz der Auf und Ab: Viel bedeutender ist, dass man in Gummersbach wieder eine glänzende Perspektive hat mit den jungen Leuten und den neuen Rahmenbedingungen. Die SCHWALBE Arena ist ein tolle Handballhalle und gibt dem Verein alle Möglichkeiten. Alles in allem ist das eine viel versprechende Konstellation.

OA: Wäre es für Sie reizvoll gewesen, an diesem runderneuerten, stabilerem VfL mitzuarbeiten?
Gislason: Als ich in Gummersbach war, gab es zwar erste, zarte Sondierungsgespräche in Sachen einer neuen Halle. Aber ernsthaft absehbar war die jüngste Entwicklung nicht. Klar, wäre es eine spannende Aufgabe gewesen, einen neuen VfL mitzugestalten. Der VfL war immer eine Marke. Und es ist doch logisch, dass ich alles rund um diesen Klub mit besonderer Aufmerksamkeit verfolge. Genauso wie die Dinge beim SC Magdeburg übrigens. Ist doch klar, dass diese Vereine immer einen ganz besonderen Platz in meinem Leben einnehmen und einnehmen werden.  Das ändert natürlich nichts daran, dass ich mit meinem Job beim THW sehr zufrieden bin.

OA: Zumal sie ganz kurz vor dem erneuten Titelgewinn stehen...
Gislason: So klar ist die Angelegenheit noch lange nicht. Deshalb würden uns die beiden Punkte in Gummersbach enorm helfen, aber das wird wie gesagt, eine ganz harte Nuss. Ich gehe jedenfalls davon aus, dass sich  der VfL voll reinhängen wird.

OA: ... genau wie in der vergangenen Saison, als Gummersbach am letzten Spieltag noch zum Meistermacher für Sie und Ihr Team wurde, indem man den Rhein Neckar Löwen einen große Kampf lieferte.
Gislason: Genau, da hat man ganz viel Charakter gezeigt, wofür für heute noch "Danke"  sagen. Allerdings müssen wir uns am Freitagabend nun eben auch auf einen charakterstarken Gegner mit jeder Menge Biss einstellen. Sie werden bestimmt nix herschenken.


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