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Für würdevolle Pflege, gegen Hetze von Tür zu Tür

fj; 12. May 2015, 15:52 Uhr
Bilder: Fenja Jansen --- Die zentrale Demonstration für den Oberbergischen Kreis anlässlich des Internationalen Tags der Pflege fand auf dem Lindenplatz in der Kreisstadt statt.
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Für würdevolle Pflege, gegen Hetze von Tür zu Tür

fj; 12. May 2015, 15:52 Uhr
Gummersbach – Am heutigen Internationalen Tag der Pflege versammelten sich Mitarbeiter der Pflege, Betroffene und Ehrenamtliche, um mit lautem Trommeln auf fünf zentrale Forderungen für eine würdevolle Pflege aufmerksam zu machen.
Trommelschläge hallten heute durch die Gummersbacher Innenstadt und waren weithin zu hören. Und genau das war das Ziel der pflegebedürftigen Menschen, ihrer Angehörigen und der Pflege-Mitarbeiter, die sich am heutigen Dienstagnachmittag auf dem Lindenplatz versammelt hatten: Aufmerksamkeit schaffen für eine würdevolle Pflege.


[Schon die Jüngsten machten mit und unterstützten die fünf zentralen Forderungen lautstark.]

Zur Aktion im Rahmen des heutigen Internationalen Tags der Pflege riefen der Arbeitskreis Diakonische Pflege im Oberbergischen Kreis mit der Freien Wohlfahrtspflege unter dem Motto „Nicht nur Blumen brauchen Pflege“ auf. Im Zentrum standen dabei fünf Forderungen, die Pfarrer Thomas Ruffler, Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Freie Wohlfahrtspflege, verlas: „Pflegekräfte sind toll, deshalb müssen sie toll bezahlt werden!“, „Jeder Mensch hat das Recht auf gute und würdevolle Pflege!“, „Gute Pflege darf nicht arm machen!“, „Menschliche Pflege braucht Menschen, die sie leisten!“ und „Wer gut Pflegen will, braucht Zeit!“ Dass „Zeit“ ein Mangelbegriff ist, weiß Elvira Klassen vom ambulanten Pflegedienst der Caritas Oberberg. Gemeinsam mit acht weiteren Kollegen versorgt sie insgesamt rund 85 Patienten aus Marienheide, Gummersbach, Bergneustadt und Reichshof. Zehn bis 15 Patienten besucht ein Mitarbeiter pro Tour, insgesamt 50 bis 60 Patienten werden vom ambulanten Pflegedienst pro Tag betreut. „Zeit, um sich mit den Menschen zu unterhalten, finden wir höchstens in unseren Pausen. Wir hetzen nur von Tür und Tür. Dass ist sehr entmutigend“, so Klassen.


Peter Rothausen, Geschäftsführer Caritasverband Oberberg, erinnerte sich an Zeiten, in denen seine Mitarbeiter wenn nötig noch Zeit hatten, um ein paar Handgriffe im Haushalt der Pflegebedürftigen zu tun. „Heute geht das nicht mehr“, so Rothausen. „Manchmal ist es ein schreckliches Gefühl, wieder fahren zu müssen, obwohl dringend etwas getan werden muss“, pflichtete Klassen bei.


[Pfarrer Thomas Ruffler, Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Freie Wohlfahrtspflege, verlas  die Forderungen.]

„Wir brauchen einen höheren Stellenschlüssel, vor allem im ambulanten Bereich“, forderte auch Sebastian Wirth, Geschäftsführer der Diakoniestationen an der Agger und in Windeck - Diakonie vor Ort. Hier sei die Politik gefragt. „Wir würden unseren Mitarbeitern auch sehr gerne mehr zahlen, aber dieses Geld muss von den Kranken- und Pflegekassen auch zur Verfügung gestellt werden.“ SPD-Politiker Roland Adelmann, oberbergischer Landtagsabgeordneter, unterstützt diese Forderungen und leistete den Demonstrierenden darum heute auf dem Lindenplatz Gesellschaft. „Es müssen unbedingt ausreichend finanzielle Spielräume für individuelle Pflege geschaffen werden, sodass der Mitarbeiter vor Ort entscheiden kann, was der Patient braucht. Die Erleichterung von Pflegedokumentationen könnte da Abhilfe schaffen und ich bin gespannt, was da von der Bundesregierung kommt“, so Adelmann. „Für diese Forderungen werden wir heute eine Stunde trommeln und nur ganz wenig reden, wir wollen Aufmerksamkeit schaffen, bis nach Berlin“, so Wirth.

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