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Politisches Kabarett vom Feinsten

vma; 9. May 2015, 17:33 Uhr
Bilder: Vera Marzinski --- Politisches Kabarett in Vollendung: trittsicher balanciert Thomas Freitag auf dem schmalen Grat zwischen intelligentem Witz und bitterem Ernst, bringt das Publikum zum Lachen und - zum Denken.
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Politisches Kabarett vom Feinsten

vma; 9. May 2015, 17:33 Uhr
Nümbrecht – Mit einer Vielfalt von Themen, die sich zu einem großen Ganzen zusammenfügten, begeisterte Thomas Freitag als Buch-Geiselnehmer Schüttlöffel das Publikum im Parkhotel am Freitagabend.
Noch nicht einmal die Frauen- und Kinderbücher wollte Geiselnehmer Schüttlöffel alias Thomas Freitag frei lassen. 5.800 Bücher hatte er in seiner Gewalt um die Schließung „seiner“ Bücherei zu verhindern. Dazu bombardierte er sogar über Megaphon den Psychologischen Dienst der Polizei mit Literaturzitaten. Den Schaulustigen, Weltbeobachtern und Erlebnislustigen – wie er das Nümbrechter Publikum betitelte – erzählte er nicht nur von dem Lesenotstand in Deutschland. In der Bildungspolitik heiße es, dass Kinder aus Haushalten in denen mehr als 100 Bücher vorhanden seien, Abitur machen würden.



Aber auch bei den Büchern sei nicht alles gut. Heutzutage würden die Bücher am Reißbrett entworfen um einen möglichst hohen Verkauf zu erzielen. Und in den Buchläden müsse man sich erst mal durch Postkarten, Spruchkalender, Bildbände und Latte Macchiato arbeiten, um zu den Büchern zu gelangen. Doch wer gehe heute noch in den Buchladen? Mittlerweile werde alles im Internet gekauft – „da ist es uns völlig egal, dass dafür LKW quer durch Deutschland über die Autobahn fahren müssen“. Als alternder Bibliothekar verbarrikadiert sich Schüttlöffel alias Freitag in der Stadtbibliothek auf der Bühne und schlüpft zwischen den Aufregungen über die Schließung seines literarischen Ortes immer wieder in andere Rollen. So als Schiller, der einem Verleger der Gegenwart sein Manuskript zu „Die Räuber“ vorlegt.


[Die bayerische Politik nimmt er auf der Milchkanne sitzend und grantelnd aufs Korn.]

Freitag ist wandlungsfähig und bringt mit jeder Figur den Scharfsinn des politischen Kabaretts zur Geltung. So muss Frittenback-Mann Sigi ausbaden, dass alle ihre Körper optimieren müssen und fordert „Liberté, Ègalité, Pommes Fritté“. Auch der bayerische Bauer hat seine Probleme – kann er doch mit seinem dicken Daumen kein Handy mehr bedienen. Aus dem Off spricht Karl Marx zu Schüttlöffel/Freitag – und kurz verschwindet Freitag, um als Karl Marx mit gerade neu erstandenen Tennissocken auf der Bühne zu stehen. „Früher hingen hunderttausende Omas an der Nadel – sie strickten Socken, die heute durch die halbe Welt reisen und nur drei Euro kosten. Niedrige Kosten sind nur durch das Ausbeuten von Menschen und Recourcen möglich. Das wissen alle, aber es ist ihnen Schiet egal“, so Freitag. Und natürlich bekommt die aktuelle Regierung ihr Fett weg. Die Regierung sei ein unsortierter Hühnerhaufen, werde des Öfteren behauptet. „Das ist falsch“, so Thomas Freitag, denn „Hühner haben Eier“. Bei Angela Merkel denke er immer „Nette Frau, aber was macht die beruflich?“. Politik sei nicht nur ein „Grüß Gott“ in Brüssel.


[Als Franz Kafkas Affe aus  ,Ein Bericht für eine Akademie` erklärt Freitag: „Der Mensch geht in der Evolution Schritt für Schritt zurück und macht sich zum Affen.“]
  
Thomas Freitag ist bissig und erbarmungslos. ist ein Kabarettist von altem Schrot und Korn. Freitag war Ensemblemitglied am Düsseldorfer Kom(m)ödchen und trat nicht nur in der Sendung „Scheibenwischer“ oft auf. Seit nunmehr 40 Jahren steht Thomas Freitag auf der Bühne. Seine Fähigkeit zu exzellenter Satire-Kunst mit allerfeinstem Unterhaltungswert wird ihm von Presse wie Publikum bestätigt, In seinem Solo-Programm „Der kaltwütige Herr Schüttlöffel" hat er, bei aller Ernsthaftigkeit, wie üblich, einen hohen Unterhaltungswert. Mit scharfem Blick und spitzer Zunge verliert er nicht die Leichtigkeit, die seine Art von Kabarett ausmacht. Intelligenter Witz und bitterer Ernst paart er gekonnt in seinem Programm. „ Der kaltwütige Herr Schüttlöffel “ ist Kabarett vom Feinsten.
  
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