Archiv

Benzin im Erdreich löste Großeinsatz in Pernze aus

fn, ch; 6. Apr 2015, 11:20 Uhr
Bild: Michael Kleinjung.
ARCHIV

Benzin im Erdreich löste Großeinsatz in Pernze aus

fn, ch; 6. Apr 2015, 11:20 Uhr
Bergneustadt – Die Feuerwehr musste gestern in Pernze zahlreiche Häuser evakuieren und den Strom abschalten – Anwohner hatten starken Gasgeruch gemeldet – Ursache vermutlich größere Mengen Benzin im Erdreich. (AKTUALISIERT)
Von Fabian Nitschmann und Christian Herse

Der Oberbergische Kreis steuert nach der Gülle-Blase in der Neyetalsperre womöglich auf die nächste große Umweltverschmutzung zu. Denn der vermeintliche Gasaustritt in Pernze, der gestern Abend einen Großeinsatz der Feuerwehr auslöste, entpuppte sich im Rahmen der Ermittlungen als Benzin, das ins Erdreich gelangt ist und über Leerrohre im Boden Benzoldämpfe in die Straßen und Häuser transportierte.

[Explosionsgefahr in Pernze: Die Feuerwehr evakuierte vorsorglich im Umkreis von 50 Metern und stellte in vielen Wohnungen den Strom ab.]

Diese Vermutung war das Ergebnis eines fast fünfstündigen Einsatzes der Feuerwehr. Gegen 19 Uhr hatten Bewohner einer Doppelhaushälfte in der Kreuzstraße starken Gasgeruch im Hausanschlussraum gemeldet. Mit Hilfe einer Messung stellten die Hilfskräfte fest, dass es sich um ein explosives Gemisch handelte. Lediglich der Austritt von Methan konnte ausgeschlossen werden.  

 


„Es roch wahrnehmbar nach Benzingasen, was unsere Messungen bestätigten“, erklärte Einsatzleiter Michael Stricker heute Morgen in einer Zusammenfassung des Einsatzes. Da die Benzingase an mehreren Stellen in der Kreuzstraße wahrgenommen wurden und eine gewisse Explosionsgefahr bestand, evakuierte die Feuerwehr das Gelände in einem Umkreis von 50 Metern. Darüber hinaus wurde für zahlreiche Gebäude der Strom abgeschaltet.

In Zusammenarbeit mit dem Ordnungsamt wurden die Einwohner in eine Mehrzweckhalle gebracht und dort den Abend über versorgt. Eine Frau kollabierte im Rahmen der Evakuierung und musste in ein Krankenhaus gebracht werden.    

„Das war eine wirklich unüberschaubare Situation. Vor allem, dass der gefährliche Geruch an mehreren Stätten wahrgenommen wurde, war beunruhigend“, so Stricker. Aufgrund der lange Zeit unklaren Lage wurde Umweltalarm ausgelöst und eine Sofortmeldung an die Bezirksregierung geschickt.


[Die Sicherheitszone erstreckte sich in einem Umkreis von 50 Metern, der Strom wurde weiträumiger abgeschaltet.]

Die Feuerwehr machte sich derweil gemeinsam mit allen Energieversorgern auf die Suche nach einem Leck in den Gasleitungen. Dazu wurde vor dem Haus mit einem Bagger eine zwei Meter tiefe Entlüftungsöffnung gegraben, die Rohre freigelegt und das Leerrohr geöffnet. Dies geschah auch an der gegenüberliegenden Seite der Straße.

An beiden Öffnungen konnten in der Folge im Leerrohr Benzoldämpfe wahrgenommen und gemessen werden. Daher geht die Einsatzleitung aktuell davon aus, dass größere Mengen Benzin ins Erdreich gelangt sind. „Wie und wo dies geschehen sein könnte, ist bisher völlig unklar“, sagt Einsatzleiter Stricker. Darüber hinaus stelle sich die Frage, wie die Dämpfe in das Leerrohr gelangt seien. Die Untere Wasserbehörde, die gestern ebenfalls vor Ort war, wird in der kommenden Woche Ermittlungen in diese Richtung anstellen.

Die bedrohliche Situation in Pernze löste einen Großeinsatz der Feuerwehren mehrerer Kommunen aus. Neben Einheiten aus Bergneustadt waren auch Fachleute der Feuerwehren Wiehl, Gummersbach und Reichshof sowie der Messzug Oberberg vor Ort. Der Einsatz endete gegen Mitternacht.


[Das Osterfeuer der Jugendfeuerwehr war ebenfalls vom Einsatz betroffen.]

Für lange Gesichter sorgte der Feuerwehreinsatz indes unweigerlich bei dem eigenen Nachwuchs. Wie jedes Jahr hatte die Jugendfeuerwehr einen meterhohen Holzhaufen aufgeschichtet, der am Sonntagabend entzündet werden sollte. Da sich dieser jedoch nur 500 Meter von der Einsatzstelle entfernt befand, musste das Osterfeuer kurzfristig abgesagt werden.

Nicht ein möglicher Funkenflug, der möglicherweise zu einer folgenschweren Reaktion mit dem Gas führen könnte, war das Problem. Vielmehr hätte der entstandene Rauch die empfindlichen Messgeräte der Feuerwehr beeinflusst. Doch der Aufbau geschah nicht umsonst: Kurzerhand haben sich die Organisatoren dazu entschieden, das Feuer nun am heutigen Ostermontag um 18 Uhr zu entzünden.

Zu diesem Artikel werden keine Leserkommentare freigeschaltet.

WERBUNG