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Flo66: Dieses Jahr müssen Punkte her

fn; 26. Mar 2015, 07:30 Uhr
Bilder: Octo IodaRacing Team --- Neue Farben mit altbekannter Startnummer: Florian Alt geht ab Sonntag mit der Startnummer 66 auf Punktejagd.
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Flo66: Dieses Jahr müssen Punkte her

fn; 26. Mar 2015, 07:30 Uhr
Nümbrecht – Florian Alt startet am kommenden Wochenende in seine zweite WM-Saison – In der Moto2-Klasse hofft der Nümbrechter auf Punkte und kämpft nach einer schwierigen Vorbereitung mit Bike und Reifen.
Von Fabian Nitschmann

„Ich fühle mich viel besser als im ersten WM-Jahr 2013. Ich bin ausgewachsen und körperlich topfit.“ Florian Alt versprüht dieser Tage viel Vorfreude. Kein Wunder, denn der 18 Jahre alte Motorrad-Rennfahrer startet am kommenden Wochenende nach einem Jahr in der Spanischen Meisterschaft wieder in der Motorrad-Weltmeisterschaft. In der Moto2 geht der junge Nümbrechter ab Sonntag auf Punktejagd, nachdem ihm diese im Jahr 2013 noch verwehrt geblieben sind.


[Passend zum neuen Motorrad gab es auch eine neue Lederkombi für den wohl größten Fahrer im Feld.]

Bereits seit November arbeitet Alt auf die neue WM-Saison hin. Das Ende der alten Saison markiert immer auch den Start in ein neues Jahr. Und so galt es, sich mit Ausdauer- und Krafttraing sowie zahlreichen Crossfahrten fit zu halten für die große Herausforderung im Jahr 2015. Auf den Rennstrecken erlebte Flo66 dabei eine Vorbereitung mit Höhen und Tiefen. Die ersten Tests sollten Anfang Februar im spanischen Alcarras stattfinden. Doch aufgrund winterlicher Temperaturen sowie Schnee und Frost traten Fahrer und Team die Rückreise ohne eine einzige gefahrene Runde an.

  

„Dabei brauchen wir unbedingt viele Runden“, erklärt Alt, der sich sowohl an ein neues Bike als auch die Reifen gewöhnen muss. In der Spanischen Meisterschaft war Alt mit einer Kalex unterwegs, fuhr dabei einen Michelin-Reifen. In der WM startet Alt nun auf einer von lediglich zwei Suter MMX2, die im Fahrerfeld der Moto2 vertreten sind. Die Konkurrenz fährt dabei fast ausnahmslos auf Kalex-Bikes. Ausgestattet werden alle Teams mit Dunlop-Einheitsreifen.

Erfolgreich getestet wurde letztlich ab Mitte Februar. Im Gesamtklassement fand sich Alt bei den Fahrten in Valencia und Jerez meist auf den hinteren Plätzen wieder, konnte den erreichten Zeiten aber viel Gutes abgewinnen. „Wir sind in Jerez konstant 1:44er-Zeiten gefahren und genau das war das Ziel. Mit Blick auf die Konkurrenz fehlt noch die eine schnelle Runde und etwa eine Sekunde, um mittendrin dabei zu sein“, so Alt. „Ich habe noch weitere private Tests beim Team eingefordert, zu denen ist es aber leider nicht gekommen.“


[Konkurrenzfähiges Bike: Mit der Suter MMX2 schnappte sich Tom Lüthi beim Saisonfinale 2014 den Sieg.]

Ebenfalls schwierig gestalteten sich die letzten Test in Jerez in der vergangenen Woche. Statt hier am Setup und einer schnellen Runde zu arbeiten, mussten sich die Teams der Moto2 und Moto3 mit dem stetigen Regen anfreunden. „Ich denke, ich bin noch nie in meiner Karriere so viel im Regen gefahren, wie bei den Wintertests in diesem Jahr“, erklärte Alt im Anschluss an Jerez. Während er mit dem Team nun ein gutes Regen-Setup entwickelt hat, fehlt weiterhin die Praxis und die Abstimmung für trockene Verhältnisse. Und gerade hier sei die Suter kein leichtes Bike, wie Moto2-Fahrer Tom Lüthi gegenüber Sport1 erklärte. Der Schweizer fuhr 2014 auf Suter und wechselte nun auf Kalex. Im Rahmen der Vorbereitung sagte er, dass beide Bikes auf sehr hohem Niveau seien, die Grundabstimmung der Kalex allerdings deutlich einfacher falle.


[Klare Zielvorstellungen werden im Umfeld von Florian Alt kaum formuliert. Ohne Punkte will der 18-Jährige die Saison aber keinesfalls beenden.]

Während die Abstimmung für das Motorrad in den Freien Trainings von Katar noch verbessert werden soll, schwärmt Alt bereits über die gute Zusammenarbeit mit dem neuen Team. „Mit dem Team verstehe ich mich bereits sehr gut, auch von technischer Seite her bekomme ich hier wirklich gute Unterstützung“, so der junge Rennfahrer. Bereits seit dem Jahreswechsel wohnt der 18-Jährige in Italien und pflegt hier die Nähe zu Ioda Racing. „Die Trainingsmöglichkeiten sind gut, ich kann hier viel im Gelände trainieren.“ Zu Alts Trainingspartnern gehört unter anderem Danilo Petrucci, der in der MotoGP an den Start gehen wird.

Einen Grundstein für ein enges und familiäres Verhältnis zum Team legte Teambesitzer Giampiero Sacchi kurz vor Weihnachten, als er sich in Nümbrecht persönlich vom Umfeld seines neuen Fahrers überzeugte. Bei Steak und Wein kamen sich Familie und Teamchef näher und Sacchi nutzte die Möglichkeit, Vertrauen zu seinem Schützling und dessen Umfeld aufzubauen. Große Erwartungen wollte er derweil nicht formulieren. „Ich erwarte nichts. Zuerst müssen wir hart arbeiten, dann werden wir sehen, was passiert“, erklärte der erfahrene Italiener, der bereits seit Jahrzehnten im Motorradsport aktiv ist. „Ich bin nicht optimistisch, ich bin realistisch.“



Zu diesem Realismus gehört auch, dass Sacchis Team seit neun Jahren keinen Rennsieg mehr eingefahren hat und sowohl in der Moto2 als auch in der MotoGP lediglich zum Mittelfeld gehört. An Ratschlägen für Alt sparte der Italiener dennoch nicht. Auf dem Boden solle er bleiben, sich nach den ersten Erfolgserlebnissen nicht wie der größte Held fühlen. Die Überzeugung und der Wille ständen letztlich im Mittelpunkt: „Wenn du gewinnen willst, dann kann ich dir zeigen, wie man das macht.“

Fest von Alts Siegeswillen überzeugt ist Terrell Thien, der im Sommer das Management des 18-Jährigen übernommen hat. Auch Thien gehört zu den alten Hasen im MotoGP-Geschäft, ist seit 19 Jahren als Manager dabei, leitet in der Moto3 ein eigenes Team und hat dort mit Philipp Öttl ein weiteres deutsches Talent unter seinen Fittichen. „Ich war schon mehrere Jahre an Flo interessiert und bin sehr froh, dass wir nun endlich zusammen arbeiten. Flo kann ein Großer werden. Er hat das Zeug dazu und er will das auch und macht von sich aus jeden Tag sehr viel dafür“, sagte Thien im Dezember.

Mit konkreten Erwartungen hält aber auch er sich zurück. „Wichtig ist, dass sich Flo gute Startplätze rausfährt und sich aus dem Getümmel raushalten kann. Und dann geht es darum, die Gruppen zu gewinnen, in denen man landet.“ Alt selbst wird in dieser Hinsicht nun kurz vor der Saison etwas konkreter: „Ich hoffe auf vier bis fünf Plätze in den Top15.“ Eine weitere WM-Saison ohne Punkte wäre schließlich eine herbe Enttäuschung.
  
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