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Waldorfschüler und Asylbewerber schwangen den Farbpinsel

js; 28. Feb 2015, 18:11 Uhr
Bilder: Jessica Schöler --- Susan Steinmann (v.l.), Johanna Rummeny, Maraike Engeländer (vorne), Malin Styrnal sowie Haltom, Jonas und Filmon aus Eritrea.
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Waldorfschüler und Asylbewerber schwangen den Farbpinsel

js; 28. Feb 2015, 18:11 Uhr
Engelskirchen – Die Zwölftklässler der Freien Waldorfschule Oberberg haben sich um die Verschönerung des Asylbewerberheims in Wallefeld gekümmert – Gemeinsam mit den Bewohnern und vielen Helfern wurden die Räumlichkeiten neu gestrichen.
Im Asylbewerberheim in Wallefeld herrschte heute ein reges Treiben. Über 100 Menschen verteilten sich im Laufe des Tages auf die verschiedenen Räumlichkeiten, um mehr als 1.000 Quadratmeter Wandfläche mit einem gelben, grünen oder blauen Anstrich zu versehen. Helfer aus Oberberg und Umgebung schwangen gemeinsam mit den Asylbewerbern Pinsel und Farbrolle.

Ein Sprachgemisch aus Deutsch, Englisch und Französisch schallte durchs Haus; wurde von Lachern begleitet, wenn man sich nur noch mit Händen und Füßen verständigen konnte. Trotz Kommunikationsschwierigkeiten wurde das gemeinsame Ziel schnell erreicht. Im Nu verschwanden die weißen und nicht mehr ganz ansehnlichen Wände unter bunten und wohnlichen Farbtönen.



[Adbalhamed ist 25 Jahre alt, kommt aus Syrien und ist gelernter Schreiner. Ein von ihm gestalteter Spiegel schmückt den Flur der Unterkunft.]

Den Anstoß für die Aktion gab Johanna Rummeny, Schülerin der Freien Walddorfschule Oberberg und Klassensprecherin der zwölften Klasse. „Meine Mutter gibt ehrenamtlichen Deutschunterricht für Asylbewerber. So bin ich mit den Bewohnern in Kontakt gekommen. Wir hatten schnell die Idee, etwas zu verändern. Das Haus war so trist und trostlos“, erklärt die Zwölftklässlerin. Wohnlicher sollte die Unterkunft der 43 jungen Männer aus Eritrea, Syrien, Afghanistan, Marokko und dem Irak werden. Die rund 20 Zimmer sollten nach den Vorstellungen der Flüchtlinge gestaltet werden.



Um die Aufgabe bewältigen zu können, hat sich die 18-Jährige nach Unterstützung umgesehen, ihre Mitschüler und Lehrer mit ins Boot geholt, Sponsoren gesucht und die Gemeinde Engelskirchen kontaktiert. Dank Mutter Susan Steinmann beteiligten sich weitere Helfer, die ehrenamtlichen Deutschunterricht erteilen. Freunde und Familie packten ebenfalls mit an.

„Es bedarf einer guten Koordination, um alles umsetzen zu können. In den letzten zwei Monaten haben wir viel vorbereitet“, weiß Rummeny zu berichten. Die Schülerin hat mehrere Firmen angeschrieben und schließlich Sponsoren gefunden. „GSG Farben hat uns Material gespendet und beim Farbkonzept geholfen. Der Juniorchef von Bondke und zwei Auszubildende helfen uns beim Streichen“, so die 18-Jährige, die verkündete, dass die Gemeinde die übrigen Materialkosten übernimmt.   



[In der Gruppe geht das Streichen viel schneller. Ganz nebenbei kamen die Malermeister in Kontakt und unterhielten sich über die Schicksale der Flüchtlinge.]

Bereits vor drei Wochen hat man mit der Umgestaltung einer Küche in der ersten Etage begonnen. Das Mutter-Tochter-Gespann hatte kostenlose Küchen- und Sitzmöbel beschafft, um einen Gemeinschaftsraum einzurichten. Alte Kacheln verschwanden unter einer roten Klebefolie. Neue Tapeten und ein Teppich sorgen für Gemütlichkeit. Die Gemeinde steuerte außerdem zwei Herde bei. Einer davon wurde heute in der Erdgeschoss-Küche angeschlossen, die dank fleißiger Hände seit heute ebenfalls in neuem Glanz erstrahlt.

Damit sich die Asylbewerber, die teilweise zu sechst in einem Zimmer leben, nicht nur über schönere Räume freuen können, sondern auch mehr Gegenstände für das tägliche Leben zur Verfügung haben, organisierte man einen „Markt der schönen Dinge“. Die Männern durften aus zahlreichen Spendengütern, wie Decken, Sportgeräten, Dekorationen oder Geschirr wählen.
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