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Hemden für die Ewigkeit

Red; 19. Feb 2015, 12:20 Uhr
Bilder: privat.
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Hemden für die Ewigkeit

Red; 19. Feb 2015, 12:20 Uhr
Oberberg - Farbenfrohe Kunstaktion der Gesamtschule Waldbröl zum Jubiläum der Johanniter-Hospizarbeit im Oberbergischen Kreis - „Es war heftig, als wir über den toten Hamster sprachen.“
Anastasia hat sich vorbereitet und himmelblau gefärbtes Pflaster, grüne Holzwolle und pinke Kunststoffblüten mit in die Schule gebracht. Im Klassenraum klebt die Waldbröler Gesamtschülerin dies alles auf ein großes Baumwollhemd. Ihr Mitschüler Markus malt währenddessen ein Haus mit Wänden aus leuchtendem Rot und Gelb auf das Hemd, das vor ihm liegt. Zusammen mit den anderen Sechstklässlern aus der Kreativklasse der Gesamtschule Waldbröl gestalten die beiden derzeit „Paradieshemden“. Unter Anleitung der Klassenlehrerinnen Julia Wolf und Gudrun Kirchner sowie mit Sabine Achenbach und Elke Kremer vom Johanniter-Hospizdienst verzieren die Schüler insgesamt 30 Hemden. Diese stellen das Kleidungsstück für die letzte Reise der Menschen auf dem Weg in die Ewigkeit dar.



Die Kunstaktion ist Auftakt zum Jubiläum der Johanniter-Hospizarbeit im Oberbergischen Kreis. Vor zehn Jahren wurden der Ambulante Johanniter-Hospizdienst für Morsbach, Reichshof und Waldbröl gegründet und das stationäre Johannes-Hospiz Oberberg der Johanniter in Wiehl eröffnet. Anlässlich des Jubiläums gibt es Veranstaltungen und Aktionen, darunter eine Wanderausstellung mit den Paradieshemden der Schüler.

Wie Anastasia lassen viele Jugendliche auf den Hemden grüne Wiesen, bunte Blumen, himmelblaue Wolken und hellstrahlende Sonnen entstehen. „Die Natur macht einen fröhlich“, begründet das der Schüler Rasmus. Dass einen das Sterben aber auch traurig machen darf, hatte er in den Unterrichtstunden zuvor erfahren: Mit den Hospizdienst-koordinatorinnen Sabine Achenbach und Elke Kremer hatten die Kinder über eigene Erfahrungen mit dem Sterben gesprochen. „Es war heftig, als wir über den toten Hamster sprachen“, berichtet Rasmus. „Die meisten Kinder und Jugendlichen sind dem Sterben und dem Tod bereits begegnet“, sagt Sabine Achenbach. Wichtig sei es, dass die jungen Menschen ihre Gefühle angesichts gestorbener Großeltern und Haustiere äußern dürften.


Über ihre Vorstellungen vom Jenseits haben die Gesamtschüler mit den Hospizmitarbeiterinnen gesprochen. „Im Paradies wohnen die Menschen in farbenfrohen Gebäuden“, so stellt sich Schüler Markus die Existenz nach dem Tod vor. „Man lebt in demselben Haus, in dem man schon im Leben wohnte“, sagt der Jugendliche. Seine muslimische Mitschülerin zeichnet einen Gebetsteppich, der für sie unbedingt zum Paradies dazugehört.



Ein Sprichwort sagt zwar: „Das letzte Hemd hat keine Taschen“ – doch die Paradieshemden der Schüler haben welche. Gefüllt werden sie später von Menschen aus Waldbröl und Umgebung, die für die Wanderausstellung aufschreiben, warum sie bestimmte Dinge dort hineinstecken.
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