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Hausärzte feiern Teilerfolg

Red; 12. Feb 2015, 10:40 Uhr
Bild: privat.
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Hausärzte feiern Teilerfolg

Red; 12. Feb 2015, 10:40 Uhr
Oberberg - Einen „Teilerfolg“ nennt der Hausärzteverband die bessere flächenmäßige Verteilung von Notdienstpraxen gegenüber dem vorherigen „Kahlschlagkonzept“ - Der künftige Fahrdienst wird kritisch gesehen.
Als Mitglied der Vertreterversammlung in Düsseldorf mit 50 Mitgliedern der Vertragsärzte und Vertragspsychotherapeuten nahm gestern der Vorsitzende des oberbergischen Hausärzteverbandes Dr. Ralph Krolewski an der entscheidenden Versammlung nach zweijährigen Beratungen und einem vom Hausärzteverband abgelehnten zur Entscheidung vorliegenden „Kahlschlagkonzept“ teil. Dieses Konzept wurde von den Mehrheiten in der Vertreterversammlung von Fachärzten, ermächtigten Krankenhäusern und Psychotherapeuten favorisiert, war aber bereits bei den vorbereitenden Beratungen hinsichtlich der Grundfestsetzungen einer sehr niedrigen durchschnittlichen Dienstbelastung hinsichtlich der Auswirkungen auf die Versorgung vom Hausärzteverband kritisiert worden.


Die Kreissstelle der Kassenärztlichen Vereinigung in Oberberg hatte ebenfalls heftige Kritik an dem vorgeschlagenen Konzept geäußert und ebenfalls mit anderen Kreisstellenvorständen in Nordrhein ablehnende Voten abgegeben. Rund 200 Besucher im Haus der Ärzteschaft verfolgten die Diskussion mit Spannung. Hinsichtlich der geplanten Notfallpraxen konnte nach hitziger Diskussion unter Redezeitbegrenzung von drei Minuten der von der Hausarztliste eingebrachte weitestgehende Antrag mit zuletzt Unterstützung durch die Mehrheitsfraktionen verabschiedet werden, der 41 Standorte für Notdienstpraxen vorsieht mit einer zentralen Notdienstpraxis in jedem der bergischen Kreise und einer zusätzlichen (neben Gummersbach) im Oberbergischen Kreis in Waldbröl unter Anerkennung der Tatsache, dass Waldbröl auch Teile des östlichen langgestreckten Rhein-Sieg-Kreises versorgt mit zentraler Notdienstpraxis in Siegburg.

Es konnte zusätzlich erreicht werden, dass auf Antrag der Kreisstellen wohnortnahe Dependancen betrieben werden können mit eingeschränkten Öffnungszeiten unter freiwilliger Teilnahme der Ärzte vor Ort. Dies würde dann die Notdienstpraxis in Wipperfürth betreffen. Mit dieser Öffnungsklausel konnte gegenüber dem bislang von der Mehrheit getragenen restriktiven Konzept ein mögliches regionales Konzept durchgesetzt werden. Hinsichtlich des Fahrdienstes gab es in der Beschlussfassung ein mehrheitliches Votum für das neue zentrale Fahrdienstkonzept gegen die Stimmen der Hausarztfraktion des Hausärzteverbandes: Künftig sollen im Durchschnitt sieben Fahrzeuge mit erhöhter Zahl zu Spitzenzeiten und verringerter Zahl zu Nachtzeiten das Gebiet des Oberbergischen Kreises, des Rheinisch-Bergischen Kreises, von Leverkusen, Solingen, Wuppertal und Remscheid versorgen. Bislang sind in diesem Gebiet immer 21 Fahrdienste im Einsatz.

Im Oberbergischen mit zehn Fahrdiensten wurden zuletzt jährlich 5.000 Notfälle versorgt, künftig sollen bei zentraler Lenkung durch die Arztrufzentrale in Duisburg 1,5 Fahrzeuge mit Fahrer und Arzt das Kreisgebiet versorgen. Dabei werden dann im rechnerischen Mittel 0,6 Einsätze pro Stunde über große Entfernungen zugrundegelegt. Dazu sagte Dr. Krolewski in der Vertreterversammlung: „Das kann so nicht klappen. Das sehen wir mit großer Sorge. In Westfalen-Lippe kommen nach der Notdienstreform mehr Fahrzeuge zum Einsatz. Die ‚Ursünde‘ für dieses Modell ist die angezielte maximale Dienstbelastung von 50 Stunden pro Jahr. Dieses Modell kann man den Regionen nicht überstülpen.“

Dieses Minimalmodell ist nach Ansicht des oberbergischen Hausärzteverbandes nicht tragfähig und wird von der Mehrzahl der oberbergischen Hausärzte nicht getragen und ebenfalls von den Obleuten in den Dienstbezirken abgelehnt. Die pädiatrische Notdienstpraxis in Gummersbach soll erhalten werden, in anderen nordrheinischen Regionen soll die pädiatrische Notfallversorgung nach gleichen Kriterien verbessert werden.

Die fachärztlichen Notdienste der HNO- und Augenärzte werden an acht Standorten im Rheinland angeboten. Die konkreten Standorte dafür sollen demnächst feststehen. Die Vertreterversammlung beschloss, die Entwicklung einer jährlichen Evaluation zu unterziehen. Zur konkreten Umsetzung der Beschlüsse ist jetzt noch die Ärztekammer Nordrhein hinsichtlich einer Zustimmung gefragt und die anschließende Umsetzung vor Ort durch eine Notdienstordnung gemeinsam mit den Kreisstellen. „Wir werden die Entwicklung aufmerksam verfolgen und treten für rechtzeitige Korrekturen ein, wenn die Versorgung kritisch gefährdet wird“, so der Vorstand des oberbergischen Hausärzteverbandes.
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