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Ein Leben mit der Pfeife

or; 8. Dec 2014, 13:21 Uhr
Bild: Ole Remmers --- Schiedsrichter Gerhard Schürholz (Mitte) wurde für seine 50-jährige Tätigkeit von Oberbergs Handballchef Udo Kolpe (li.), Kreisschiedsrichterwart Karl-Walter Marx, HVM-Präsident Lutz Rohmer (2. v. re.) und HVM-Spielwart Günter Knickmann mit der Goldenen Ehrennadel des HVM geehrt.
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Ein Leben mit der Pfeife

or; 8. Dec 2014, 13:21 Uhr
Oberberg – Seit 50 Jahren ist Gerhard Schürholz den Handballern am Mittelrhein bekannt, für viele wurde der Schiedsrichter zu einem Freund.
von Ole Remmers

Bei den oberbergischen Handballvereinen dürfte es kaum einen Spieler, Trainer oder Zuschauer geben, der Gerhard Schürholz nicht kennt. Und das bereits seit einigen Generationen, denn der 76-Jährige feiert dieses Jahr sein 50-jähriges Jubiläum an der Pfeife. Wobei mit dem „Feiern“ hat es der Marienheider nicht so. Auf die Ankündigung dieses Artikels reagierte er gewohnt trocken: „Wenn es denn sein muss.“

Bevor man auf die Schiedsrichterkarriere des Jubilars blickt, muss man noch einmal fast 20 Jahre eher ansetzen, beim Beginn der Handballspielerkarriere mit zehn Jahren, damals natürlich noch auf dem großen Feld und bei jedem Wind und Wetter. „Wenn im Schnee gespielt wurde und alles vereist war, trugen die Spieler abgeschnittene Fingerhandschuhe“, erinnert sich Schürholz noch gerne an diese Zeit. Als Spieler war er bis zur Oberliga aktiv und spielte unter anderem gegen traditionsreiche Vereine wie den VfL Gummersbach und den Polizei SV Köln. Doch nur aktiv spielen war dem damals Mittzwanziger irgendwann zu wenig. „Ich wollte noch näher an den Sport heranrücken und natürlich auch einiges besser machen als andere“, nennt er Gründe für den Beginn seiner Schiedsrichterkarriere, auch noch auf dem Großfeld.

Ab Mitte der 60er-Jahre ging es dann so langsam in die Hallen und die Wochenenden von Schürholz gehörten dem Handball. „Da ging einiges an Zeit und Kilometern drauf“, erinnert er sich an lange Tage, an denen er samstags in Euskirchen pfiff, sonntagmorgens in Aachen die Damenmannschaft des SSV Marienheide coachte und sonntagabends in Königswinter selber zum Leder griff. „Und das ganze ohne Sponsoren, die gab es noch nicht“, stellt Schürholz den Unterschied zu heute dar


1973 legte er dann ein Sabbatjahr ein, um 1974 direkt wieder durchzustarten. An das erste Spiel damals, das Oberligaderby Königswinter gegen Thomasberg (Endstand 12:14), erinnert sich Gerhard Schürholz noch gut: „Das war eine beeindruckende Kulisse. Wir hatten ja damals noch diese Flöten mit der Erbse drin und konnten uns nur per Handzeichen verständigen.“ Neben seiner Schiedsrichterkarriere lief auch die Spielerkarriere weiter. Nach einem kurzen Comeback in der ersten Mannschaft des SSV mit 38 Jahren, spielte Schürholz, stets mit der Nummer 10 auf dem Rücken, in der zweiten und dritten Mannschaft der Heier und beendete erst mit 50 Jahren seine Spielerlaufbahn.

Dass man auch im höheren Alter noch etwas Neues ausprobieren kann, zeigte er dann 1999. Zufällig kam er in Kontakt mit dem damaligen deutschen Beachhandball-Chef Wolfgang Sasse und bewarb sich gemeinsam mit dem heutigen Lehrwart Daniel Köpplin („Das hat gut gepasst, der Altersunterschied beträgt ja nur 42 Jahre“) bei der Deutschen Meisterschaft im Beachhandball. Sieben Jahre pfiffen die beiden gemeinsam in Cuxhaven, anschließend war Schürholz noch als Beobachter und Supervisor tätig. Durch den Verfall des „Sommerhandballs“ auf nationaler Ebene ist der 76-Jährige inzwischen nur noch im Kreis tätig. „Das macht mir nach wie vor Spaß. Im Sand zu pfeifen und mit jungen Leuten zusammen zu sein“, freut sich Schürholz jetzt bereits wieder auf den kommenden Sommer.

Dass er seit einigen Jahren auch die Schulhandballturniere auf Kreis- und Bezirksebene pfeift und auf Landesebene organisiert, wundert bei all dem Engagement für den Handball nicht. „Leider steht der Schulhandball wenig in der Öffentlichkeit“, kämpft er dabei auch für mehr Aufmerksamkeit für seine Sportart. So viel Handball geht natürlich nicht ohne Rückhalt von zu Hause. „Da hab ich immer viel Verständnis, weil die Familie auch handballinteressiert ist und meine Frau auch gespielt hat“, kann Gerhard Schürholz guten Gewissens samstags zum Pfeifen fahren. Die Gartenarbeit muss dann erst einmal warten. Neben dem Sport sind ihm auch das Vereinsleben und sein Heimatverein SSV Marienheide wichtig. So tat ihm der Niedergang des Heier Handballs in den vergangenen Jahren sehr weh. „Aber wenigstens wir Schiedsrichter sind ein großes Team“, ist Schürholz stolz darauf, dass bis zu 22 Referees in seinem Verein aktiv waren und sind.

Und wie geht es weiter? Wie viele Jahre bleibt der älteste Schiedsrichter des Kreises noch an der Pfeife? „Da werde ich von Jahr zu Jahr schauen, ob ich gesund bleibe und der Spaß muss natürlich auch da sein“, will Schürholz gerne noch ein wenig weitermachen.
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