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„Wichtig ist, was man daraus macht“

jlo; 4. Dec 2014, 13:26 Uhr
Die Asche in Hartegasse wird bald Geschichte sein - als einer der letzten Klubs in der Region bekommt der SSV einen Kunstrasenplatz.
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„Wichtig ist, was man daraus macht“

jlo; 4. Dec 2014, 13:26 Uhr
Lindlar – Der SSV Süng sichert sich trotz seines Minikaders die Herbstmeisterschaft und sorgt damit für eine faustdicke Überraschung.
Von Jürgen Lorenz        

„Es hat einfach alles gepasst.“ Andrea Esposito, Trainer des SSV Süng, kann es immer noch nicht so richtig glauben. Mit 33 Punkten belegt der kleine Dorfverein nach Ablauf der Hinserie den niemals für möglich gehaltenen 1. Tabellenplatz und sicherte sich damit den inoffiziellen Titel des Herbstmeisters. Im letzten Spiel setzte sich der SSV mit einen knappen 1:0-Erfolg gegen den abstiegsbedrohten SV Union Rösrath durch und feierte anschließend mit den zahlreichen Fans den Abschluss einer tollen Hinrunde und zeitgleich den letzten Auftritt auf der heimischen Asche. Der rote Belag auf der Anlage in Hartegasse soll nämlich im nächsten halben Jahr gegen einen Kunstrasen ausgetauscht werden.

Erst über eine halbe Stunde nach Spielschluss kam die Kunde vom Endergebnis in Bensberg. Und da der damalige Primus gegen Rot-Weiß Olpe nicht über ein torloses Remis hinauskam, übernahmen die Esposito-Schützlinge – erstmals in dieser Saison – die Spitze. „Danach waren die Jungs nicht mehr zu halten und haben erst einmal gefeiert“, freute sich der Trainer. Am Abend zuvor hatten die Kicker allerdings Willen gezeigt und sich auf der Vereinsparty am Platz merklich zurückgehalten. Der Lohn folgte prompt. Lediglich zweimal verließ der Herbstmeister bislang als Verlierer den Platz. Nur der SV Morsbach und der FC Bensberg behielten jeweils mit einem 2:0-Erfolg die Oberhand. Demgegenüber stehen zehn Siege und drei Remis.



„Der Zusammenhalt macht uns einfach unheimlich stark“, ist Esposito überzeugt. Dass dies nicht nur eine bloße Floskel ist, hat das Team im gesamten Verlauf der Spielzeit bewiesen. Der Trainer musste sich bisher bei jedem Spiel mit umziehen, da auf der Sünger Auswechselbank an jedem Wochenende reichlich Platz war. „Eigentlich standen mir immer nur 12 bis 13 Spieler zur Verfügung“, wundert sich der Coach über die tolle Serie. Aber der kleine Kader hat auch seine Vorteile. „Die Mannschaft ist dadurch unheimlich gut eingespielt. Sie hat sich taktisch sehr gut entwickelt und ist durch eine gute Vorbereitung konditionell viel stärker als vergangenes Jahr“, zieht Esposito trotz der langen Verletztenliste, auf der sich ständig mindestens vier bis fünf Spieler befinden, ein positives Fazit.


[Trainer Esposito hatte in der Hinrunde häufig Grund zum Jubeln.]

Im Spiel nach vorne sieht Esposito noch Verbesserungspotenzial. Als eine reine „Mauermannschaft“ nach dem Vorbild des typisch italienischen Catenaccio will der Trainer sein Team aber auch nicht bezeichnet haben. „Viele werfen uns unattraktiven Fußball vor. Allerdings haben wir uns vorgenommen, nur in gewissen Räumen zu reagieren. Das sieht sicherlich manchmal nicht sehr attraktiv aus, ist aber genau das, was wir wollen. Wichtig ist, was man daraus macht. Das ist einfach unser Spiel und das läuft doch im Moment sehr gut“, legt Esposito keinen großen Wert auf fußballerische Kabinettstückchen. Erst elf Gegentore hat die Defensivabteilung um Torhüter Bastian Schneider zugelassen und zeigt damit deutlich, wo eine der Stärken des SSV liegt.

In der Offensive könnte dagegen einiges besser laufen. Mit Bergneustadt, Nümbrecht II, Refrath und Morsbach haben bisher lediglich vier Teams weniger gut gezielt. 23 Tore sprechen nicht für Hurra-Fußball. „Wir sind eben sehr effektiv“, grinst der Coach. Mit den 33 bisher erzielten Punkten habe man das Minimalziel der Saison von 35 Zählern beinahe erreicht, guckt Esposito immer noch leicht ungläubig auf die Tabelle. „Es sind sicherlich einige Mannschaften eigentlich stärker als wir“, macht sich der SSV-Coach nichts vor. „Aber jetzt wollen wir natürlich so lange wie möglich da oben mitspielen. Alles andere wäre doch schön blöd.“ Sieben oder acht Teams traut Esposito zu, ganz oben mitzuspielen. „Wir werden jeden Gegner sehr ernst nehmen. Aber alle anderen müssen noch gegeneinander spielen. Jeder kann da jeden schlagen. Wir bleiben realistisch.“

Trotzdem werde man die aktuelle Tabellenkonstellation genießen und gucken, was am Ende dabei herauskommt. „Und wenn wir die Chance bekommen sollten, ganz oben zu stehen, dann greifen wir zu“, würde Esposito auch nicht in den Meisterschaftssekt spucken. Das Saisonziel, einen einstelligen Tabellenplatz, korrigiert der Trainer derweil etwas nach oben. „Nach drei fünften und einem sechsten Platz in den letzten Jahren, sollte das Minimalziel jetzt darüber liegen“, macht er klar. Die Punkte dazu muss er allerdings allesamt in der „Fremde“ sammeln. Aufgrund des Platzumbaus werden die „Heimspiele“ des SSV wahrscheinlich während der kompletten Rückrunde in Frielingsdorf ausgetragen.

  
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