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„Glaube braucht keine Vermittler“

Leserbrief; 12. Nov 2014, 10:11 Uhr
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„Glaube braucht keine Vermittler“

Leserbrief; 12. Nov 2014, 10:11 Uhr
Oberberg - Lothar Gothe kritisiert in einem Leserbrief den Alleinvertretungsanspruch der Kirchen über die Lehre Jesu.
"Immer wieder wird von den Kirchen vor einem sogenannten „Individual-Christentum“ gewarnt. Obwohl ich vor langen Jahren aus der Kirche ausgetreten bin, fühle ich mich angesprochen. Denn der  Mann aus Nazareth, sein Vorbild und seine Lehre gehören nach wie vor zu den Leitlinien meines Lebens, die christlichen Kirchen hingegen nicht. Ein Grund dafür ist gerade deren geistiger Herrschafts-Anspruch, für die „Schriftauslegung“ brauche es ‚die Gemeinschaft in der Kirche‘. Also die riesigen hierarchischen, bürokratischen Apparate und die zahllosen Theologen, Kirchenräte,  Pfarrer als Quasi-Religionsbeamte. Dies erzeugt den Eindruck, als wäre die Lehre Jesu eine hochkomplizierte wissenschaftliche Angelegenheit.

Dabei ist sie sehr einfach und für jeden Menschen direkt zugänglich, sie braucht keine Vermittler, siehe etwa die Bergpredigt. Leider halten wir uns aber so gar nicht daran, auch die Kirchen und die allermeisten Christen nicht. Oder ist es etwa nicht so, dass die meisten von uns mehr oder weniger ein materielles Wohlleben auf Kosten armer Völker führen, das Klima, also die Schöpfung ruinieren, den Mammon vergöttern und billigend in Kauf nehmen, dass unsere wirtschaftlichen Interessen weltweit notfalls militärisch durchgesetzt werden?  Dass wir eine tödliche „Frontexmauer“ um unsere Wohlstandsinseln im „christlichen Abendland“ errichtet haben, mitleidlos?

Für mich als ‚Individualchrist‘ heißt Jesus ernst nehmen aber nicht, diese grausamen Missstände zu beklagen, sondern sie abzustellen, also wohl oder übel unsere ausbeuterische Wirtschaftsweise und unseren verschwenderischen  Lebensstil zu ändern. Dafür braucht man keine Arbeitskreise, keine zwölf Thesen, keine „multimedialen Kirchenführungen“, keine ‚meditativen Kirchturmwanderungen‘, keine ‚Church-Night‘ und schon gar nicht christliche ‚Flashmobs‘ in Einkaufszentren oder ähnliches PR-Brimborium."

Lothar Gothe, Bergneustadt   


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