Archiv

Fehlerfestival ebnet Weg zur VfL-Niederlage

pn; 5. Nov 2014, 22:45 Uhr
Bilder: Michael Kleinjung ---- Nichts zu holen gab es für Joakim Larsson und den VfL Gummersbach
ARCHIV

Fehlerfestival ebnet Weg zur VfL-Niederlage

pn; 5. Nov 2014, 22:45 Uhr
Gummersbach – In einem schwachen Bundesligaspiel läuft die Mannschaft von Emir Kurtagic von Anfang an der Musik hinterher - 'RPP - Ambulantes Therapie- und Reha-Zentrum' und die Sparkasse Gummersbach-Bergneustadt präsentieren die Berichterstattung über den VfL Gummersbach.
Von Peter Notbohm

[Christoph Schindler war heute einer der wenigen Lichtblicke.]

Die Statistiker kamen im Notieren der Fehlerquoten beider Teams am heutigen Abend kaum hinterher. Sowohl der VfL Gummersbach als auch der Tabellenvierte aus Göppingen versuchten sich mit ihren Fehlwürfen und technischen Fehlern geradezu zu überbieten. Am Ende setzte sich die individuelle Klasse der Gäste sowie die starke Torhüterleistung von Primoz Prost durch. Während Göppingen durch den Sieg weiter auf Tuchfühlung zur Tabellenspitze bleibt, verharren die Oberberger mit einem ausgeglichenen Punktekonto auf Rang zehn im Mittelfeld der Liga.



VfL Gummersbach – FRISCH AUF! Göppingen  27:31 (11:15).

Bis zur 55. Minute mussten die VfL-Anhänger am heutigen Abend warten, bis sie endlich einen Treffer von Julius Kühn bejubeln durften. Wohlgemerkt - es war das erste Tor von der Königsposition auf Halblinks überhaupt. Bis dahin hatten sowohl Kühn als auch Andreas Schröder Fahrkarte um Fahrkarte und technischen Fehler um technischen Fehler produziert. Gegen ein Spitzenteam aus Göppingen, das heute allerdings nicht minder fahrig agierte, war das zu wenig. Denn auch von der rechten Seite kam nicht viel mehr. Zwar erzielte Mark Bult sieben Treffer, darunter vier souveräne Siebenmeter, doch für seine drei Feldtore benötigte der Linkshänder auch acht Versuche. Einzig Christoph Schindler strahlte mit seinen kanonenartigen Unterhandwürfen durchgängig Gefahr aus.

[Geburtstagskind Carsten Lichtlein entschärfte vor der Pause acht Bälle, hatte im zweiten Durchgang aber kein Glück mehr.]

Bereits der Beginn der Partie sollte ein Fingerzeig sein, wohin die Reise gehen würde. Schröder und Florian Gruchalla scheiterten mit ihren ersten Versuchen am starken Primoz Prost, während es Göppingens Außen Marcel Schiller auf der Gegenseite klingeln ließ. Eine frühe Überzahlsituation konnte der VfL zwar noch zum 3:3 (9.) nutzen, doch in der Folge übernahmen die Gäste allmählich das Kommando. Das lag auch daran, dass sich der Gummersbacher Abwehrverbund viel zu leicht auseinanderdividieren ließ. Einzig Geburtstagskind Carsten Lichtlein, dem die Halle vor der Partie ein Geburtstagsständchen sang, war es zu verdanken, dass die Hausherren über 5:7 (14.) bis zum 7:9 (18.) auf Schlagdistanz blieben.

Allmählich zeigten sich die Schützen der Gäste aber treffsicherer und zogen nach zwei schwachen Aktionen von Kühn auf 7:11 (21.) davon. VfL-Trainer Emir Kurtagic reagierte und brachte erneut Schröder herein und in der Defensive zudem Simon Ernst, dem es endlich gelang, die Kreise von Göppingens Halblinken Zarko Sesum zu stören.  Beim 11:12 (25.) durch Gunnar Stein Jonsson hatten die VfL-Fans wieder Hoffnung geschöpft, wurden von ihrem Team nun aber auch jäh wieder aus allen Träumen gerissen. Fehler von Persson und Schröder sowie zwei weitere Fehlwürfe ließen Göppingen bis zur Pause wieder davonziehen. Bojan Beljanski netzte mit der Sirene zum 11:15 ein.

Wer sich Besserung für den zweiten Durchgang erhoffte, sollte schnell wieder auf dem Boden der Tatsachen landen. Göppingen, das nach wie vor nicht fehlerfrei agierte, zeigte sich dennoch abgeklärter und verwaltete seinen Vorsprung clever. Näher als beim 15:17 (38.) und 17:19 (42.) durch jeweils Raul Santos sollten die Oberberger nicht mehr kommen. Göppingens Keeper wurde nun mehrfach auf der Flucht abgeschossen, während seine Vorderleute es vorne deutlich besser machten.  Spätestens beim 18:24 (47.) durch Anton Halén war eine Vorentscheidung gefallen. Da halfen dann auch kein spektakulär gehaltener Siebenmeter des eingewechselten Matthias Puhle und auch keine Aufforderungen des Hallensprechers mehr, die Mannschaft in den letzten Minuten noch einmal nach vorne zu peitschen.


[Julius Kühn und Andreas Schröder erwischten einen rabenschwarzen Abend.]

Über 22:28 (54.) ließen es die Gäste in der Schlussphase etwas ruhiger angehen und ermöglichten dem VfL immerhin noch etwas Ergebniskosmetik, ehe Alix Kévynn Nyokas sechs Sekunden vor dem Ende den letzten Treffer erzielte. Neben den bereits erwähnten schwachen Halben krankte es heute aber überhaupt am Spiel der Gummersbacher. Das Angriffsspiel des VfL fand fast vollständig ohne die Außen statt und auch der Kreisläufer war meist gut abgeschirmt. Einzig einige gute Kreuzbewegungen im Rückraum sorgten immer wieder für Chancen, die allerdings zu selten genutzt wurden.  Viel Arbeit also für die Mannschaft von Emir Kurtagic, für die bereits am kommenden Sonntag das nächste Heimspiel gegen die überraschend schwach in die Saison gestarteten Recken aus Hannover ansteht. Die Niedersachsen gewannen heute Abend deutlich mit 39:31 gegen den Bergischen HC.


[Nachdem ein Wurf von Christoph Schindler das Netz aus seiner Verankerung gerissen hatte, musste sich Primoz Prost als Flicker betätigen.]

Stimmen

Magnus Andersson (Trainer Frisch Auf! Göppingen): „Natürlich bin ich zufrieden und stolz auf meine Mannschaft. Ich hatte großen Respekt vor Gummersbach, die eine starke, junge Mannschaft haben. In der ersten Halbzeit haben wir aggressiv und gut gedeckt, im Angriff aber noch zu viel vergeben. Nach dem Wechsel waren die ersten 20 Minuten richtig gut, ehe wir dann wieder etwas nachlässig wurden. Dennoch war es insgesamt eine starke Leistung.“

Emir Kurtagic (Trainer VfL Gummersbach): „Es war heute nicht unser Tag. Wir haben viel zu viele Gelegenheiten im Angriff ausgelassen und Göppingen damit stark gemacht. Hinzu kommt, dass wir in der ersten Halbzeit schwach gedeckt haben und Carsten Lichtlein uns im Spiel halten musste. Nach der Pause stand die Abwehr etwas besser, aber die Offensivleistung blieb schwach. Wie gesagt, es war nicht unser Abend, nicht in der Deckung und nicht im Angriff. Nirgendwo! Die Jungs haben es immer wieder versucht, aber es sollte heute nicht sein. Wir haben verdient verloren, müssen uns jetzt wieder sammeln und nach vorne gucken.“

Frank Flatten (Manager VfL Gummersbach): „Göppingen hat verdient gewonnen. Glückwunsch. Unsere Mannschaft hatte heute zweifellos den Willen, das Spiel zu gewinnen, aber es war einfach zu wenig. Kompliment an die Zuschauer, die uns toll unterstützt haben. Ich hoffe, das wird auch am Sonntag wieder so sein, denn dieser Monat ist extrem wichtig für uns.“

VfL Gummersbach

Carsten Lichlein (1.-45. Minute, 9 Paraden)
Matthias Puhle (45.-60 Minute, 3 Paraden, darunter ein Siebenmeter)

Tobias Schröter (1)
Simon Ernst
Julius Kühn (1)
Christoph Schindler (7)
Magnus Persson (1)
 Joakim Larsson
Gunnar Stein Jonsson (2)
Florian von Gruchalla (1)
Mark Bult (7/4)
Alexander Becker (2)
Andreas Schröder
Raul Santos (5)



FRISCH AUF! Göppingen

Primoz Prost (1.-60. Minute, 14 Paraden)
Nikola Marinovic (zu einem Siebenmeter eingesetzt)

Michael Kraus (5)
Tim Kneule (2)
Christian Schöne
Alix Kévynn Nyokas (4)
Bojan Beljanski (2)
Felix Lobedank (1)
Evgeni Pevnov
Zarko Sesum (4)
Marcel Schiller (7/4)
Anton Halén (4)
Manuel Späth (2)

Zuschauer:
2732.

Schiedsrichter:
Sebastian Grobe / Adrian Kinzel.

Siebenmeter
4:5 4:4 (Bult souverän – Schiller scheitert an Puhle).

Strafen
6:6 Minuten (Ernst, Schindler, Jonsson – Beljanski, Pevnov, Kneule).

Beste Spieler
Lichtlein (1. Halbzeit), Schindler, Ernst – Kraus, Prost, Sesum.

WERBUNG