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Steinhausen: „Das Risiko wäre einfach der Wahnsinn“

fn; 25. Sep 2014, 14:20 Uhr
Bilder: privat - Jörg Steinhausen (li.) beendet seine Karriere. Er war zuletzt mit Axel Kölsch zusammen gestartet.
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Steinhausen: „Das Risiko wäre einfach der Wahnsinn“

fn; 25. Sep 2014, 14:20 Uhr
Nümbrecht – Der zweimalige Vize-Weltmeister im Seitenwagen, Jörg Steinhausen, hat gestern sein Karriereende bekannt gegeben – Nach seinem Sturz in Kroatien steht der Nümbrechter nun vor einer Rücken-OP.
Von Fabian Nitschmann

„Ich bin nicht mehr bereit, den nun erreichten Status fahrlässig durch die Belastungen während der Rennen zu riskieren." Jörg Steinhausen gilt als der erfolgreichste deutsche Seitenwagen-Fahrer der vergangenen Dekade, wurde zwei Mal Vize-Weltmeister und fuhr auch in dieser Saison wieder an der Spitze mit. Bis zu seinem folgenreichen Sturz im kroatischen Rijeka. Nun wird Steinhausen seine Karriere aus gesundheitlichen Gründen beenden. „Ich habe hartnäckige Probleme mit dem Rücken und dem rechten Bein“, erklärte Steinhausen gegenüber Oberberg-Aktuell. Statt weiteren Seitenwagen-Rennen steht daher derzeit eine Operation im Fokus. „Ich hoffe, dass meine Ärzte mit der richtigen Operation zumindest die Symptome im Alltag in den Griff kriegen können.“

Von risikofreiem Extremsport ist Steinhausen demnach weit entfernt. „Ich habe das immer alles sehr sehr gerne gemacht. Aber ich muss jetzt auch einsehen, dass es eben nicht mehr geht“, sagte der Motorsportler auf Nachfrage. „Es geht hier auch um den Respekt vor den Sponsoren und allen Mitarbeitern, die ihre Kraft in das Projekt stecken.“ Diesen Respekt könne er nur zollen, wenn er topfit sei und seine beste Leistung abrufen könne, so Steinhausen.

In seiner Rücktrittserklärung von Mittwochabend bedankte sich der Nümbrechter bei allen Partnern, Fans und natürlich bei seiner Familie. „Ich habe es stets als Privileg gesehen, meinen Sport ausüben zu dürfen und über die Jahre so viel Zuspruch und Unterstützung von so vielen Partnern, Gönnern und Fans zu erfahren.  Meine Familie hat mich dabei immer getragen, was auch in Rennverrückten Sippen wie unserer nicht selbstverständlich ist.“  

Auch wenn er sportlich nicht mehr in Erscheinung treten wird, möchte Steinhausen dem Motorsport nicht vollends den Rücken zukehren. „Ich sondiere in Ruhe, wie ich meine Erfahrung sinnvoll einfließen lassen könnte“, so Steinhausen. „Dabei muss es auch nicht immer nur um die Seitenwagen.“



Der weitere Karriereverlauf von Steinhausens Beifahrer Axel Kölsch ist ebenfalls offen. Kölsch erlitt beim Unfall im kroatischen Rijeka einen Fersenbeinbruch und fing sich zudem im Krankenhaus eine Infektion zu. „Axel und natürlich auch der Rest des Teams waren enttäuscht von der Entscheidung. Wir dachten alle, dass wir noch die Kurve kriegen. Aber ich bin mir sicher, dass sie alle ihre Wege machen werden“, sagte Steinhausen gegenüber Oberberg-Aktuell.

Jörg Steinhausen fährt seit Ende der 1990er Jahre Seitenwagen-Rennen. Zwischen 1997 und 2006 nahm er an zahlreichen Läufen der Deutschen Meisterschaften sowie der Weltmeisterschaft teil. Darüber hinaus trat das Steinhausen Racing Team bei Supersport-Rennen an und unterstützte zeitweise den derzeitigen Moto2-WM-Fahrer Marcel Schrötter. 2005 zog sich das Team aufgrund zu großer Differenzen mit dem damaligen Serienmanagement aus der Weltmeisterschaft zurück.

2012 feierte Steinhausen dann sein Comeback in der WM sowie der Internationalen Deutschen Meisterschaft. Am Saisonende 2012 konnte er sich gemeinsam mit Beifahrer Grégory Cluze als Vize-Weltmeister feiern lassen. Die Saison 2013 beendete er gemeinsam mit Beifahrer Ashley Hawes auf WM-Rang drei. In den beiden ersten Läufen der diesjährigen Saison belegte das Team Steinhausen/Kölsch einen zweiten und einen dritten Platz. Im Training zum dritten Rennen ereignete sich der Sturz, der nun zum Karriereende führt.


  
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