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Selbstwerber im Wald: Probleme für die Nachhaltigkeit?

fn; 8. Sep 2014, 12:47 Uhr
Oberberg Aktuell
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Selbstwerber im Wald: Probleme für die Nachhaltigkeit?

fn; 8. Sep 2014, 12:47 Uhr
Oberberg – Die Forstbetriebsgemeinschaft Morsbach warnte dieser Tage Waldbesitzer vor voreiligen Kahlschlägen aufgrund hoher Holzpreise – Auch das Forstamt empfiehlt eine gute Beratung statt schnellem Geld.
Von Fabian Nitschmann

Für Waldbesitzer läuft wirtschaftlich derzeit alles nach Plan. Sieben Jahre nach dem verheerenden Sturm Kyrill liegt der Holzpreis höher denn je, vor allem die im Bergischen Land weit verbreitete Fichte verspricht derzeit beste Erträge. Mit einem Kahlschlag schnelles Geld machen ist aus finanziellen Gesichtspunkten sicher kein verwerflicher Gedanke.

Doch genau davon halten die örtlichen Forstbetriebsgemeinschaften (FBG) nichts. Vor einigen Tagen wagte die FBG Morsbach einen Vorstoß und warnte ihre Mitglieder und die Öffentlichkeit vor Forstunternehmen, die mit einem schnellen Kahlschlag Geld verdienen wollen, die Nachhaltigkeit aber vernachlässigen. Die sogenannten Selbstwerber schwärmten von hohen Holzpreisen und machten Angst vor anstehenden Stürmen, so die FBG.

„Dass der hohe Preis nur für die entsprechende Qualität in der Spitze gezahlt wird und eine gesetzliche Verpflichtung zur Wiederaufforstung von kahl geschlagenen Flächen besteht, wird im Rahmen solcher Beratungen dann gerne vergessen“, erklärt die FBG Morsbach in ihrer Mitteilung. Stattdessen wirbt die Gemeinschaft für eine kostenlose Beratung durch den Revierförster. „Lernen Sie den wahren Wert ihres Waldes kennen, in dem Sie auf Nachhaltigkeit und zukunftsorientiertes Wachstum setzen.“

Ähnlich äußert sich das Regionalforstamt Bergisches Land. „Man darf natürlich nicht alle Selbstwerber über einen Kamm scheren“, erklärt Leiter Günter Dieck auf Nachfrage. „Aber es ist in den vergangenen Jahren schon zu einer Häufung der Kahlschläge gekommen. Vor allem 2011, als der Holzpreis noch nicht so hoch war, wie aktuell, gab es eine regelrechte Welle.“

Neben der ökologischen Nachhaltigkeit sei auch die wirtschaftliche Nachhaltigkeit für den Waldbesitzer bei einem übereilten Kahlschlag gefährdet. „Oft werden junge Fichten im Alter von 50 bis 60 Jahren abgeholzt, die erst in etwa 20 Jahren die wirklich großen Erträge mit sich bringen würden“, so Dieck. Außerdem brächten angemessene Durchforstungen bei den aktuellen Holzpreisen bereits genug Geld für den Moment ein, so der Forstamtsleiter weiter.

Thomas Nilius, Förster im Forstbetriebsbezirk Morsbach, hält die kahlschlagenden Selbstwerber für die Minderheit unter den Forstunternehmen, da auch aus betriebswirtschaftlicher Sicht kein langfristiger Nutzen entstehen kann. „Wer eine Waldfläche kahl schlägt, hat diesen Kunden für die nächsten 60 Jahre verloren. Eine gute langfristige Planung kann so nicht funktionieren und ich bin froh, dass die meisten Selbstwerber nicht so handeln“, sagte Nilius gegenüber Oberberg-Aktuell.
  
Das Regionalforstamt empfiehlt allen Waldbesitzern, die Beratung des örtlichen Försters in Anspruch zu nehmen. "Letztlich muss sich jeder private Waldbesitzer selbst entscheiden, wie er mit seinen Flächen verfährt. Aber wir können ihm zumindest eine neutrale Beratung von Fachleuten garantieren", erklärt Forstamtsleiter Dieck.
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