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„Diese Kinder haben noch gar nicht gelebt“

fj; 16. Jul 2014, 10:51 Uhr
Bilder: Fenja Jansen --- Gemeinsam mit den Enkelkindern von Helga Stoffel und den Tieren in ihrem „Streichelzoo“ verbachten die Kinder aus Weißrussland einen vergnüglichen Nachmittag in Pernze.
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„Diese Kinder haben noch gar nicht gelebt“

fj; 16. Jul 2014, 10:51 Uhr
Bergneustadt – Zum 16. Mal hat die Evangelische Kirchengemeinde Wiedenest Kinder aus der Umgebung von Tschernobyl zur Erholung ins Bergische eingeladen - Gestern waren sie zu Gast im Streichelzoo von Helga Stoffel in Pernze.
Die Begrüßung fällt noch etwas schüchtern aus, aber dann entdecken die vier Jungen die bereit gestellten Trampel-Trecker und nehmen sie in Beschlag. Den drei Mädchen zaubern die Ponys Moritz und Sternchen ein Lächeln in die blassen Gesichter und als eines der Tiere vor den Stall geführt wird, damit die Mädchen es striegeln können, ist die anfängliche Schüchternheit vergessen. Auch Hofhund Otello, der nebenher für die Johanniter als Besuchshund im Einsatz ist, bringt die Kinder zum Staunen und Lachen. Zum 16. Mal hat die Initiative „Den Kindern von Tschernobyl“ der evangelischen Kirchengemeinde Wiedenest eine Gruppe von Kindern samt Müttern, Dolmetscherin und Arzt ins Oberbergische geholt, damit sie sich hier von der atomaren Belastung in ihrer Heimat Gomel, etwa 100 Kilometer Luftlinie von Tschernobyl entfernt, erholen können.  


[Die Jungen waren vor allem von dem vielen Spielzeug begeistert, das Helga Stoffel für sie auf dem Bauernhof bereitgestellt hatte.]

„Alle sieben Kinder, die in diesem Jahr mitreisen, haben einen mehrjährigen Krankenhausaufenthalt hinter sich“, weiß Gudrun Irle, Vorsitzende der Initiative. Sechs der sieben Kinder, die alle zwischen fünf und acht Jahre alt sind, leiden an Leukämie. Dem siebten musste eine Niere aufgrund eines Tumors entfernt werden. Wegen ihrer Krankheiten war ihnen ein Besuch im Kindergarten oder in der Schule oftmals noch nicht möglich. „Diese Kinder haben noch gar nicht gelebt“, so Irle. Umso mehr genießt sie es, sie hier im Oberbergischen aufblühen zu sehen. „Es haben sich schon Freundschaften gebildet – Anastasia und Marianna sieht man nur noch Hand in Hand.“


Am vergangenen Samstag ist die 16-Personen-Gruppe angereist. „Wir sind im Paradies – das ist das erste, was die Mütter gesagt haben, als sie hier ankamen“, weiß Dolmetscherin Irina zu berichten. Untergebracht sind die weißrussischen Gäste im Käte-Strobel-Haus in Oberrengse. Hier beginnen die Tage mit einem Besuch im hauseigenen Schwimmbad, gestern Abend testeten die Kinder die Sauna. Dafür, dass die Kinder auch tagsüber viel erleben, hat die Wiedenester Initiative gesorgt. Gestern stand ein Besuch des „Streichelzoos“ von Helga Stoffel in Pernze auf dem Programm, aber auch Ausflüge in den Affen- und Vogelpark in Eckenhagen und den Flugplatz auf dem Dümpel sorgen für Abwechslung.

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Dabei geht es nicht allein darum, die Kinder von ihrer Krankheit, dem damit verbundenen Leidensweg und der Armut in ihrer Heimat abzulenken. Die Besuche im Oberbergischen haben auch einen nachweislich positiven Effekt auf die Gesundheit. „Hier atmen sie frische Luft und essen frisches Gemüse und Obst. Das verbessert die Blutwerte. Dieser Effekt hält bis zu einem Jahr“, erklärt Margot Bockemühl, Mitglied der Initiative. Zur Förderung und Stabilisierung der Genesung nach der Behandlung im Krankenhaus wurde allen Kindern die Teilnahme am Erholungsurlaub dringend empfohlen.
 

[Die Mädchen waren ganz vernarrt in die Ponys Moritz und Sternchen.]

Der Aufenthalt im Oberbergischen ist aber auch eine wichtige Auszeit für die Mütter, die in ihrer Heimat teils mehrere kranke Kinder zu versorgen haben. Hier in Deutschland plagen sie ganz andere, angenehmere Sorgen. So hat Anastasias Mutter, Veronica, schon so viel Kleidung für sich und ihre insgesamt drei Kinder geschenkt bekommen, dass sie auf der Suche nach einem größeren Koffer ist. Ein Problem, dass die engagierten Mitglieder der Initiative sicher auch lösen werden. Um den Besuch und das Programm jedoch weiterhin finanzieren zu können, ist die Initiative auf Spenden angewiesen: Bankverbindung: Ev. Kirchengemeinde Wiedenest, Konto: 143 552, BLZ 384 500 00, Sparkasse GM-Bergneustadt, Stichwort „Den Kindern von Tschernobyl“. Nähere Informationen gibt die Vorsitzende der Initiative, Gudrun Irle, Telefon 02261/41 257 oder im Internet unter www.kirche-wiedenest.de.
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