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Singen, tanzen und spielen gegen „Gehirnverstopfung“

fj; 2. Jul 2014, 13:15 Uhr
Bilder: Fenja Jansen --- Gestern feierte das Musical „Drachen in der Schule“ Premiere.
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Singen, tanzen und spielen gegen „Gehirnverstopfung“

fj; 2. Jul 2014, 13:15 Uhr
Gummersbach – In ihrem Musical „Drachen in der Schule“ zeigen die Mitglieder des Kinder- und Juniorkurses Musical der Kulturwerkstatt 32, wie sich ihr Leben seit der Einführung von G8 verändert hat – Nächste Aufführung am 4. Juli.
Allein die Schulranzen, die die jungen Musical-Darstellerinnen auf ihren Rücken tragen, scheinen fast zu groß für die kleinen Trägerinnen. Doch dann hetzen sie auch noch los, wuseln durcheinander und singen dabei „Wir haben keine Zeit und müssen und beeilen“. Sieht so der allmorgendliche Schulbeginn aus? Wenn man den Darstellern des Kinder- und Juniorkurses Musical der Kulturwerkstatt 32 glauben möchte, ja. Und das erst recht, seitdem G8, die Verkürzung der Schulzeit bei gleichbleibender Menge des Lernstoffs – in das Schulsystem Einzug gehalten hat. Denn die Texte, für die sich Christine Bretz verantwortlich zeichnet, sind inspiriert vom schulischen Alltag der jungen Darsteller, verriet der musikalische Leiter Joachim Kottmann.


[Ist die Schule vorbei, geht das Lernen zu Hause weiter.]

Mit ihrem Jahresabschluss-Musical „Drachen in der Schule“, das gestern in der Studiobühne der Halle 32 Premiere feierte, wehren sich die Juniorklassen der Kulturwerkstatt. Leicht überspitzt – dafür aber umso humorvoller – geben sie den Erwachsenen einen Einblicke in einen durchorganisierten Tagesablauf, der für sie oft bittere Realität ist. „Sind die Mathe-, Englisch-, Physik-, Deutsch-, Chemie- und Hauswirtschafts-hausaufgaben erledigt“, fragt da die Mutter ihre Tochter am Nachmittag, während sie selbst noch ihren Arbeitgeber am Handy hat. „Ja“, antwortet die Kleine, „dann kannst du ja jetzt für die Klassenarbeit üben“, erwidert die Mutter. Da bleibt keine Zeit mehr für Hobbys, Fantasie und Spiel. „Gesangsunterricht in der Musikschule? Das ist doch Zeitverschwendung“, urteilt die Lehrerin. „Kunst ist überflüssig“, befindet eine Mutter.


[Das Leben findet draußen statt, drinnen wird gebüffelt.]

„Arbeit ist das halbe Leben, Ordnung ist die andere Hälfte. Der einzelne braucht nicht zu denken, wenn die Führung funktioniert“, singen die Ameisen im Gleichschritt. So wollen die Kinder nicht werden. Sie wollen sein wie die Drachen, die ebenfalls im Stück ihren Auftritt haben und ihre eigenen Wege gehen. Denn Lernen, so die Botschaft, kann man nicht nur am Schreibtisch. Was aber, wenn die Zeit nicht mehr ausreicht, um neben dem Lernen auch zu Leben? Diese Frage muss sich letztendlich auch die Lehrerin, Frau Turteltaub, stellen und sucht Hilfe bei den Müttern Frau Wagengrün, Frau Drachenfels und Frau Blumenstaub. Die stellen nicht das System in Frage, sondern die Kompetenz der Lehrerin – und schlagen ihr vor, einen Nachhilfedienst für Lehrer einzurichten.


Mit Liedern aus Musicals wie Tabaluga, Matilda und Alfred Jodocus Kwak zeigen die Kinder der Kulturwerkstatt, welche Auswirkung die „Erwachsenen-Idee G8“ auf ihr Leben hat. Sie singen, tanzen und spielen für mehr Zeit für sich, gegen Hausaufgaben bis 22 Uhr und „Gehirnverstopfung“. Die Gelegenheit, das Musical noch einmal zu sehen, gibt es m kommenden Freitag, 4. Juli, um 15 Uhr in der Studiobühne. Der Eintritt ist frei.

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