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Politik trifft auf Wirklichkeit

db; 12. Apr 2014, 21:59 Uhr
Bild: NRW-Schulministerin Sylvia Löhrmann (Mitte) sprach unter anderem mit Schulleiter Walter Heilmann und Mutter Vera Rittinghaus-Wiedemuth.
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Politik trifft auf Wirklichkeit

db; 12. Apr 2014, 21:59 Uhr
Wiehl - NRW-Schulministerin Sylvia Löhrmann diskutierte mit Eltern und Pädagogen aus der Region über Inklusion.
Es war ein zähes Ringen, doch vor wenigen Tagen haben sich die kommunalen Spitzenverbände und das Land Nordrhein-Westfalen auf einen Kompromiss geeinigt, wie die Kosten für die Inklusion verteilt werden sollen. Mit mindestens 175 Millionen Euro beteiligt sich das Land in den kommenden fünf Jahren. Ein Schritt ist getan, viele werden aber noch folgen müssen, wie sich jetzt auch bei der Diskussionsrunde mit NRW-Schulministerin Sylvia Löhrmann von den Grünen zeigte, die auf Einladung der Kreistagsfraktion und des Kreisvorstands der Grünen nach Wiehl gekommen war.



Reden sind schon viele geschwungen worden. Und eigentlich begrüßt jeder die Idee der Inklusion: Gemeinsamer Unterricht für alle Kinder – ob mit oder ohne Handicap. Doch irgendwie bleibt das Gefühl, dass sich Politik und diejenigen, die es dann auch konkret umsetzen sollen, nicht richtig einig werden über den Weg dorthin. Im Waldhotel Tropfsteinhöhle stellte sich Löhrmann deshalb den Fragen, Anregungen und der Kritik von Eltern, Pädagogen und Politikern hier aus der Region.

So berichteten die Mütter Maren Kellberg und Vera Rittinghaus-Wiedemuth von ihren Erlebnissen bei dem Versuch, ihre behinderten Kinder auf eine Regelschule zu schicken. Es ist nicht einfach, wie sich schnell zeigte. Furcht vor Fehlern oder einfach nur Unsicherheit wegen Unwissenheit, scheinen noch bei vielen Schulen vorzuherrschen. Das glaubt auch Schulleiter Walter Heilmann, allerdings wird an seiner Peter-Petersen-Schule in Köln bereits seit Anfang der achtziger Jahre Inklusion gelebt. Es funktioniert, so seine Botschaft. AWO-Mitarbeiterin Carmen Oerder war der Meinung, dass die Bereitschaft bei den Pädagogen nicht das Problem sei, „aber es braucht genug Personal und Geld“.

Für ausreichend und qualifiziertes Personal werde laut Löhrmann gesorgt. Und sie sagte: „Inklusion muss nicht zwingend teuer sein.“ So empfahl sie den Kommunen, für eine attraktive Schullandschaft mehr zusammenzuarbeiten. Man werde nicht überall jede Schulform erhalten können, gab die Ministerin zu bedenken. Das gilt auch für die Förderschulen, deren Zukunft noch ungewiss ist. Und wenn sich auch diesmal eigentlich alle Beteiligten einig waren und dem Titel der Veranstaltung „Bildung für alle“ zustimmten, so wird es noch viele derartige Diskussionen geben. Löhrmann: „Die Inklusion ist kein Sonntagsspaziergang, sondern eine Bergwanderung.“
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