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Der Kreisstadt-Choleriker

db; 6. Apr 2014, 16:38 Uhr
Bilder: Daniel Beer.
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Der Kreisstadt-Choleriker

db; 6. Apr 2014, 16:38 Uhr
Gummersbach - Gernot Hassknecht platzte bei seinem Auftritt in der Halle 32 mehr als einmal der Kragen.
Er fuchtelt mit den Armen, er schreit mit hochrotem Kopf, stampft wütend umher - Gernot Hassknecht ist Emotionen pur. Der kleine Mann, der sich durch seine Schimpftiraden in der „heute-show” im ZDF als Choleriker einen Namen gemacht hat, war auch gestern in der Halle 32 schon nach wenigen Sekunden auf 180: „Das Bühnenlicht wurde wohl auf dem Flohmarkt gekauft. Ich sehe ja viel kleiner aus – 1,85 Meter steht in meinem Ausweis!“ Wer's glaubt.




[Hat das sich Aufregen zu seinem Beruf gemacht: Gernot Hassknecht.]  

Seit 2009 verkörpert Schauspieler Hans-Joachim Heist den personifizierten Wutbürger, der keinen großen Anlass braucht, um an die Decke zu gehen. Die Herausforderung, die kurzen Hassknecht-Ausbrüche aus der TV-Sendung in ein gut zweistündiges Programm zu packen, hat Heist gut gemeistert. „Das Hassknecht-Prinzip – in zwölf Schritten zum Choleriker”, so hat er seine angebliche Lebenshilfe tituliert, damit man in Zukunft direkt mit Schaum vorm Mund in den Tag starten kann. Denn: „Der Mensch nutzt nur zehn Prozent seines Wutpotenzials.“ Dabei sei doch jeder Tag ohne cholerischen Anfall ein verlorener Tag.


[In seinem eigenen sozialen Netzwerk „hassbook“ kann man nur Feindschaftsanfragen verschicken.]

Auf dem Weg zum explodierenden HB-Männchen gibt es einiges zu beachten. Zum Beispiel bei der Ernährung: „80 Prozent ihrer Nahrung sollte mal ein Gesicht gehabt haben. Gott will nicht, dass wir Brokkoli dünsten!“ Und auch unterwegs kann man sich jederzeit herrlich aufregen – ob mit der Bahn oder im eigenen Auto. „Selbst Gandhi hätte im Berufsverkehr die Kontenance verloren.“ Und damit das Publikum das soeben gelernte Wissen auch direkt ausprobieren konnte, lud Hassknecht dazu ein, ihn während der anschließenden Autogrammstunde ordentlich anzuschreien.    
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