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Bekanntgegeben, was der Staat verschwieg

Red; 18. Apr 2011, 14:50 Uhr
Bild: privat.
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Bekanntgegeben, was der Staat verschwieg

Red; 18. Apr 2011, 14:50 Uhr
Marienheide – Unterstützt von seiner Frau Gerda erzählte Autor Botho Kirsch im Alten Fuhrmannshof von seiner Zeit als Journalist in Moskau.
Im vollbesetzten Raum saßen Autorenpaar Gerda und Botho Kirsch auf der "Fuhrmannsbank" im Müllenbacher "Alten Fuhrmannshof" und zogen die Zuhörer in ihren Bann. Botho Kirsch war über 20 Jahre lang als Korrespondent für die Süddeutsche Zeitung, den Spiegel, die Frankfurter Rundschau und schließlich als Leiter der Deutschen-Welle für Osteuropa in Moskau. Ein Kernsatz prägte sich allen ein. "Wenn man an die eigenen Lügen glaubt, dann kann ein System nicht bestehen." Und dabei seien es gute Jahre in Moskau gewesen, sagte Gerda Kirsch, die Menschen seien einmalig freundlich.

Doch unter Beobachtung zu stehen, das sei eine große Einengung gewesen. Die Deutsche Welle sendete auf Kurzwelle in der jeweiligen Landessprache in der Sowjetunion, in Polen und der damaligen Tschechoslowakei Nachrichten, wie sie im Staatsrundfunk nicht zu hören waren. In ihrem gemeinsamen Buch - bestehend aus Briefen  - wurde ein Bild von einem Moskau in der Zeit des "Kalte Krieges" deutlich, wie man es im Westen sicher nicht kannte. Und auch bei der Berichterstattung wurde der Journalist eingeschränkt. Als über die Deutsche Welle das Atomunglück von Tschernobyl in das Wissen der Menschheit drang, schwieg das sowjetische Fernsehen noch. So wurde  Kirsch für die Deutsche Welle im Radio aktiv. Parallel und aktuell zu diesem Thema stellt die Japanische Künstlerin Setsuko Fukushima in der Galerie des Fuhrmannshofes aus.

Am 16. und 17.April öffneten wieder alle Antiquariate und Leseorte in Müllenbach ihre Tore. Das Bücherdorf hatte zum "Tag des Buches" eingeladen. Die Lesung mit dem Deutschen-Wellen-Korrespondenten  Botho Kirsch war in das Programm eingebettet. An eine alte Schriftart erinnerte die Grafikerin Christiane Wiesener, die in dem "alten Klassenraum" des "Haus der Geschichten" einen Kurs in Sütterlin-Schreiben anbot. Wie auch der "Tag des Buches" an Anstrengungen interessierter Kreise erinnert, Geschriebenes zu zensieren, so klang auch in diesem Kurs das Wissen über die Macht des geschriebenen Wortes durch. Das große Bücherfest zum Gutenberg-Tag wird im Bücherdorf Müllenbach am 19. Juni gefeiert.
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