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Altstadt-Entwicklung: Nun müssen aus Träumen Taten werden

fj; 6. Dec 2018, 12:01 Uhr
Bilder: Michael Kleinjung --- Die zweite Stadtteilkonferenz, zu der die Stadtverwaltung gemeinsam mit dem Planungsbüro Dr. Jansen in den Gemeindesaal der Altstadt geladen hatte, war wieder gut besucht.
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Altstadt-Entwicklung: Nun müssen aus Träumen Taten werden

fj; 6. Dec 2018, 12:01 Uhr
Bergneustadt – Gestern wurde den Bürgern der Altstadt der Entwurf eines Konzepts zur Aufwertung ihres Stadtteils vorgestellt – Aufbruchsstimmung ist da, nun geht es an die Konkretisierung der Teilprojekte.
Angefangen hat es bei einem Bier in der Gaststätte Jäger – wie kann es auch anders sein, wenn es um die Bergneustädter Altstadt geht? Hier trafen sich Altstädter 2015 zum ersten Mal, um zu diskutieren, wie man dem Leerstand in der Altstadt begegnen kann und den historischen Kern Bergneustadts fit für die Zukunft machen könnte. Das Problem von damals: Es gab keinen geeigneten Fördertopf, den man anzapfen konnte. Mit dem Zuschlag für die Regionale 2025 hat sich dieser entscheidende Punkt geändert. So wurde ein Arbeitskreis gegründet, der Ideen sammelte und diese schließlich beim Kölner Planungsbüro Dr. Jansen einreichte. Die ausgearbeiteten Ergebnisse und Vorschläge zur Stadtgestaltung stellten Anja Boddenberg und Sandra Desernot, beide vom Planungsbüro, im Rahmen einer ersten Stadtteilkonferenz im vergangenen Juni vor (OA berichtete), weitere Anregungen und Ideen lieferten die Bürger selber.


[Aus den Wünschen und Vorschlägen der Bürger erarbeitete das Planungsbüro Dr. Jansen das „Städtebauliche Stadtteilentwicklungskonzept Bergneustadt Altstadt und Stadtmitte“, welches Architektin Anja Boddenberg gestern vorstellte.]

Viele dieser Anregungen wurden aufgenommen und daraus ein Maßnahmenkatalog für das „Städtebauliche Stadtteilentwicklungskonzept Bergneustadt Altstadt und Stadtmitte“ entwickelt, das den Altstädtern gestern im Rahmen der zweiten Stadtteilkonferenz im Gemeindesaal in der Altstadt vorgestellt wurde. Dabei definierte Architektin Anja Boddenberg vom Planungsbüro Dr. Jansen fünf Handlungsfelder mit eigenen Zielen, für die je einzelne Maßnahmen konzipiert wurden. Ziele des Handlungsfelds „Bauen, Denkmäler und Wohnen“ sind beispielsweise, die besondere Atmosphäre der Altstadt zu bewahren und Baudenkmäler sowie ortsbildprägende Häuser zu sanieren. Hier sollen die Besitzer der Häuser durch ein Hof- und Fassadenprogramm, einen Stadtteilarchitekten und eine Gestaltungsfibel sowohl finanziell wie auch mit Informationen und Beratung unterstützt werden.



Grünflächen und Plätze in der Altstadt zu schaffen bzw. neu zu gestalten war ein häufig geäußerter Wunsch in der ersten Stadtteilkonferenz. Aus den Bürgeranregungen hat das Planungsbüro einen „Masterplan öffentlicher Raum“ geschmiedet. Dieser sieht unter anderem vor, den Burgberg durch Freistellung sichtbarer zu machen, Treffpunkte anzulegen und den öffentlichen Raum attraktiver zu gestalten, beispielsweise indem der Metalsa-Parkplatz optisch von der Innenstadt abgetrennt wird. „Das wäre eine Maßnahme, die durch das Pflanzen einer Baumreihe schnell und unkompliziert umgesetzt werden könnte – und einen großen Effekt hätte“, so Boddenberg. Die fußläufigen Verbindungen zwischen Altstadt und Stadtmitte zu verbessern, die Parkraumsituation in der Altstadt zu optimieren und Barrieren an Straßen und Wegen zu überwinden waren die Ziele des Handlungsfelds „Mobilität“. Hier brachte Boddenberg einen „Altstadtaufzug“ ins Spiel, der Innen- und Altstadt verbindet.


[Bürgermeister Wilfried Holberg zeigte sich fest dazu entschlossen, die Regionale als Chance für Bergneustadt zu nutzen.]

Ziel des Handlungsfelds „Soziales, Kultur und Tourismus“ ist es, die Gewerbetreibenden zu stärken, das gastronomische Angebot auszubauen und das Heimatmuseum um einen Saal und ein Zwischengebäude zu erweitern. Hierzu hatte Bürgermeister Holberg Positives zu berichten: „Per WhatsApp hat mir unsere Innenministerin mitgeteilt, dass ein Förderbescheid ausgefertigt wird. Damit liegen die Fördergelder zwar noch nicht auf dem Tisch, aber wir haben die Zusage aus dem Ministerium“, so Holberg. Auch für die Zukunft der Gaststätte Jäger wurden Ideen präsentiert. Boddenberg regte hier die Umnutzung zum Veranstaltungsort für Theater, Konzerte und Kleinkunst an. „Wir wollen unbedingt vermeiden, dass ein Investor das Gebäude kauft und schicke Wohnungen draus macht“, so Boddenberg.

Noch, so machten die Planer vom Büro Dr. Jansen deutlich, sind die vorgestellten Ideen nur Möglichkeiten, die nun konkretisiertet werden müssen. Dabei könnten kleinere Maßnahmen, wie das Pflanzen einer Baumreihe, schneller umgesetzt werden als größere, wie das Anlegen einer öffentlichen Grünfläche dort, wo es Eigentumsrechte zu klären gilt. Dass die Pläne für die Stadtentwicklung sich nicht immer mit den Bebauungsplänen einzelner Bürger decken, und hier noch Redebedarf besteht, zeigte sich dabei bereits am Abend.


[Walter Jordan, Leiter des Heimatmuseums, würde sich über eine Seilbahn hinauf zur Altstadt freuen – und sie als Touristen-Magnet am liebsten bis über die Agger fahren lassen.]

Vorrangiges Ziel sei es, so Boddenberg, die Ideen schnell so zu konkretisieren, dass sie als Regionale-Projekte Chancen haben. „Zum jetzigen Zeitpunkt über konkrete Summen zu sprechen, wäre spekulativ, aber feststeht: Hier tun sich vielfältige Möglichkeiten auf“, machte dann auch Bürgermeister Holberg deutlich. Und auf Nachfrage bestätigten die Planer, dass auch eine Seilbahn vom Ortszentrum hinauf zur Altstadt als Möglichkeit noch nicht vom Tisch ist. „Wir haben Pläne formuliert, jetzt müssen wir ihnen Konturen geben“, warb der Bürgermeister für weitere Bürgerbeteiligung. Anfang 2019 soll der Rat über das Handlungskonzept und Stadterneuerungsgebiet beschließen, danach beginnt die Konkretisierung der Teilprojekte. Aufbruchsstimmung, so wurde deutlich, ist da, nun geht es an die Umsetzung – oder wie es eine Altstädterin formulierte: „Aus dieser Altstadt kann man doch etwas Schönes machen. Also machen wir es.“

Die Präsentation des Planungsbüros Dr. Jansen zur gestrigen Veranstaltung ist online einsehbar unter www.stadt-bergneustadt.de.
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