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Mr. Hasenrunde sagt adieu

bv; 13. Jun 2018, 13:35 Uhr
Bild: Bernd Vorländer.
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Mr. Hasenrunde sagt adieu

bv; 13. Jun 2018, 13:35 Uhr
Gummersbach – Ein Vierteljahrhundert lang hat Detlef Tinney den Lambachtallauf organisiert und tausende Läufer von Strombach aus auf die schwierigen Strecken geschickt.
Von Bernd Vorländer

Die Anspannung ist von ihm abgefallen. Ein bisschen wehmütig, aber doch zufrieden nippt Detlef Tinney an seinem Capuccino. Hinter ihm liegt einer der traditionsreichsten Läufe, die es im Oberbergischen gegeben hat. Der Hasenrunde/Lambachtallauf hat ein Vierteljahrhundert lang Athleten weit über das Oberbergische hinaus nach Strombach gelockt. Und Tinney hat das Ganze organisiert, koordiniert und in den Köpfen der Teilnehmer, Zuschauer und Sponsoren verankert. Der 25. Lauf vor einigen Wochen war gleichzeitig aber auch der letzte. Tinney wollte die Verantwortung gerne an einen Nachfolger übergeben, doch fand sich niemand. „Das ist sehr schade und mich hat das Loslassen auch echt geschmerzt, aber es ist jetzt leider nicht zu ändern“, sagt der „Vater“ des Laufs.


Eher durch Zufall war der heute 62-Jährige vor mehr als 30 Jahren zum Sport gekommen. Nachdem er mit dem Rauchen aufgehört und einige Kilos zugelegt hatte, startete Tinney seine Laufkarriere – und konnte nicht mehr aufhören. Dabei waren es die Ultrastrecken, die ihn reizten, wovon die Teilnahme an sieben Zunft-Kölsch-Läufen von Bielstein nach Köln zeugt. 1994, im Jahr des 100. Jubiläums des TV Strombach, ließ sich Tinney etwas Besonderes einfallen. Der Lambachtallauf sollte einer der sportlichen Höhepunkte der Feierlichkeiten werden. Und nicht nur das: Nachdem bei der Premiere etwa 100 Starter gekommen waren, nahm die Zahl der Leichtahleten in den Folgejahren immer mehr zu. Start und Ziel lagen stets auf dem Sportplatz in Strombach und schon bald hatten sich die Hasenrunde-T-Shirts, die jeder Teilnehmer erhielt, in der Szene herumgesprochen. Gemeinsam mit Edgar Nörrenberg hatte Tinney die Organisation in seinen Händen, in jedem Jahr galt es, bis zu 50 Helfer zu akquirieren, um den Andrang zu bewältigen. Und immer zitterte Tinney, ob die Zeitnahme korrekt funktionierte. „Da schwitzt man Blut und Wasser.“

Natürlich gab es in den 25 Jahren Ereignisse im Zusammenhang mit dem Lauf, die Tinney nie vergisst. Etwa zum Zehnjährigen, als man mit mehr als 500 Startern einen Teilnahmerekord verzeichnete, organisatorisch aber überfordert war. „Da haben die Läufer vor dem Ziel Schlange gestanden, weil wir mit der Zeitnahme nicht nachkamen. Das war mir echt peinlich“, erinnert sich Tinney. Oder 2007, als der Orkan Kyrill auch das Lambachtal nicht verschonte. Doch eine Absage kam nicht in Frage und so fand man eine Strecke, die in Richtung Herreshagen führte. Die Sportler hätten eben in jedem Jahr den Lambachtallauf fest in ihren Terminkalender eingeplant. „Wir wollten immer die familiäre Veranstaltung sein. Es war nie unser Ziel, damit Geld zu verdienen“, wusste Tinney auch immer treue Sponsoren an seiner Seite, etwa die Sportstiftung der Kreissparkasse Köln und die Sparkasse Gummersbach-Bergneustadt.

Wehmut also Anfang des Monats, als die letzte Hasenrunde über die Bühne ging. Tinney hat jetzt mehr Zeit für sein zweites Hobby, die Musik. Er spielt Gitarre und singt seit zwölf Jahren bei den „Voices“. Doch eine kleine Hasenrunde-Hintertür hält er sich offen. Sollte sich doch noch ein Nachfolger finden, „dann würde ich ihn intensiv unterstützen“, sagt der Vater des Traditionslaufs.
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