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Angst vor Schweinepest auch in Oberberg

bv; 10. Jan 2018, 15:24 Uhr
Bild: privat --- Die Schonzeit bei der Bejagung von Wildschweinen wurde aufgehoben.
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Angst vor Schweinepest auch in Oberberg

bv; 10. Jan 2018, 15:24 Uhr
Oberberg – Schonzeit bei Bejagung von Wildschweinen vom Kreis aufgehoben - Kreisjägerschaft zweifelt allerdings, ob auf diese Weise das Risiko vor der Krankheit minimiert werden kann.
Von Bernd Vorländer

In Nordrhein-Westfalen geht die Angst vor der Afrikanischen Schweinepest um – und das hat auch Auswirkungen auf den Oberbergischen Kreis. Noch ist landesweit kein Fall bekannt, aber diese Krankheit, die für den Menschen ungefährlich ist, wütet derzeit bereits in Polen und ist bei Haus- und Wildschweinen hoch ansteckend und verläuft tödlich. Gerade in der Schweinehaltung könnte es so zu erheblichen wirtschaftlichen Schäden kommen. Aus diesem Grund hat die nordrhein-westfälische Landwirtschaftsministerin Christina Schulze-Föcking gestern per Erlass alle unteren Jagdbehörden aufgefordert, die Schonzeit für Wildschweine mit sofortiger Wirkung bis zum 31.3.2021 aufzuheben. Ausgenommen davon sind nur Muttertiere mit Frischlingen unter 25 Kilogramm. Mit dieser Maßnahme erhoffe man sich eine Verringerung des Risikos, so das NRW-Ministerium.


„Beim Ausbruch der Schweinepest müssten wir umfassende Maßnahmen ergreifen, Sperrzonen errichten und möglicherweise ganze Bestände töten“, will Kreisdezernent Dr. Christian Dickschen an diesen Fall gar nicht denken. Kreisdirektor Klaus Grootens bestätigte, dass es bereits Gespräche mit der oberbergischen Kreisjägerschaft gegeben hat, um die neue Rechtslage deutlich zu machen. Derzeit werde aber auch Landesebene ein neues Bejagungskonzept ausgearbeitet. Bei den oberbergischen Jägern ist die Botschaft angekommen, doch dort bleibt man skeptisch, ob mit einer stärkeren Bejagung des Schwarzwildes das Risiko eingedämmt werden kann. „Ich wage das zu bezweifeln“, sagt Kreisjagdberater Baldur Neubauer. In Rheinland-Pfalz sei die Schonzeit bereits vor einigen Jahren aufgehoben worden. Dennoch habe sich dort die Zahl der Wildschweine sogar noch erhöht.

Ursache dafür ist nach Ansicht des Vorsitzenden der Kreisjägerschaft, Manfred Kind, unter anderem die Klimaveränderung, die einer natürlichen Auslese entgegenstehe. So überlebten nahezu alle Frischlinge die milden Winter, weil sie ausreichend Nahrung fänden. Es entwickele sich eine hohe Populationsdynamik, die einen rasanten Anstieg der Zahl der Schwarzkittel nach sich ziehe. Baldur Neubauer bringt noch einen weiteren Aspekt in die Diskussion. Demnach sei die Frischlingsjagd bei Jägern wenig populär. „Das hat natürlich vor allem ethische Gründe. Niemand bekommt Applaus, wenn er diese kleinen Wildschweine mit nach Hause bringt.“ Zum anderen ist es wohl auch schwieriger, Frischlinge zu erlegen. „Das Thema Schweinepest wird sich mit einer stärkeren Bejagung nicht lösen lassen“, ist Neubauer überzeugt.
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