Oberberg - Der Landesparteitag der AfD in Wiehl wurde seitens des Landesvorstands wegen Sicherheitsbedenken abgesagt - Polizei: 'Durchführung aus polizeilicher Sicht zu keinem Zeitpunkt gefährdet' - Gegenkundgebungen finden statt (AKTUALISIERT).

Von Nils Hühn

Der Landesvorstand der AfD NRW hat den für kommendes Wochenende in Wiehl geplanten Landesparteitag wegen Sicherheitsbedenken abgesagt und will das Treffen der rund 420 Delegierten nun auf einen späteren Zeitpunkt und an einen anderen Ort verschieben, teilte die Partei mit. Landesvorsitzender Martin Renner sagte, Grund für die Absage seien zu erwartende gewaltbereite, Demonstranten, unter anderem aus dem linksextremen Spektrum. Man habe nach der Bundestagswahl nicht mit einem solchen Aggressionspotenzial gerechnet. 

Diesen Aussagen widerspricht die Polizei. Es hätten keine konkreten Hinweise auf Gewalttaten vorgelegen. "Die Oberbergische Polizei ist von der kurzfristigen Absage überrascht worden. Aus polizeilicher Sicht war die Durchführung der geplanten Veranstaltung der AfD zu keinem Zeitpunkt gefährdet", teilte die Polizei mit. Man habe sich umfassend auf den Einsatz vorbereitet und bei der Einsatzkonzeption verschiedene Szenarien berücksichtigt, wodurch die Durchführung der geplanten Veranstaltungen gesichert gewesen sei. Die Polizei hat nach  Kontakt zu den übrigen Veranstaltern das geplante Einsatzkonzept entsprechend angepasst. „Die angekündigten Straßensperrungen in der Hauptstraße in Wiehl sind nicht mehr erforderlich“, so die Polizei.   

Auch die Veranstalter des Kontrastprogramms wurden von der Absage überrascht. „Wir sind von einem absolut friedlichen Verlauf ausgegangen“, so ein Sprecher der für Sonntag geplanten Kundgebung im Wiehltalstadion. Diese Veranstaltung wird trotz der Absage durchgeführt. „Es war nie eine Veranstaltung gegen den Parteitag, sondern eine Veranstaltung für Offenheit, Toleranz und Vielfalt.“ Auch die Menschenkette am Samstagvormittag soll wie geplant stattfinden, weil auf die politischen Inhalte der Rechtspartei hingewiesen werden sollte, „die sich auch durch die Absage nicht ändern werden“, sagte der Anmelder der Samstagsdemonstration. Auch am sonntäglichen Kultur-Marathon wird festgehalten. "Unser Lesemarathon steht unter dem Motto '#siebenundachtzigprozent – NRW ist vielseitig'. Wir wollten und wollen für ein offenes, tolerantes und vielfältiges NRW lesen und werden dies auch tun", erklärte Organisator Mike Altwicker.

Die Wiehler Arbeitsgemeinschaft der Christlichen Kirchen (ACK) verzichtet derweil auf die Ausrichtung des ökumenischen Gottesdienstes in der Katholischen Kirche am Samstagabend. Mit "großer Erleichterung" habe man die Absage des Parteitages vernommen. "Wiehl atmet wirklich auf und dennoch sieht man in den im Vorfeld angekündigten friedlichen Protesten den Ausdruck eines starken Miteinanders in einer bunten Stadt, und dass sich die Bürger der Stadt auch in kurzer Zeit sehr engagiert zeigen", erklärte die ACK.

Die von "Oberberg steht auf" vorbereitete Aktion am Samstag auf dem Rathausvorplatz beginnt um 9 Uhr mit einem Katerfrühstück. Bis 16 Uhr wechseln sich dort Redebeiträge und Musikauftritte verschiedener Künstler aus Nordrhein-Westfalen ab. Das Spektrum reicht von HipHop bis Punkrock.

Die Wiehler Verwaltungsspitze wollte sich zu diesem frühen Zeitpunkt noch nicht zu den neuen Entwicklungen äußern.

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