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Der Regenbogen-Mann und seine Villa Kunterbunt

pt; 3. Aug 2017, 10:33 Uhr
Bilder: Michael Kleinjung.
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Der Regenbogen-Mann und seine Villa Kunterbunt

pt; 3. Aug 2017, 10:33 Uhr
Bergneustadt – Der geniale Erfinder und Künstler, den jeder kennt: Dietmar Hillnhütter, eigentlich überall „Hilli“ genannt, ist im Oberbergischen bekannt wie ein bunter Hund.

Mit seinen lebhaften Kunst und seinen einzigartigen Physik-Shows zieht der 73-Jährige pensionierte Gymnasial-Lehrer Groß und Klein mit in seine farbenfrohe Welt - und kann vom Unterrichten nicht lassen, obwohl er eigentlich schon lange pensioniert ist. Darum ist er nun mit seinen Physik-Shows im Oberbergischen unterwegs. Paulina Theiß sprach mit Hilli über seine Leidenschaft für Kunst, verrückte Erfindungen und lebhaften Unterricht.

OA: Wie kam es eigentlich dazu, dass Du so bekannt geworden bist?

Hilli: Das weiß ich auch nicht so genau. 30 Jahre lang war ich Lehrer am Wüllenweber-Gymnasium Bergneustadt. Ich wollte immer anders unterrichten, als ich früher unterrichtet worden bin. Kinder sollten keine Angst vor ihren Lehrern haben. Es hat zehn Jahre gedauert, bis die Eltern und Kollegen mich wirklich akzeptierten. Ich fühle mich ja auch selber bescheuert, im Herzen bin ich noch ein Kind. Die Schüler hingegen fanden mich immer spitze und auch die Erwachsenen stellten dann irgendwann fest: „Der Hilli ist total bescheuert, aber nicht schlecht“. Wirklich bekannt bin ich dann durch die Schüler geworden. Viele von denen wollen jetzt mit mir bei Facebook befreundet sein, aber mehr als 5000 geben die mir nicht, also muss ich ab und zu welche löschen. Wer etwas über mich erfahren will, muss einfach nur mal „Hilli“ bei Google eingeben.

OA: Wie kam es dazu, dass Du Lehrer geworden bist?

Hilli: Mein Vater war schon Lehrer und alle sagten immer, ich solle doch auch Lehrer oder Pastor werden. Nach meinem Schulabschluss habe ich aber erst einmal eine Elektriker-Lehre gemacht. Als sie mich für die Bundeswehr einziehen wollten, fing ich dann noch schnell eine Schreiner-Lehre an. Danach bin ich auf die Ingenieurschule gegangen. Als ich dann schon arbeitete, besuchte ich nebenher die Kunstakademie – morgens Kunst, abends arbeiten. Nach meinem Abschluss war ich dann Diplom-Bildhauer, aber was fängt man damit schon an. Und weil ich nebenbei schon immer Nachhilfe gegeben habe, verschlug es mich dann irgendwann ganz ins Lehrerzimmer.

OA: Was macht für Dich guten Unterricht aus?

Hilli: In meinem Unterricht ging es immer praktisch zu und der Spaß durfte nie fehlen. Stets nach dem Motto: „Viel lachen, viel machen, viel lernen“. Theorie oder Kreide im Physik-Unterricht hat es bei mir nicht gegeben. Es wurde immer viel experimentiert und alles ausprobiert. Wir haben zum Beispiel Physik am Mofa gemacht und dieses auseinandergenommen und wieder zusammengebaut, um zu sehen, wie es funktioniert. Wenn die Sonne geschienen hat, haben wir mit Lupen auch schon mal Sträucher angezündet – „Learning bei Doing“ halt. Mit meiner Physik-Show war ich jetzt schon 600 Mal in Kindergärten und ich habe damit schon fast alle Grundschulen im Oberbergischen besucht. Die von der Gesamtschule Eckenhagen finden mich so gut, die wollen mich gar nicht gehen lassen. Obwohl ich eigentlich schon vor Jahren pensioniert wurde, bleibe ich noch bis 2024 an der Gesamtschule und mache dort mit viel Freude jeden Donnerstag meine Physik-AG.

OA: Wann hat sich denn die Begeisterung für das Erfinden entwickelt?


[Hilli und eine seiner bekanntesten Erfindungen: Die Klobürste mit Akkuschrauber.]

Hilli: Ich habe schon früh gemerkt, dass ich gerne Sachen erfinde. Zu jedem Anlass fällt mir etwas ein, das man gebrauchen kann. Ich denke über alles zwei Mal nach, denn jeder überflüssige Handgriff ist nicht nötig. Bereits mit 14 Jahren habe ich meinen ersten Panzer gebastelt, und danach folgten immer wieder Kleinigkeiten, die sonst niemand hat. All meine Erfindungen sind Unikate. Beispielsweise meine Klobürste mit Akkuschrauber oder meine „Hilli-Brille“, bei der an den Gläsern jeweils ein Magnet befestigt ist, sodass sie ohne Gestell an der Nase hält.

OA: Wie kamst Du zu der Kunst und bist du der einzige "Kunst-Begeisterte" in der Familie?



Hilli: Auch künstlerisch war ich schon immer begabt. Mein Vater hat früher auch gemalt, bei dem habe ich mir das abgeschaut. Als ich mit meinem ersten Ölbild in die Schule kam, wollte mein Kunstlehrer nicht glauben, dass ich das selber gemalt habe. Daraufhin ging ich zum Schulleiter, der mich während der Pause vors Fenster setzte und die Kirche malen lies. Sie stellten fest, dass ich wirklich so gut war und danach hatte ich immer eine Eins in Kunst. Auch meine beiden Töchter sind künstlerisch begabt, mein Sohn hingegen überhaupt nicht. Der stellte sich immer extra ungeschickt an, bis ich irgendwann sagte, er solle es lassen.

OA: Wann hast Du angefangen euer Haus in der Altstadt Bergneustadts in eine „Villa Kunterbunt“ zu verwandeln und was hält Deine Familie davon?


[Hilli in seiner eigenen kleinen Unterwasseer-Welt.]

Hilli: 1984 haben meine Frau und ich das alte Fachwerkhaus gekauft. Alle Renovierungsarbeiten habe ich selber gemacht, so wie mein Vater es früher schon bei uns getan hatte. Besonders bekannt ist wohl unser Badezimmer, das war sogar schon einmal im Fernsehen. Nach und nach wurde das kleine Haus im „Hilligässchen“ dann zu dem, was es jetzt ist. Ich habe viele Kleinigkeiten erfunden, die im Alltag hilfreich sind. Beispielsweise meine „Raucher-Schublade“, damit ich im Haus rauchen kann. Ich puste den Qualm einfach hinein und durch ein Rohr wird dieser dann über den Keller nach draußen geleitet. Weil das Haus so klein ist, muss ich alles versteckt bauen, es soll kein toter Raum entstehen. Meine Tochter sagte in einem Fernsehinterview mal, dass es schon anstrengend sei, wenn sich ständig und überall etwas bewegt. Aber meine Familie weiß, wie ich bin und hat es hingenommen.

OA: Nun zur Frage die vermutlich alle interessiert: Was hat es mit dem Regenbogen auf sich?


[In der Denker-Werkstatt: Auch auf seinem kleinen Dachboden ist Hilli überall vom Regenbogen umgeben.]

Hilli: Das mit dem Regenbogen ist eigentlich gar nicht so spektakulär. Es begann vor etwa 40 Jahren. Damals fuhr ich einen weißen Fiat 500 und meine Schüler durften den im Kunstunterricht dann bemalen. Dabei entstand ein Regenbogen. Seitdem begleitet er mich durch mein Leben und meine Arbeit. Er ist das was mich ausmacht und fast jeder, zumindest die meisten Oberberger, denken bei einem Regenbogen direkt an den Hilli.
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