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Von Nümbrecht nach Mexiko

bv; 3. Jul 2017, 13:25 Uhr
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Von Nümbrecht nach Mexiko

bv; 3. Jul 2017, 13:25 Uhr
Nümbrecht – Hareen Melanie Maiwald wuchs in der Region auf, ehe sie die weite Welt reizte – Doch ihre alten Heimat lässt sie bis heute nicht mehr los.

Von Bernd Vorländer

Vorsicht, heute ist es lediglich ein virtueller Kaffee, den wir mit unserem Gesprächspartner trinken. Die Entfernung ist zu groß, um sich im nächsten Café zu treffen. Doch der Reihe nach: Wenn einer eine Reise tut – Hareen Melanie Maiwald kann viel erzählen, denn es war nicht nur eine Reise, die sie in den vergangenen 15 Jahren unternommen hat. Dabei war die gebürtige Nümbrechterin, die zunächst in Nümbrecht-Hasenberg aufgewachsen ist, ursprünglich viel bodenständiger als die meisten Altersgenossen. „Ich wollte eigentlich nie weg aus Oberberg“, sagt die heute 39-Jährige, die in Wiehl am Dietrich Bonhoeffer-Gymnasium ihr Abitur machte.

In der Folge startete Melanie Maiwald eine Ausbildung zur Industriekauffrau bei der Firma Kampf in Mühlen. Doch viele Freunde verließen ihr Lebensumfeld, um ein Studium aufzunehmen. „Es wurde mir allmählich zu langweilig“, erinnert sich Maiwald und entschied sich zunächst für ein Praktikum im Anschluss an ihre Ausbildung. Dass sie in der Folge nicht mehr nach Deutschland zurückkehren sollte, hätte sie damals  nicht für möglich gehalten.


Zunächst trieb es die junge Oberbergerin nach Madrid. Eine Weltstadt, in der so vieles entspannter war und in der sie ein völlig neues Lebensgefühl kennenlernte. Lockerheit als Basis des Handelns, das waren neue Erfahrungen für die junge Frau aus Nümbrecht. Schnell war der Entschluss zum Studium gefasst. In Alicante schrieb sich Melanie Maiwald für „Europäische Wirtschaft“ ein, um nach einigen Semestern für ein Jahr nach Schweden zu gehen. In Östersund erwartete sie das Gegenteil dessen, was sie in Spanien genossen hatte: Schnee ohne Ende und teilweise nur drei bis vier Stunden Helligkeit am Tag. Das Studium schloss sie als Master of Business ab und arbeitete anschließend für zehn Jahre in Barcelona bei einer Weltfirma. In dieser Zeit lernte sie nicht nur eine neue Liebe kennen, sondern absolvierte auch eine Weiterbildung als Coach. Mit ihrem Freund ging es 2015 nach London, dort heiratete das Paar auch, ehe ein erneuter Umzug anstand. Jetzt war Mexiko das Ziel, die Heimat ihres Mannes.


[In Nümbrecht-Hasenberg wuchs Hareen Melanie Maiwald auf dem Bauernhof ihrer Eltern auf.]

In Mexiko City lebt das Paar heute. „Mich hat die neue Kultur gereizt“, sagt Melanie Maiwald, die beruflich auch in ihrer neuen Heimat als Coach arbeitet, interkulturelle Workshops anbietet und versucht, Menschen mehr Selbstvertrauen zu geben. Aber in Mexiko musste sich die gebürtige Nümbrechterin an völlig neue Gepflogenheiten gewöhnen. „Absprachen werden hier nicht immer eingehalten und mit der Pünktlichkeit nimmt man es hier auch nicht so genau“, sagt Melanie Maiwald, die aufgrund ihrer spirituellen Arbeit seit längerer Zeit auch den Vornamen Hareen hinzugefügt hat. Wer also den Handwerker nachmittags um 15 Uhr erwartet, weil dies eigentlich abgesprochen war, sollte Geduld mitbringen.

Doch auch nach fast 20 Jahren als „Weltenbummler“ lässt Melanie Maiwald ihre alte Heimat nicht los. Sie informiert sich regelmäßig über das Geschehen in Oberberg, skypt mit Freunden und ist der festen Überzeugung: „Das Oberbergische ist ein wunderschönes Fleckchen Erde.“ Als vor kurzem das 20-jährige Jubiläum ihres Abitur-Jahrgangs gefeiert wurde, konnte Maiwald nicht dabei sein. „Das hat mich geschmerzt, ich hätte gerne viele bekannte Gesichter wiedergesehen.“ Sie vermisst vor allem Natur und frische Luft, bei Freunden im Garten zu sitzen und gemeinsam zu grillen, die gemütlichen Abende mit vielen Gesprächen. Andererseits – dem oberbergischen Wetter trauert sie nicht wirklich nach. Dennoch: Auch wenn es tausende Kilometer sind, mit einem Fuß steht Hareen Melanie Maiwald auch heute noch fest in ihrer alten Heimat.
  
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