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Klause-Erweiterung 'ökologisch unverantwortlich'

nh; 11. May 2018, 22:50 Uhr
Bild: privat --- Blick auf das geplante Erweiterungs-Areal des Industrieparks Klause.
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Klause-Erweiterung 'ökologisch unverantwortlich'

nh; 11. May 2018, 22:50 Uhr
Lindlar/Engelskirchen - Der Naturschutzbund (NABU) fordert einen Stopp der Planungen zur Erweiterung des Industriegebiets Klause - Für Ausbau müssten 25 Hektar Waldfläche gerodet werden.
Von Nils Hühn

Ginge es nach dem Naturschutzbund (NABU), dann würde es die geplante Erweiterung des Industrieparks Klause in Richtung Süden (5. Abschnitt) nicht geben. Das Erweiterungsgebiet ist rund 36 Hektar groß. Damit die Gemeinden Lindlar und Engelskirchen das Gelände erschließen können, müssten circa 25 Hektar Waldfläche gerodet werden. „Das wäre der größte Eingriff in die Natur Oberbergs in den vergangenen 20 Jahren“, verdeutlichte NABU Oberberg Vorstand Michael Gerhard am Freitag im Haus Biesenbach am Kirchplatz Lindlar. Diese Maßnahme sei „ökologisch unverantwortlich“, so Gerhard weiter.

Denn das Erweiterungsgebiet, das in Lindlar „auf der Platte“ genannt wird, sei ein besonders schützenswerter Raum. Neben Fichten befinden sich hier auch viele Laubbäume wie Eichen oder Buchen. In einem Zeitraum von zwei Monaten wurde das Gebiet von den Ehrenamtlichen genauer unter die Lupe genommen. In den Fokus nahmen die Naturschützer Schmetterlinge. Insgesamt zählten sie 36 verschiedene Arten, von denen vier auf der Roten Liste NRW stehen würden, erklärte Gerhards. „Wenn wir ein ganzes Jahr untersuchen würden, sind es sicher über 25 Arten, die auf der Roten Liste stehen.“


Auch Rainer Ufer (NABU Lindlar) hatte das Gebiet untersucht und „besondere Biotope“ identifiziert. „Wir müssen Vorsicht walten lassen“, forderten Ufer und Co. einen Stopp der Planungen. „Es muss neu nachgedacht werden und unsere Bedenken müssen berücksichtigt werden“, forderte Gerhard. Friedrich Meyer (NABU Engelskirchen) appellierte in Richtung Lindlarer Verwaltung: „Geben Sie das gesamte Gebiet auf.“

Auch die Bürgermeister aus Engelskirchen und Lindlar waren der Einladung zur Vorstellung der NABU-Ergebnisse gekommen. Dr. Georg Ludwig (Lindlar) widersprach den Vorwürfen, dass die Planung intransparent sei und erklärte, dass es schon 2007 einen Aufstellungsbeschluss gab und im Juni 2017 eine Informationsveranstaltung durchgeführt wurde. Auch hätte die Gemeinde keine veralteten Daten zum Artenschutz, sondern aktuelle Ergebnisse aus dem März 2017 benutzt.

Helmut Schäfer, Grünen-Ratsmitglied aus Engelskirchen, erinnerte an das Jahr 1997, als beide Gemeinden über den 4. Bauabschnitt in Klause stritten. Innerhalb der vergangenen 21 Jahre hätte die Politik nicht dazugelernt. Er fühle sich von der Lindlarer Verwaltung nicht genügend informiert. Auch hatte er eine klare Meinung zu den Plänen: „Einen solch ortsbildprägenden Wald zu roden, ist eine Schande für Lindlar.“

Engelskirchens Rathauschef Dr. Gero Karthaus verstand derweil nicht, warum der NABU erst jetzt, 20 Jahre nach den ersten Planungen, seine Bedenken äußerte und nun kurz vor dem Aufstellen eines Bebauungsplans solch eine Kampagne starte. „Grüne und NABU haben jahrelang gepennt“, warf er den Naturschützern vor. Auch er bezeichnete die geplanten Eingriffe als „erheblich“, weshalb es aus seiner Sicht wichtig sei, mit Augenmaß zu handeln und so viel Fläche wie möglich unberührt zu lassen. Außerdem interessierten ihn, wie ein Ausgleich aussehen könnte.

Thomas Willmer, CDU-Ratsmitglied aus Lindlar, versuchte die Wogen ein wenig zu glätten. Aus der Bevölkerung hätte es 100 Anregungen gegeben, die in das Verfahren einfließen werden. Auch die Anmerkungen des NABU würden Berücksichtigung finden. Man müsse auf den Naturschutz achten, dürfe dabei aber auch nicht die Interessen der Bürger und Wirtschaft außer Acht lassen. Damit dürften sich die Naturschützer allerdings nicht zufriedengeben. „Notfalls wird es einen jahrelangen Kampf um die Klause geben“, kündigte Gerhard an.
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