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Leben heißt Lernen

us; 31. Oct 2018, 12:55 Uhr
Bilder: Ute Sommer --- Johannes Schnurr (v.l.), Institut für Soziale Arbeit in Münster, moderierte die Einstiegs-Gesprächsrunde mit Prof. Dr. Rainer Brödel, Ralf Schmallenbach, Sabine Süß und Thomas Knechtges.
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Leben heißt Lernen

us; 31. Oct 2018, 12:55 Uhr
Oberberg - Um einen strukturierten Überblick zum Thema 'Lebenslanges Lernen' zu bieten, bestehende Angebote zu präsentieren und Bedarfe zu ermitteln, veranstaltete der Oberbergische Kreis die Bildungskonferenz 2018.
Von Ute Sommer

Bildung und Ausbildung sind die grundlegenden Voraussetzungen für ein selbstbestimmtes Leben des Einzelnen und für die Zukunftsfähigkeit moderner Gesellschaften. Die Vermittlung ist nicht mehr allein auf Kindergarten und Schulzeit begrenzt, sondern umfasst längst alle Lebensphasen und Lebensbereiche. Aus diesem Grund riefen der Oberbergische Kreis, seine Kommunen und das Land NRW bereits 2009 das Bildungsnetzwerk Oberberg ins Leben, das mittlerweile aus einer Vielzahl regionaler Bildungsakteure und Bildungspartner besteht.

Mit dabei sind unter anderem die VHS, der TuS Wiehl, AggerEnergie, der schulpsychologische Dienst, die OASe, die Bibliothek Gummersbach, das Kompetenzteam OBK, Bildungsbüro Oberberg und die Biologische Station, die sich und ihre Arbeit in einer Begleitausstellung präsentierten. „Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels ist es unser Ziel, gute Bildungschancen in der Region zu bieten und ausgebildete Fachkräfte als Standortfaktor zu binden“, erklärte Simone Medyouni vom Bildungsbüro des Oberbergischen Kreises.


So informierten sich rund 150 Erzieher und Lehrer, Mitarbeiter aus schulnahen Einrichtungen und Elternvertretungen, aus Verwaltung, Verbänden, aus Politik, Sport und Gesellschaft bei der neunten Bildungskonferenz zum Thema „Lebenslanges Lernen“ (LLL) in der Wiehltalhalle. Als Sozial- und Gesundheitsdezernent des Oberbergischen Kreises unterstrich Ralf Schmallenbach, relevante Fragestellungen wie Inklusion, MINT, Nachwuchsförderung oder Digitalisierung mit allen Protagonisten reibungsfrei nach vorn zu bringen. In einer sich schnell verändernden Berufswelt dürften bei aller Förderung fachlicher Kompetenzen auch Sorgen und Vorbehalte der Menschen gegenüber dem Wandel nicht unberücksichtigt bleiben. "Auch die mentale Einstellung muss stimmen".

Da sich die Lernbiografie moderner Menschen zeitlebens entwickle, sei es die vordringliche Aufgabe von Schule, den Kindern eine grundsätzlich positive Einstellung zum Lernen zu vermitteln, erklärte Thomas Knechtges, als Vertreter der Schulaufsicht der Bezirksregierung in Köln. Da dem hohen Anspruch im Rahmen der schulischen Bildung nicht Genüge geleistet werden könne, müssten sich die Inhalte verstärkt der ganzheitlichen Wahrnehmung von Menschen anpassen.

[Erziehungswissenschaftler Prof. Dr. Rainer Brödel referierte über „Regionale Lernkultur als Grundlage von Entwicklungschancen.“]

Als Leiterin des Berliner „Netzwerks Stiftungen und Bildung“ ging Sabine Süß sogar noch einen Schritt weiter und forderte, die Lust am Lernen bereits im Frühkind-Alter zu wecken. Sie empfahl ihre Organisation als unabhängigen Partner zur gezielten Förderung zivilgesellschaftlichen Engagements und Bildungsallianzen auf lokaler Ebene. In seinem Fachvortrag über die „Regionale Lernkultur als Grundlage von Entwicklungschancen“ bezeichnete Prof Dr. Rainer Brödel Lebenslanges Lernen als heutige Realität, die sich durch häufige Brüche der Erwerbsbiografie ergebe.

Das Thema Weiterbildung sei mit Abstand das wichtigste Feld der Bildungsarbeit, deren Höhepunkt um das 40. Lebensjahr erreicht werde. Der Erziehungswissenschaftler der Universität Münster erläuterte, dass der bildungspolitische Begriff des LLL eine Entgrenzung des Lernens beschreibe, die dreidimensional geprägt ist. Formales Lernen bezeichne die Lernebenen von Klassenzimmern und Hörsälen, non-formales Lernen finde in der Freizeit, im Verein oder Kursen statt, das Informelle Lernen, „der Shootingstar des Bildungserwerbs“, sei das Lernen aus Lebenszusammenhängen und dem Alltag. „Obwohl sich die traditionelle Bildungskultur gewandelt hat, ist sie doch bewahrenswert“, appellierte er an seine Zuhörer, Lernen als stete Erweiterung der Handlungsfähigkeit zu begreifen. Anschließend vermittelten Vertreter von Schulen, Kitas, Stiftungen, aus Beruf, Sport und Gesundheitswesen in Fachforen unterschiedliche Impulse zum Lebenslangen Lernen.
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