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Viele Bäume hielten Sturmtief Eberhard nicht stand

ch,ls,nh; 11. Mar 2019, 15:55 Uhr
Bilder: Freiwillige Feuerwehr Wiehl --- Alle Feuerwehren im Oberbergischen Kreis waren bis in die späten Abendstunden im Dauereinsatz. Meistens mussten umgestürzte Bäume entfernt werden, wie hier auf der Brucher Straße durch die Freiwillige Feuerwehr Wiehl.
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Viele Bäume hielten Sturmtief Eberhard nicht stand

ch,ls,nh; 11. Mar 2019, 15:55 Uhr
Oberberg - Feuerwehr und Polizei im Dauereinsatz - Rettungsleitstelle verzeichnet insgesamt 300 Einsätze - Stromausfälle im gesamten Kreisgebiet - Mehrere Straßen gesperrt - Bahnverkehr bis Montagvormittag gestört - Keine Verletzten (AKTUALISIERT).
Glücklich konnte sich der schätzen, der den Sonntag auf der Couch verbringen durfte. Denn mit Sturmtief Eberhard zog ein äußerst unangenehmer Zeitgenosse über die Region hinweg. Bereits in den Mittagsstunden frischte der Wind merklich auf und erreichte am Nachmittag seinen Höhepunkt mit schweren Sturmböen von verbreitet 100 km/h, die örtlich auch im orkanartigen Bereich lagen. Große Schäden richtete der Sturm in den Wäldern an, weshalb das Regionalforstamt vor einem Betreten warnt (siehe Extra-Bericht). 

Die Kreisleitstelle registrierte ab Sonntagnachmittag 15 Uhr einen starken Anstieg der Notrufe aus dem gesamten Kreis. „Der Schwerpunkt lag im Kreissüden. Besonders stark betroffen waren Nümbrecht, Reichshof und Wiehl“, erklärte Iris Trespe, Sprecherin des Oberbergischen Kreises. Insgesamt zählte man rund 300 Einsätze, wobei es sich vorwiegend um Bäume handelte, die auf Straßen oder Stromleitungen gestürzt waren. Auch wurden mehrere Dächer beschädigt. "Die wichtigste Nachricht ist, dass es keine Verletzten gab", so Trespe. Die Polizei verzeichnete bis gestern 21:30 Uhr 68 wetterbedingte Einsätze. „Es war eine sehr unruhige Spätschicht“, berichtete Polizeisprecher Michael Tietze. Viermal mussten Streifenwagen wegen Unfällen ausrücken. Es blieb bei Blechschäden.



Der Stromversorger AggerEnergie hatte wegen des Sturms seinen Bereitschaftsdienst verdoppelt - aus gutem Grund, wie sich letztlich herausstellte. Unternehmenssprecher Peter Lenz berichtete von Stromausfällen in Morsbach, Reichshof-Wildbergerhütte und Engelskirchen. So gab es beispielsweise in Teilen von Engelskirchen-Schnellenbach gestern für etwa zwei Stunden keinen Strom. In allen Fällen waren Bäume auf Stromleitungen gefallen, wodurch die Versorgung zeitweise unterbrochen wurde. In Oberwiehl wurden drei Stromabnehmer auf Häusern aus der Verankerung gerissen. Gegen 1:30 Uhr in der Nacht war die Versorgung wiederhergestellt.

Die Stromversorgung konnte zumeist durch Umschalten auf andere Leitungen wiederhergestellt werdem. Die Reparaturarbeiten werden laut dem Unternehmenssprecher noch die nächsten Tage andauern. Davon bekomme der Kunde allerdings nichts mit. Derzeit sind in der Reichshofer Ortschaft Wildberg noch dieselbetriebene Notstromaggregate zur Versorgung im Einsatz. Nach grober Schätzung des Unternehmenssprechers gab es gestern etwa 50 Einsätze für die Mitarbeiter.

Auch beim Stromversorger BEW gab es gestern Ausfälle zu beklagen. Um 17:45 Uhr gab es Störungen in den Ortschaften Boxberg in Wipperfürth sowie in Ober- und Niederburghof, Niederhagen, Oberhagen, Straßweg und Friedensberg im Stadtgebiet von Hückeswagen.

Durch Umschaltungen wurde in Niederhagen, Oberhagen, Staßweg und Friedensberg die Stromversorgung für die Haushalte innerhalb rund 45 Minuten wiederhergestellt. Die Ortschaften Boxberg, Ober- und Niederburghof werden derzeit noch mit zwei Notstromaggregaten versorgt. Die Reparaturen und Aufräumarbeiten werden noch heute andauern, teilt die BEW mit.

Straßen NRW meldete acht wetterbedingte Straßensperrungen. Betroffen ist vor allem die Kreisstraße 25 in Nümbrecht zwischen den Ortschaften Marienberghausen und Erlinghausen. Die Straße kann voraussichtlich erst am Dienstag wieder freigegeben werden. Alle anderen sind wieder frei oder sollen im Laufe des Tages wieder befahrbar sein. Sperrungen gibt es noch auf der L 336 zwischen Reichshof-Sengelbusch und Oberwiehl, der L 324 bei Morsbach-Volperhausen, auf der K 48 zwischen den Wiehler Ortschaften Mühlhausen und Marienhagen, in Wipperfürth auf der K 18 bei Niederflosbach, auf der B 506 in Richtung Kürten sowie auf der L 350 bei Wiehl-Marienberghausen und im Bergneustädter Othetal auf der K 23. Die beiden letztgenannten Straßen wurden allesamt noch am Sonntagabend wieder freigegeben.



Bahnfahrten waren ebenfalls seit Sonntagnachmittag nicht mehr möglich. Da nicht ausgeschlossen werden konnte, ob noch weitere Bäume auf die Gleise stürzten, wurde der gesamten S-Bahn und Regionalverkehr in Nordrhein-Westfalen bis zum Betriebsschluss eingestellt. Dies geschah laut eines Bahnsprechers, um Schäden an den Zügen zu vermeiden. Aber auch, damit keine Fahrgäste mitten auf der Strecke strandeten. Zwischen Marienheide und Köln fuhr die Regionalbahn 25 planmäßig, aber zwischen Meinerzhagen und Lüdenscheid musste bis Montag, 11 Uhr, ein Schienenersatzverkehr eingerichtet werden. Jetzt ist die komplette Strecke der RB 25 wieder befahrbar.

Pendler mussten sich derweil auch heute Morgen auf eine andere Art von Behinderung einstellen: Auf der Rückseite des Sturmtiefs floss kältere Luft ein, die im Bergischen den Winter für ein Intermezzo zurückbrachte.

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