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Das gejagte Team

pn; 6. Sep 2018, 08:00 Uhr
Bilder: Martin Hütt - Der TuS Derschlag wird dieses Jahr das gejagte Team sein.
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Das gejagte Team

pn; 6. Sep 2018, 08:00 Uhr
Gummersbach - Die Handballsaison 2018/19 steht in den Startlöchern und Oberberg-Aktuell beleuchtet Neuverpflichtungen, Abgänge und Chancen der oberbergischen Vertreter in den einzelnen Ligen - Heute: Oberligist TuS Derschlag.
Von Peter Notbohm


Ralph Weinheimer wird nicht müde zu betonen, welch gute Saison seine Mannschaft abgeliefert habe. Nachdem die Derschlager Handballer im Vorjahr fast noch abgestiegen wären, standen die Epelberger im letzten Jahr wieder dort, wo sie nach ihrem Selbstverständnis auch hingehören: Mit an der Tabellenspitze. Nur sechs Spiele konnten nicht gewonnen werden und lediglich eine kleine Durststrecke im Januar verhinderte, dass aus einer guten bis sehr guten Saison eine hervorragende wurde. „Vielleicht war sogar mehr drin, aber ob ein Aufstieg zu diesem Zeitpunkt auch sinnvoll gewesen wäre, bleibt dahin gestellt“, will Weinheimer dem knapp verpassten Sprung in die Nordrheinliga nicht nachtrauern, dieses Jahr aber auch neu angreifen.


Kommen und Gehen


Dafür hat der Verein versucht, noch einmal nachzurüsten. Königstransfer ist Carsten Lange. Der zweitligaerfahrene Routinier soll die dringend benötigte Entlastung für Tim Hilger bringen. Der Chilene Matias Cabrales, Paul Borisch aus der Gummersbacher A-Jugend sowie Linksaußen Fynn Wandschneider von Fortuna Köln verleihen dem Kader zudem die dringend benötigte Tiefe, die ihm vergangenes Jahr abgegangen ist. Mit Martin Ritter und Michel Jannis konnten zudem zwei Torhüter gewonnen werden, die einen heißen Dreikampf im Tor mit Axel Sierau entfachen, der letzte Saison quasi konkurrenzlos zwischen den Pfosten war.


Dem gegenüber stehen die Abgänge von Pascal Seinsche (Bergneustadt), Jonas Hesener (Süddeutschland), Marco Rubel (Gelpe/Strombach II), Christian Wolf (Standby) und Christian Müller (zweite Mannschaft), die allerdings allesamt keine tragenden Säulen waren. Wesentlich schmerzhafter sind da schon die Wechsel von Shawn Pauly, der nach seiner einjährigen Leihe in Gummersbach noch einmal angreifen will und Petar Cutura, der kurzfristig seine Zelte in Hessen aufgeschlagen hat. Damit hat der Verein gleich drei Linkshänder auf einmal verloren. Zwar suchte der Oberligist noch kurzfristig nach Ersatz, nahm aber davon Abstand, erneut einen ausländischen Ex-Profi zu verpflichten.



[Das Derschlager Trainerteam (mittig) mit seinen Neuzugängen Matias Cabrales, Fynn Wandschneider, Michel Jannis, Martin Ritter, Carsten Lange und Paul Borisch (v.l.n.r.)].

Stärken und Schwächen

Eine Binsenweisheit des amerikanischen Sports lautet „Offense wins games. Defense wins championships“. Auch auf den TuS Derschlag traf dies vergangene Saison zu. Offensiv feuerten Hilger & Co meist ein wahres Feuerwerk ab, stellten mit 877 Toren die mit Abstand torhungrigste Angriffsreihe, kassierten mit 784 Toren zugleich aber auch mit Abstand die meisten Gegentreffer. „Mit der schlechtesten Abwehr steigt man in der Regel nicht auf. Wir können ja nicht jede Woche 36 Tore werfen“, schiebt Weinheimer die Abwehrschwäche auch den mangelnden Alternativen von der Bank zu. Denn sein Team musste trotz des hohen Tempos meist fast durchspielen. Dieses Manko sollen vor allem die Neuzugänge Paul Borisch und Carsten Lange ausmerzen. „Die nun breitere Bank wird sich bemerkbar machen“, ist sich Weinheimer sicher.


Ein kleines Fragezeichen steht allerdings noch hinter der rechten Seite der Derschlager. Timo Bay mache seine Sache auf dem rechten Flügel zwar gut, ist aber gelernter Linksaußen. Die Derschlager Hoffnungen lasten folglich auf den Schultern von Carsten Lange, der zudem sofort zum neuen Kapitän gemacht wurde. „Er und Tim Hilger sind die Spieler, die sich auf keinen Fall verletzten dürfen“, hat Weinheimer im Endspiel des BSP-Cups aber bereits ungewollt improvisieren müssen. Dementsprechend sieht sich der Coach auch nicht als unangefochtener Titelfavorit.


„Natürlich wollen wir oben mitspielen, aber die Topfavoriten sind Weiden und Pulheim. Das sind beides Teams, die noch einen Tick erfahrener als wir sind“, rechnet Weinheimer zudem mit starken Kontrahenten aus Refrath, Strombach und Birkesdorf. In einem ist er sich aber sicher. „Es wird kein Team geben, das durch die Liga rauschen wird“, erwartet er eine ausgeglichene Spitzengruppe.


Fazit


Die starke letzte Saison hat die Ambitionen am Epelberg wieder in die Höhe schießen lassen. Die Derschlager werden von der Liga weitestgehend zum Aufstiegsfavoriten erklärt, Trainer Ralph Weinheimer will diese Rolle aber nicht annehmen. Bleiben seine Schlüsselspieler allerdings von längeren Verletzungen verschont, kann der Aufstieg dieses Jahr eigentlich nur über die Oberberger gehen, trotz allen Understatements ihres Coachs.


Tests und Tore
TuS – TV Jahn Wahn Köln 26:32
TuS – Siegen/Eiserfeld 26:25
TuS – Siegen/Eiserfeld 25:24
TuS – TuS Ferndorf II 29:23
TuS – TuS Ferndorf II 30:22
TuS – Plettenberg/Werdohl 31:25


BSP-Cup:
TuS – HC Gelpe/Strombach II 30:13
TuS – TV Wallefeld 35:10
TuS – SSV Nümbrecht 24:23
TuS – CVJM Oberwiehl 43:29
TuS – HC Gelpe/Strombach 24:27


Zugänge
Carsten Lange (Leichlinger TV)
Fynn Wandschneider (SC Fortuna Köln)
Paul Borisch (VfL Gummersbach, A-Jugend)
Michel Jannis (Siegen/Eiserfeld)
Martin Ritter (Koblenz)
Matias Cabrales (Chile)


Abgänge
Jonas Hesener (Studium in Süddeutschland)
Marco Rubel (HC Gelpe/Strombach II)
Pascal Seinsche (TV Bergneustadt)
Christian Wolf (Standby)
Christian Müller (Zweite Mannschaft)
Petar Cutura (Werra)
Shawn Pauly (VfL Gummersbach II)


Spielerkader


Tor
Michel Jannis
Matrin Ritter
Axel Sierau


Feld
Timo Bay
Paul Borisch
Matias Cabrales
Timo Domian
Tim Hilger
Norman Krause
Carsten Lange
Lennart Mentges
Thorben Schneider
Vladislav Veselinov
Fynn Wandschneider
Nils Welke


Trainer
Ralph Weinheimer


Co-Trainer
Norman Scholz


Betreuer
Uli Mann


Physiotherapeut
Thomas Berscheid


Mannschaftsarzt
Thomas Hein
  
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