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OSB: Ärger über mangelnde Gesprächsbereitschaft

ls; 17. Jul 2018, 12:50 Uhr
Archivbilder: Martin Hütt --- Der Müllenbacher Vogel gehört zu den Schönsten der Region. Ihm werden in diesem Jahr die Beine gestutzt.
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OSB: Ärger über mangelnde Gesprächsbereitschaft

ls; 17. Jul 2018, 12:50 Uhr
Oberberg – Ärger über zu streng ausgelegte Vorschriften gibt es derzeit bei vielen Schützenvereinen – Einige werfen dem zuständigen Gutachter Befangenheit vor- Versammlung am 2. August einberufen.
Von Leif Schmittgen

Beim Oberbergischen Schützenbund (OSB) ist die Stimmung wegen der Umsetzung neuer Vorschriften bei der Schießstand- und Vogelturmrichtlinie angespannt: Viele Vertreter der Schützenvereine sind irritiert, weil aus ihrer Sicht die Richtlinien zu streng ausgelegt werden und vielerorts der Schießbetrieb nur noch eingeschränkt möglich ist. Sven Wottrich vom Schützenverein Marienheide blickt mit Unmut auf das zurückliegende Schützenfest. Denn man war nach der turnusmäßigen Schießstand- und Vogelturmüberprüfung einige Wochen vor dem Fest dazu gezwungen worden, auf das Schießen mit Kleinkaliber (KK) zu verzichten.   


[Sven Wottrich hatte vor und während des Marienheider Schützenfestes viel Arbeit.]

Denn die Richtlinien besagen unter anderem, dass ein Geschoss den Vogel durchschlagen und dann im Kugelfang landen muss. Dadurch soll die Bildung sogenannter Schussnester verhindert werden. Schlägt dann eine weitere Kugel auf das stecken gebliebene Geschoss, kann diese unter Umständen abprallen. „Das hat uns so kurz vor unserem Schützenfest viel Mühe und auch Geld gekostet“, sagt der Vorsitzende Wottrich, denn der Vogelbauer habe das Federvieh innerhalb kürzester Zeit auf die neuen Vorgaben anpassen müssen, von einer Dicke von 14 auf neun Zentimeter, damit die Kugel nicht stecken bleiben kann. Eine Kleinkaliberkugel könnte allerdings trotzdem im Torso hängen bleiben und damit Rückpraller verursachen.

 

Das habe man erst am Freitag vor dem Fest erfahren und musste deshalb auf dem Einsatz von KK verzichten. Deshalb hatte er während des Festes öffentlich seinen Unmut über die nicht vorhandene Gesprächsbereitschaft vonseiten der Behörden bemängelt. Hintergrund ist eine Verordnung von 2012, die mit einer Übergangsfrist von zwei Jahren in Kraft getreten ist. Da eine turnusmäßige Überprüfung der Sportanlagen aber nur alle drei bis vier Jahre stattfindet, sind erst in diesem Jahr etliche Vereine im Gebiet des OSB betroffen. Die Problematik ist dem OSB-Vorsitzenden Klaus Büser schon seit Längerem bekannt und er hat bereits im vergangenen Jahr das Gespräch mit der Kreispolizeibehörde gesucht. Bis dato allerdings vergeblich.   


[Klaus Büser ärgert sich über mangelnde Gesprächsbereitschaft bei der Polizei.]

Fünf E-Mails hatte er an den bei der Polizei zuständigen Mitarbeiter geschrieben, ohne Erfolg. „Ich habe lediglich eine mündliche Absage eines anderen Polizeimitarbeiters erhalten, dass in der Sache kein Gesprächsbedarf bestehe“, sagt Büser. Auf eine schriftliche Stellungnahme wartet er bis heute. Und das ist dem OSB-Chef, der selber Verwaltungsbeamter ist, ein Dorn im Auge: Denn auch die Prüfungsergebnisse und die damit verbundenen Auflagen für die Vereine seien nie schriftlich erfolgt, sondern ausschließlich mündlich durch den Gutachter ausgesprochen worden. „Damit haben wir keine Grundlage um Einspruch gegen die Auflagen einzulegen“, bemängelt Büser und er geht sogar noch einen Schritt weiter.  

Seiner Meinung nach ist der seit dem vergangenen Jahr durch die Polizei beauftragte Gutachter aus Brüggen am Niederrhein nämlich gar nicht weisungsbefugt, sondern seine Empfehlung müsse an die Polizei gegeben werden, die dann wiederum eine schriftliche Weisung an die betroffenen Vereine formuliert. „Das ist nie erfolgt“, sagt Büser. Deswegen hat er die Vorstände und Schießwarte aller Vereine, auch diejenigen, die nicht Mitglied im OSB sind, zu einer Versammlung eingeladen. Diese findet am Donnerstag, 2. August, um 18 Uhr, in der Schützenhalle von Mühle-Niederseßmar statt.

Ziel der Versammlung ist es, alle Vereinsvertreter auf den neuesten Wissensstand zu bringen. Anschließend soll ein Brief an Landrat Jochen Hagt verfasst werden, in dem er um ein Gespräch gebeten werden soll. Denn Büser geht davon aus, dass der Gutachter in seinen Entscheidungen, die eben oft auch Auslegungssache seien, befangen ist. „Ein Familienmitglied von ihm, soll durch einen Rückpraller das Augenlicht verloren haben“, sagt Büser. Und auch Wottrich bläst ins gleiche Horn: Auch er geht von der Befangenheit des Gutachters - und der damit verbundenen KK-Verbots aus. „Man hätte als Übergangslösung einfach den Sicherheitsabstand zum Vogelturm vergrößern können, sodass mögliche Abpraller die Gäste beim Schießen gar nicht erst erreichen können“, so Wottrich. Das habe der besagte Prüfer aber untersagt. 

Klaus Büser meint, dass eine solche Regelung in Nachbarkreisen – wo andere Gutachter im Einsatz seien – ohne Probleme umgesetzt werden. „Der zuständige Prüfer ist auch unter seinen Kollegen umstritten und gilt als absoluter Hardliner“, so der OSB-Chef. Aufgrund der aus seiner Sicht guten Zusammenarbeit mit dem Kreis in den vergangenen Jahren sieht Büser einer möglichen Gesprächsbereitschaft des Landrats optimistisch entgegen. 

Die Müllenbacher Schützen freuen sich trotz der neuen Auflagen auf ihr Fest am kommenden Wochenende. Man schraubt beim Vogelschießen die Füße des Federviehs ab, damit die vorgegebenen Maße eingehalten werden können. „Das machen wir freiwillig“, sagt der 2. Vorsitzende der Grünröcke, Dennis Montag. Es habe bisher keine Vorgaben gegeben und man wolle nach dem Schützenfest in Ruhe ein Konzept für die Zukunft, gemeinsam mit dem Gutachter erarbeiten, damit man auch sicher nach Vorne schauen kann.  
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