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„Es reicht“: Türkeistämmige setzen öffentliches Zeichen

Red; 15. Jun 2018, 11:04 Uhr
Bild: Fenja Jansen --- Türkischstämmige Oberberger setzten ein öffentliches Zeichen gegen die Politik Erdogans und erhielten dabei Unterstützung von Freunden und auch Passanten.
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„Es reicht“: Türkeistämmige setzen öffentliches Zeichen

Red; 15. Jun 2018, 11:04 Uhr
Gummersbach – Mitglieder verschiedener türkischer Organisationen protestierten gestern gegen die Politik Erdogans und für Demokratie, Frieden, Presse- und Meinungsfreiheit in der Türkei.
„TAMAM heißt es reicht“ und „Free Demirtas“ stand auf Plakaten, mit denen sich Mitglieder verschiedener türkischer Organisationen gestern vor dem Gummersbacher Einkaufszentrum Forum aufgestellt hatten. Unter dem Schutz der Polizei demonstrierten sie gegen die von Recep Erdogan angesetzte Parlaments- und Präsidentschaftswahl, mit der der türkische Präsident eine Verfassungsänderung anstrebt. „Wir wollen ein öffentliches Zeichen für Demokratie, Frieden, Presse- und Meinungsfreiheit setzen – und auf die Auswirkungen von Erdogans Politik aufmerksam machen“, erklärte der Journalist Aziz Kocyigit. So betrieben Erdogan und seine AKP eine Spaltung innerhalb der türkischen Gesellschaft, die nicht nur das Leben in der Türkei beeinflusse, sondern auch die Beziehung der im Ausland lebenden Türken untereinander sowie das Verhältnis zwischen der Türkei und anderen Nationen beeinträchtige.

Die Wahl, so Kocyigit weiter, finde unter undemokratischen Verhältnissen statt: „Jeder Gegner Erdogans wird zum Terroristen erklärt, viele seiner politischen Widersacher sitzen ohne Anklage im Gefängnis“. Konkret forderte das Bündnis die Freilassung des kurdischen HDP-Kandidaten Selahattin Demirtas, der seit 20 Monaten unbegründet in Haft sitze und so gezwungen sei, „Wahlkampf hinter Gittern zu machen“, so Kocyigit, der für das Bündnis sprach. Dieses hatten Mitglieder türkischer und türkisch-kurdischer Organisationen in Deutschland, darunter das Alevitische Kulturzentrum oder die Föderation für demokratische Rechte (ADHK), unter dem Namen „Wahlkomitee Oberberg“ nach dem türkischen Verfassungsreferendum ins Leben gerufen. „Wir wollten unsere Augen vor der Lage in der Türkei nicht verschließen“, begründete Kocyigit diesen Schritt.



Die Entscheidung, keine türkischen Wahlkampfveranstaltungen in Deutschland zuzulassen, begrüßte das Bündnis ausdrücklich, ging ihm aber gleichzeitig nicht weit genug. „Wir fordern Solidarität für alle demokratischen Kräfte, die in der Türkei für Frieden und Freiheit kämpfen“, hieß es in der öffentlich verlesenen Erklärung und die konkrete Forderung an die Bundesregierung lautete, die „wirtschaftliche, politische und militärische Unterstützung des Erdogan Regimes zu beenden.“ Die Aktion endete mit einer Postkarten-Aktion: Die Teilnehmer sendeten Karten mit dem Aufruf „Free Demirtas“ direkt an das türkische Gefängnis Edirne. Auch dies geschah unter Polizeischutz: „Leider halten auch uns viele Erdogan-Anhänger für Terroristen“, machte Kocyigit klar, dass die Aktion den Teilnehmern viel Courage abverlangte.

Die komplette Erklärung des Bündnisses kann hier nachgelesen werden.
  
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